Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die eisblaue Spur

Die eisblaue Spur

Titel: Die eisblaue Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurðardóttir
Vom Netzwerk:
Bella war
schneller.
    »Ich habe mir ein paar
Tagesberichte durchgelesen, da kommt Verschiedenes zusammen.«
Friðrikka schien es unangenehm zu sein, als sich alle Augen auf
sie richteten. »Anscheinend sind mehrere Maschinen
kaputtgegangen, und das Wetter hat dem Team übel mitgespielt.
Der Winter war viel härter als letztes Jahr, als ich hier
war.«
    »Vielleicht haben sich die
verdammten Grönländer an den Maschinen zu schaffen
gemacht«, warf Eyjólfur mit unbewegter Miene ein.
»Denen wäre das glatt zuzutrauen.«
    »Was soll der
Unsinn?«, sagte der Arzt barsch. »Warum sollten sie
sich an den Maschinen zu schaffen machen? Das sind herzensgute
Menschen, die zu jedem freundlich sind.«
    »Außer zu ihren
Frauen«, bemerkte Friðrikka. »Zu denen sind sie
nicht besonders freundlich.« Wieder schien sie es zu bereuen,
das Wort ergriffen zu haben.
    »Alkohol verdirbt den
wahren Charakter einer Nation. Der bringt auch bei den
Isländern nicht gerade das Beste zum Vorschein. Stellt euch
nur mal vor, man hätte uns unsere Lebensgrundlage
entzogen!« Der Arzt schwieg einen Moment. »Die Leute
sind von Grund auf gut, aber ihnen wurde übel mitgespielt.
Außerdem sind die Bedingungen hier an der Ostküste viel
schlimmer als anderswo in Grönland. An der Westküste ist
die Gesellschaft unserer viel ähnlicher.«
    Endlich kam Dóra zu Wort:
»Warum glaubst du, dass die Einheimischen sich an den
Maschinen zu schaffen gemacht haben, Eyjólfur? Warst du
hier, als es passiert ist? Das könnte für die
Versicherung sehr wichtig sein.«
    Der IT-Mann entgegnete, auf
einmal ganz kleinlaut: »Also, das denke ich mir doch nicht
einfach aus. Ich hab keine Vorurteile oder so.« Keiner hatte
Lust, auf seine Ausflüchte einzugehen. »Aber ich war mal
hier, als der Bohrwagen seinen Geist aufgegeben hat, und da haben
die Bohrmänner gesagt, jemand hätte den Treibstoff
versaut, Zucker reingekippt oder so. Die haben echt lange
gebraucht, um das zu reparieren, und ich könnte schwören,
dass keiner von unseren Leuten so was tun würde. Wir haben
doch alle gewusst, was los war.«
    »Könnte diese
Oddný Hildur was mit der Sache zu tun haben?«, fragte
Matthias. »Psychisch labil, irgendwie verärgert
über ihren Job oder Bergtækni gewesen
sein?«
    Friðrikka räusperte
sich, feuerrot im Gesicht. »Die Maschinen sind
kaputtgegangen, als Oddný Hildur schon verschwunden war.
Abgesehen davon, dass das völlig lächerlich ist.
Oddný war meine Freundin und ein sehr zurückhaltender
Typ. Ich lege meine Hand dafür ins Feuer, dass sie weder
Maschinen noch sonst was beschädigt hat. Und ich kann dieses
Gerede über ihren psychischen Zustand nicht mehr hören,
sie hat sich einfach verlaufen, es war ein Unfall, alles andere ist
doch blödes Geschwätz. Ich war hier, als es passiert ist,
und da war sie ganz normal. Ich fand es damals schon total
geschmacklos, darüber zu spekulieren, sie hätte sich das
Leben genommen. Damit ist doch nur vertuscht worden, dass die
Verantwortlichen die Sache nicht richtig angepackt
haben.«
    »Was meinst du
damit?«, fragte Dóra. »Wenn man sich die
Tagesberichte anschaut, hat man den Eindruck, dass euer Wachmann,
dieser Gísli, sich sehr bemüht hat. Oder stimmt das
etwa nicht?«
    »Ich weiß nicht ...
Gísli hat sich schon bemüht, aber er hat die Suche viel
zu früh abgebrochen. Meiner Meinung nach hätte er mehr
tun können. Und die anderen hätten sich eifriger an der
Suche beteiligen können. Dem Chef war das Ganze überhaupt
nicht wichtig, der ist noch nicht mal hergekommen. Dasselbe gilt
für die grönländische Polizei, die war nie hier.
Oddný hätte ja noch leben können, vielleicht hatte
sie ein gebrochenes Bein. Wenn wir besser gesucht hätten,
hätten wir sie vielleicht retten können.« Die Frau
bekam feuchte Augen.
    »Das ist doch
völliger Quatsch!«, sagte Eyjólfur wütend.
»Ich war auch hier! Wir haben alles getan, was wir konnten!
Und so hysterisch wie du warst, warst du keine große Hilfe.
Genauso wie Arnar, dieser affektierte Affe! Oddný Hildur
hätte dieses Unwetter nie überleben können,
Beinbruch hin oder her. Wir wären in Teufels Küche
gekommen, wenn wir weiter gesucht hätten. Arnar und du, ihr
wart doch die Einzigen, die bei der Suche durchgedreht sind, oder
täusche ich mich da etwa?« Friðrikka wurde so rot im
Gesicht, dass Alvar im Vergleich zu ihr
erblasste.         
    »Wer ist denn dieser
Arnar?«, fragte Matthias. »Hat er auch hier
gearbeitet?«
    »Er ist Ingenieur

Weitere Kostenlose Bücher