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Die Eisbärin (German Edition)

Die Eisbärin (German Edition)

Titel: Die Eisbärin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Gereon
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willensunabhängigen Immobilisierung dieser Person.“
    „Aber bei Kohlmeyer handelt es sich offensichtlich um die zweite Möglichkeit“, sagte Klein.
    „Richtig, hier wurde ein Handgerät verwendet. Der Strom gelangt nur an die Oberfläche des Körpers, welche Muskeln betroffen sind, ist stärker begrenzt, aber der Schlag kann dennoch äußerst schmerzvoll und effektiv sein. Je nach Häufigkeit und Dauer des Stromflusses kann auch hier durchaus eine völlige Wehr- und Orientierungslosigkeit des Getroffenen erzielt werden.“
    „Was sagen uns die kleinen Hämatome?“
    „Eine mechanische Verletzung. Sie rührt von den metallenen Kontaktstiften. Diese sitzen wie zwei kleine Dornen am Kopf des Gerätes und führen den Strom. Der Schocker muss, ähnlich wie das Messer, wuchtig gegen den Körper geführt worden sein.“
    Klein dachte eine Weile über die neuen Informationen nach. „Das heißt, der Täter könnte das schlafende Opfer zunächst mit einem Stromstoß und anschließend mit dem Messer attackiert haben?“
    „Nun“, entgegnete Dr. Narayan, „es gibt Hinweise, dass das Opfer nicht im Schlaf angegriffen wurde.“ Sie hob den rechten Arm des Toten. „Sehen Sie den langen Schnitt am Unterarm? Eine typische Abwehrverletzung bei Messerattacken.“ Sie legte den Arm behutsam zurück auf den Tisch. „Zudem kann nur ein aufgeregt schlagendes Herz, nur ein schneller und starker Puls das Ausmaß der Blutspuren erklären, das wir vorgefunden haben.“
    „Ich finde den Ausdruck auf seinem Gesicht aufschlussreich genug.“
    Bergmann war unbemerkt einen Schritt vom Tisch zurückgewichen. Klein drehte sich zu ihr um, bemerkte die blasse Farbe um ihre Mundwinkel und warf ihr einen fragenden Blick zu. Doch sie schüttelte nur den Kopf und machte klar, dass kein Grund bestand, den Raum zu verlassen.
    „Da wäre noch eine Kleinigkeit“, meldete sich Sperber zu Wort. Er drehte sich um und präsentierte eine kleine, durchsichtige Dose. „Hautreste“, sagte er, und selbst in dem von den Wandkacheln zurückgeworfenen Echo seiner Stimme war der Triumph noch zu hören. „Gefunden unter dem Nagel des Mittelfingers seiner linken Hand. Ihr wisst, was das bedeutet. Unser Freund hat versucht, sich zu wehren, seinen Mörder verletzt und uns somit dessen DNA geliefert. Mit ein bisschen Glück haben wir ihn.“
    Klein betrachtete die winzige Hautspur, und sein Wunsch nach einer schnellen Klärung des Mordfalls wurde beinahe übermächtig. Doch um mit der DNA ans Ziel zu kommen, müsste der Täter bereits in der Vergangenheit straffällig geworden sein. Man müsste ihm eine Vergleichsprobe entnommen und sein Muster in der Analysedatei gespeichert haben.
    Klein wurde aus seinen Gedanken gerissen, als der junge Präparator das Tablett mit dem Obduktionsbesteck klappernd auf den Tisch stellte.
    „Möchten Sie dabei sein?“, fragte Dr. Narayan, wechselte die Handschuhe und brachte die große Lampe in Position.
    Klein warf einen flüchtigen Blick auf die elektrische Säge, den Drehmeißel und das Wirrwarr aus Klammern, Spreizern und Hämmern.
    „Nein“, sagte er mit gequältem Lächeln. „Wir müssen zurück ins Präsidium. Was passiert mit der DNA-Probe?“
    Sperber antwortete: „Der Kurier trifft gleich ein, das LKA ist bereits informiert. In vier bis fünf Tagen kennen wir seinen genetischen Fingerabdruck, und dann sitzt er in der Falle.“
    „Dein Wort in Gottes Ohr.“
    Sperber lachte auf. „Ob der uns hier unten hört, wage ich zu bezweifeln.“
    Es war bereits Viertel nach elf, als Bergmann und Klein das Präsidium erreichten. Sie kämpften sich durch ein ganzes Heer aus neugierigen Journalisten, waren jedoch für niemanden zu sprechen.
    Zunächst einmal galt es, eine zweite, handlungsfähige Mordkommission aus dem Boden zu stampfen. Und die Präsidentin hatte ihn sicher auch noch nicht vergessen.
    Er war gerade durch den Eingang geschlüpft, als ein Kollege der Präsidiumswache hinter ihm herrief.
    „Da ist jemand für dich“, sagte er und deutete auf einen Nebenraum. „Ich habe ein paarmal versucht, dich zu erreichen, aber dein Handy war aus.“
    Klein dachte an das unterirdische Verlies, aus dem er gerade kam.
    „Kein Empfang“, murmelte er. „Wer ist es denn?“
    Der Beamte setzte sich die Brille auf, die an einer Kette um seinen Hals baumelte, und zog ein Notizbuch aus seiner Hemdtasche.
    „Antonia Obermayer“, las er ab, „21 Jahre. Kommt direkt aus Frankfurt. Sie sagt, sie sei geschickt worden. Worum es

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