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Die eisblaue Spur

Die eisblaue Spur

Titel: Die eisblaue Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurðardóttir
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irgendwas genutzt. Es gab keinen wirklichen Grund
für ihr Misstrauen. Anscheinend halten sie das Gelände
für böse oder verflucht oder so.«
    »Vielleicht sind sie
einfach nicht an Fremde gewöhnt. Es kommen ja kaum Touristen
hierher. Oder gibt es hier irgendwo
Unterkünfte?«
    »Nein, ich glaube
nicht.« Friðrikka schien sich wieder einigermaßen
gefangen zu haben. Wahrscheinlich tat es ihr gut, in Ruhe mit
Dóra zu reden. »Es gibt zwar hier und da Hütten
für die Jäger, aber die würde bestimmt kein Tourist
akzeptieren. Ich hab einmal in so eine Hütte reingeguckt, das
lässt sich kaum beschreiben. Da würde ich lieber in einem
Iglu schlafen.« 
    » Oder im Büro auf
dem Fußboden ...« Dóra lächelte der Frau
zu, die den Kopf drehte und zurücklächelte.
    »Danke, dass du mit
rübergekommen bist. Ich hätte drüben einfach nicht
schlafen können.« Friðrikka schwieg einen Moment.
»Ist es nicht seltsam, was man für Geld alles macht? Als
ich hier weggefahren bin, habe ich mir geschworen, nie mehr
zurückzukommen, und jetzt bin ich wieder hier. Nur wegen des
Geldes. Deshalb hab ich damals auch den Job hier angenommen. Bevor
das Projekt losging, hatte ich schon ein paar Jahre bei
Bergtækni gearbeitet, aber ich hatte nie vor, an so einem
einsamen Ort zu arbeiten. Als ich dann gehört habe, was sie
dafür zahlen, sah die Sache schon ganz anders aus. Aber ich
lasse mich nie wieder von Geldgier verleiten. Der Job hier hat mich
sogar meine Ehe gekostet, und jetzt bin ich trotzdem wieder
hier.«
    »Oh, das tut mir
leid.« Dóra schaute die Frau mitfühlend an.
»Ich bin auch geschieden. Das ist nicht leicht. Aber ich
bereue es nicht. Mit der Zeit wirst du bestimmt froh sein, diese
Entscheidung getroffen zu haben.«
    »Ich habe sie nicht
getroffen. Mein Mann hat mich verlassen. Er hat die Gelegenheit
genutzt, als ich so lange weg war. Und dann so getan, als
hätte die lange Trennung uns auseinandergebracht.
Völliger Quatsch.«
    » Oh ... hat er dich wegen
einer anderen verlassen?«
    »Nein.«
Friðrikka errötete. »Wegen eines
anderen.«
    »Hm. Das muss schlimm
sein.«
    »Allerdings. Und
erniedrigend. Das mit Oddný Hildur hat mir den Rest gegeben.
Ich war schon ziemlich fertig und wirklich nicht in der Lage, als
einzige Frau hier zu sein. Das Geld war kein Anreiz mehr, aber, wie
gesagt, wenn genug geboten wird, breche ich schon mal meine
Prinzipien. Das finde ich eigentlich am deprimierendsten an dieser
Reise.«
    »Man muss ja von irgendwas
leben«, entgegnete Dóra. »So ist das nun mal. Es
gibt Schlimmeres, als seine Prinzipien zu brechen.«
Dóras Honorar müsste wohl um einiges angehoben werden,
wenn sie noch einmal nach Grönland fahren sollte.
»Abgesehen davon, dass niemand vorhersehen konnte, was uns
hier erwartet. Mit so was hab ich wirklich nicht gerechnet. Das
Schlimmste, was ich mir vorstellen konnte, war, dass wir die
Männer erfroren im Schnee finden. Du wärst bestimmt nicht
mitgefahren, wenn du gewusst hättest, was
passiert.« 
    »Nein, bestimmt
nicht«, sagte Friðrikka entschieden. »Irgendwie hab
ich diesem Ort noch nie getraut.« Sie drehte den Kopf zur
Seite und schaute Dóra in die Augen. »Ich glaube nicht
an Übernatürliches oder so, aber ich hab hier immer was
Unheimliches gespürt. Ich kann das nicht beschreiben. Wenn ich
so zurückdenke, hab ich mich hier jedenfalls nie wohl
gefühlt.«
    »Wie meinst du
das?«
    »Ich weiß nicht,
vielleicht war’s die Stimmung im Team. Die meisten hatten
schon jahrelang in solchen Camps gearbeitet, es hat sich einfach
eine komische Atmosphäre entwickelt. Es ist nicht gut, auf so
engem Raum zusammen zu wohnen und zu arbeiten. Frauen sind in
solchen Teams in der Regel in der Minderheit, und es entsteht
einfach keine normale Gemeinschaft. Es gibt keine Alten, keine
Kinder und so. Ich war noch nie auf See, aber das stelle ich mir
ähnlich vor.«
    »Meinst du das Verhalten
gegenüber Arnar, oder war da noch was
anderes?«
    »Das war ein Teil davon,
aber nicht alles. Ich muss zugeben, dass Eyjólfur nicht ganz
unrecht hat. Arnar war total fanatisch mit seiner Abstinenz und uns
gegenüber ziemlich rücksichtslos, weil wir nicht so
standhaft waren wie er. Aber ... wie gesagt, es ist schwer, die
Atmosphäre zu beschreiben. Es gab Anspielungen, zweideutige
Sprüche und so.« Sie verstummte. »Ich weiß,
dass das merkwürdig klingt, aber so war es nun mal. Ich kann
es irgendwie nicht besser erklären. Das Mobbing war fast
weniger schlimm, weil es ganz

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