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Die eisblaue Spur

Die eisblaue Spur

Titel: Die eisblaue Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurðardóttir
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nur um Geologie zu gehen«, sagte sie und
schlug eine Seite um. »Jedenfalls kapiere ich die ganzen
Ziffern und Zeichnungen nicht.«
    »Vielleicht kann sich
Friðrikka das mal ansehen.« Matthias wandte den Blick
nicht von der Piste ab und kniff die Augen zusammen, da die Sonne
von der Schneedecke stark reflektiert wurde.
    »Ja, das wäre
vernünftig. Hier scheint auch einiges zu sein, das nichts mit
Erdschichten zu tun hat, aber ich kann das kaum
auseinanderhalten.« Sie blätterte weiter. »Hier
stehen zum Beispiel jede Menge Telefonnummern, die mit der Arbeit
zusammenhängen könnten.« Die meisten Nummern
schienen isländische zu sein, aber eine war länger als
die anderen. »Wie ist die Vorwahl von
Grönland?« 
    »Zwei-neun-neun, glaube
ich.« Matthias nahm eine Hand vom Steuer und fingerte an dem
Fach zwischen den Sitzen herum. »Guck mal, ob hier oder im
Handschuhfach eine Sonnenbrille liegt.«
    »Sie hat eine
grönländische Nummer aufgeschrieben.« Dóra
sah in beiden Fächern nach und fand eine Sonnenbrille aus
gelbem Kunststoff, die sie Matthias reichte. »Ziemlich
hässlich, aber die einzige, die ich dir anbieten
kann.«
    Höchst zufrieden setzte
Matthias die Brille auf. »Das ist eine von diesen coolen
Schneebrillen.« Anscheinend war es ihm herzlich
gleichgültig, wie er damit aussah. »Die
grönländische Nummer hat bestimmt was mit dem
Hubschrauber oder dem Flughafen zu tun. Wenn ich hier arbeiten
würde, hätte ich die auch immer zur
Hand.«
    Dóra las die Nummer laut
vor. »Kommt dir die irgendwie bekannt vor? Du hast doch bei
der Hubschraubergesellschaft angerufen, oder?«
    »Kommt mir nicht bekannt
vor, aber das heißt nichts. Guck mal im Portemonnaie in
meiner Jackentasche.«
    Dóra holte das
Portemonnaie heraus und fand nach längerem Wühlen
zwischen Visitenkarten und Visa-Quittungen den richtigen Zettel.
»Das ist eine andere.«
    »Vielleicht haben sie
mehrere Nummern.« Matthias drosselte das Tempo und bog ab.
Langsam näherten sie sich dem Dorf. »Könnte auch
die Nummer vom Hotel in Kulusuk oder vom Krankenhaus
sein.«
    »Hm, vielleicht.«
Dóra schwieg, während sie darüber nachdachte,
welche grönländische Nummer Oddný Hildur notiert
haben könnte. Da ihr nichts einfiel, blätterte sie das
Notizbuch ein zweites Mal durch. Das Einzige, was ihr außer
den Telefonnummern noch auffiel, waren die Worte Usinna und
Blutproben. Hinter Letzterem stand ein Fragezeichen. Das Wort
Blutproben im Notizbuch einer Geologin war zwar an und für
sich schon merkwürdig, aber man konnte es immerhin verstehen.
Aber was sollte das andere Wort bedeuten? »Hast du eine
Ahnung, was Usinna sein könnte? Es ist großgeschrieben.
Vielleicht ein Name? Hast du das schon mal
gehört?«
    »Nein, ich glaube nicht.
Ich weiß noch nicht mal, was das für eine Sprache ist
und ob es ein Männer- oder Frauenname sein soll.
Wahrscheinlich Grönländisch.«
    »Klingt wie ein
Frauenname, weil es auf a endet.« Dóra klappte das
Buch zu. » Könnte aber auch ein Ort
sein.«
    »Weißt du
eigentlich, wie die Frau heißt, bei der wir telefonieren
wollen? Wir sind gleich da.«
    »Äh, ich hab sie
nicht gefragt. Vielleicht heißt sie ja
Usinna.«
    Matthias seufzte und schaute
Dóra an. »Und was willst du machen, wenn ihr Mann oder
ihr Kind zur Tür kommt? Darf ich mal telefonieren? Die Frau,
die hier wohnt, hat mir das erlaubt?«
    Dóra ignorierte ihn. Es
war typisch für Matthias, sich über solche Details
aufzuregen. Aber da waren sie ein gutes Team – sie neigte
dazu, planlos weiterzumachen, während er oft zu lange
zögerte. »Ja, so was in der Art. Mach dir keine
Gedanken, sie wird schon aufmachen. Sie hat bestimmt keine Kinder.
Hoffe ich zumindest. Sie scheint genug mit sich selbst zu tun zu
haben. Und wenn sie einen Mann hat, dann erkläre ich es ihm
einfach.«
    Sie fuhren die steile
Anhöhe hinauf, hinter der das kleine Dorf lag. Es wirkte
wieder wie ausgestorben, aber auf dem Steg waren ein paar Leute zu
sehen. Dóra entdeckte das Haus, in dem die Frau wohnte.
Langsam fuhren sie die Anhöhe hinunter, so langsam, dass sie
zu Fuß schneller gewesen wären. Unten angekommen, gab
Matthias etwas mehr Gas, und kurz darauf hielten sie vor dem Haus.
Matthias schaltete den Motor aus, und sie spähten durch die
Windschutzscheibe – kein Lebenszeichen und zugezogene
Gardinen. » Ob sie schläft?«
    »Wenn wir klopfen, wecken
wir sie.« Matthias löste den Sicherheitsgurt.
»Oder ihren Mann und ihre Kinder.« Er grinste sie

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