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Die Eisbärin (German Edition)

Die Eisbärin (German Edition)

Titel: Die Eisbärin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Gereon
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Leute, die zu viele Fragen stellen. Wir gehen nicht gern unnötige Risiken ein, legen Wert auf Diskretion. Ist besser fürs Geschäft.“
    „Ich stelle auch viele Fragen.“
    „Ich hab nicht gesagt, dass ich Sie mag. Aber ich hab nichts zu verbergen und keine Lust, länger als nötig hier rumzusitzen. Nur deshalb mache ich euer Spielchen mit.“
    „Also gut. Bitte beschreiben Sie mir die Frau an der Tür.“
    „Keine Ahnung, es war dunkel und kalt. Sie war eingepackt wie ein Eskimo.“
    „Janina, wir müssen das genauer wissen. Überlegen Sie in Ruhe, und erzählen Sie uns alles, woran Sie sich erinnern.“
    „Langer brauner Mantel, dick und schwer. Dazu trug sie Stiefel, dunkles Leder. Schwarze Wollmütze, grauer Schal.“
    „Sehr gut, was noch?“
    „Ungefähr meine Größe, knapp 1,70. Ich glaube, sie war schlank.“
    „Haben Sie das Gesicht gesehen?“
    „Wie gesagt, das ist schwierig. Die Haut war sehr hell, die Augen schienen dunkel. Mehr konnte ich nicht erkennen.“
    „Ihre Stimme?“
    „Weiß ich nicht mehr. Ich glaube, kein Akzent, sie klang eher wie feine Leute. Hören Sie, es tut mir leid. Mehr weiß ich wirklich nicht. Das Ganze hat vielleicht 15 Sekunden gedauert.“
    „Nachdem Sie sich umgedreht haben, was passierte dann?“
    „Ich habe Karim angerufen. Weit war er noch nicht gekommen. Er hat gedreht und mich abgeholt.“
    „Und die Frau?“
    „Keine Ahnung. Ich bin ein Stück die Straße rauf und habe eine geraucht. Als wir später am Haus vorbeifuhren, war alles dunkel, die Tür war zu, und ich hab sie nicht mehr gesehen.“
    Klein wusste, dass Janina nicht mehr viel sagen würde. Er gelangte immer mehr zu der Überzeugung, dass sie ihm nichts vorspielte. Er entschloss sich, noch einen letzten Punkt zu klären.
    „Eine Sache noch, Janina, dann sind wir fertig.“
    „Das glaub ich erst, wenn ich hier raus bin.“
    „Der beigefarbene Mantel, den wir in Tönnies’ Hotelzimmer gefunden und den Sie mit hierhergebracht haben. Gehört der Ihnen?“
    Janina schien die Frage nicht zu verstehen und sah ihn mit großen Augen an.
    „Ist das Ihr Ernst? Wem soll er sonst gehören? Walther Tönnies? Natürlich ist es meiner.“
    „Es hätte ja sein können, dass Martens’ Agentur über einen Kleiderfundus verfügt, aus dem sich die Angestellten bedienen können.“
    Janina lachte auf, ein herzhaftes, rauchiges Lachen.
    „Der alte Geizkragen. Aber die Idee ist gut. Ich werde ihm das bei Gelegenheit vorschlagen, aber wenn er mich umbringt, ist es Ihre Schuld.“ Ihr Lachen verebbte. Offenbar hatte sie bemerkt, dass ihre letzte Äußerung etwas unpassend war. Klein überging ihre Unsicherheit.
    „Besitzen Sie noch weitere Mäntel?“
    „Ja, einen leichten Herbstmantel.“
    „Farbe?“
    „Schwarz. Es ist ein schwarzer Wollmantel. Warum fragen Sie mich das?“
    „Es ist wichtig für uns. Wir werden Ihre Angaben überprüfen müssen. Ist er gefüttert?“
    „Nein, ist er nicht. Ich sagte, es handelt sich um einen leichten Herbstmantel.“ Janina schien zunehmend verärgert. „Und ich werde keine weiteren Fragen beantworten, wenn Sie mir nicht verraten, was das für eine Rolle …“ Sie hielt mitten im Satz inne und schaute Klein in die Augen. „Diese Frau“, fuhr sie fort. „Es geht Ihnen um diese Frau an der Tür vor Lüschers Haus, richtig? Ihr Mantel war gefüttert, ich habe das gesehen. Ich habe einen Blick für alles, was mit Mode zu tun hat. Die Frau hat sich Mühe gegeben, alles zu verstecken, aber oben am Kragen war eine Stelle, an der das Innenfell herausschaute. Dunkler Pelz. Ich schätze, der Mantel war ziemlich teuer.“ Sie hielt noch immer Blickkontakt zu Klein. „Meinen Sie, diese Frau hat, ich meine, ist sie Lüschers Mörderin?“
    „Das wissen wir nicht“, sagte Klein. „Wir stehen noch am Anfang, aber Sie haben uns sehr geholfen, Janina. Ich danke Ihnen.“
    „Also kann ich jetzt gehen?“
    „Wir werden Karims Vernehmung abwarten müssen. Er ist nebenan und wird von einem meiner Kollegen befragt. Ich glaube aber nicht, dass sich der Verdacht gegen Sie erhärten wird. Allerdings werden wir Sie nach Düsseldorf begleiten und einen Blick in Ihre Wohnung werfen müssen.“
    „Ach, Scheiße, muss das sein?“
    „Ja, und da wäre noch etwas, um das ich Sie bitte.“
    Janina wurde ungehalten.
    „Da müssen Sie sich an Michael wenden“, sagte sie mechanisch. „Ich vergebe keine Termine.“
    Klein betrachtete sie düster. Er hatte genug von Martens’ Agentur und

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