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Die eisblaue Spur

Die eisblaue Spur

Titel: Die eisblaue Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurðardóttir
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Bucht gefallen ist. Die Hunde haben die
Fährte aufgenommen. Zuerst dachte der Suchtrupp, sie seien von
etwas anderem angelockt worden, aber dann haben sie die
Leichenteile im Schnee entdeckt.«
    »Von was sollen sie denn
angelockt worden sein?«, fragte Matthias. »Was lag denn
da?«
    »Jede Menge Knochen.
Tierknochen. Gott sei Dank keine Menschenknochen. Im Sommer und bis
in den Herbst hinein, solange es keinen Schnee und kein Eis gibt,
werden dort Schlittenhunde laufen gelassen. In dieser Zeit sind die
Hunde eine Last, und es ist besser, sie auf die Insel zu bringen,
als sie im Dorf anzuketten. Dann bleiben sie den Sommer über
besser in Form. Die Besitzer schmeißen ihnen ein- bis zweimal
in der Woche von Booten aus Futter zu. Das ist die Erklärung
für die Tierknochen. Das scheint so üblich zu sein, die
Polizisten waren sich jedenfalls darüber
einig.«
    »Und die Männer lagen
zwischen diesen Tierknochen verstreut?« Dóra
liebäugelte immer noch mit der Annahme, dass ein Eisbär
die Männer getötet hatte.
    »Nein, sie lagen bei den
Felsen in der Mitte der Insel. Der Polizist, der mir assistiert
hat, meinte, derjenige, der sie dort hingeschafft hätte,
wollte, dass die Hunde im Frühling alle Spuren beseitigt
hätten. Wenn sie sehr hungrig sind, fressen sie nicht nur
Fleisch, sondern auch ganze Knochen. Und Hunde, die nur einmal in
der Woche etwas zu fressen kriegen, müssen sehr ausgehungert
sein. Außerdem verhalten sich diese Tiere eher wie Wölfe
als Hunde.«
    »Und was ist mit
Oddný Hildur«, fragte Matthias. »Wurden von ihr
keine Überreste gefunden?«
    Finnbogi schüttelte den
Kopf. »Nein. Aber es ist nicht ausgeschlossen, dass sie auch
dort liegt. Es fehlen noch ein paar Körperteile der
Männer. Vielleicht findet der Suchtrupp sie, wenn er die Insel
noch einmal durchkämmt.«
    »Ist es nicht am
wahrscheinlichsten, dass die Bohrmänner einem wilden Tier zum
Opfer gefallen sind?« Dóra wollte, dass es so war
– mit einem solchen Tod konnte man sich besser abfinden.
Außerdem würde es die Verhandlungen zwischen der Bank
und Arctic Mining erleichtern. »Könnte dieser Platz bei
den Felsen nicht eine Vorratskammer gewesen sein? Viele Tiere
horten doch ihre Beute, wenn sie sie nicht ganz auffressen
können.«        
    »Nein. Die Männer
sind keinen Tieren zum Opfer gefallen.« Der Arzt schien sich
sicher zu sein. »Sie wurden mit einem Schneidewerkzeug
zerteilt. Sie sind auf keinen Fall zerrissen worden, dafür
waren die Wunden viel zu sauber. Ich habe das Gefühl, dass
diese entsetzliche Tat auf dem Video dokumentiert ist. Ich kann
nicht begreifen, wie jemand so etwas tun kann.«
    »Und was heißt das?
Dass jemand aus dem Dorf sie umgebracht hat? Soweit wir wissen, war
hier sonst niemand unterwegs.« Matthias war genauso entsetzt
über diese Neuigkeit wie Dóra. Auf seiner Stirn hatten
sich tiefe Falten gebildet. 
    »Nein, das glaube ich
nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es ein Dorfbewohner
war.«
    »Aber wer
sonst?«
    »Niemand. Meine Theorie
ist, dass sie an einer Krankheit oder an Gift gestorben sind. Das
lässt sich bei der Obduktion genau feststellen. An den
erhaltenen Körperteilen sind keine Wunden, die die
Todesursache erklären würden. Sie haben keinen Schlag auf
den Kopf bekommen, es gibt keine Messerstiche in der Lunge oder
anderen Organen, keine Schusswunden oder irgendetwas, das innere
Blutungen ausgelöst haben könnte. Und verblutet sie sind
auch nicht. Aber ich habe Anzeichen einer ernsthaften Erkrankung
der Atemwege und Schleimhäute entdeckt.«
    »Könnte es
tödliche Wunden an den Stellen geben, an denen die Leichen
zerteilt wurden?«, fragte Matthias.
    »Normalerweise schon, aber
alle Schnitte befinden sich an den Gelenken, wo man sich nicht
tödlich verletzt, es sei denn, eine Schlagader wird
durchtrennt, aber, wie gesagt, die Männer sind ja nicht
verblutet.«
    »Welche Krankheit
könnten sie denn gehabt haben?« Matthias entfernte sich
ein Stück von dem Waschbecken in der Ecke, als er sich daran
erinnerte, was der Arzt über die Legionärskrankheit
gesagt hatte.
    »Das kann ich nicht sagen,
aber was auch immer es war, es ist sehr schnell gegangen. Es ist
sehr selten, dass eine ansteckende Krankheit in so kurzer Zeit zum
Tod führt. Ich könnte mir vorstellen, dass es ein
schwerer Fall von Lebensmittelvergiftung war. Ihr könnt mir
dankbar sein, dass ich so streng mit den Essensund
Getränkevorschriften war«, sagte der Arzt
selbstzufrieden. »Ja, ja«,

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