Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Eiserne Festung - 7

Die Eiserne Festung - 7

Titel: Die Eiserne Festung - 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
bedurft, um die Stadt mit den benötigten Brennstoffen oder Lebensmitteln zu versorgen. Das bedeutete, weder Zion noch der Tempel konnte sich darauf verlassen, größere Mengen dieser Versorgungsgüter von ihren üblichen Lieferanten im Süden zu erhalten, wenn der See erst einmal ernstlich zugefroren war. Doch zumindest einige Waren - vor allem Luxusgüter - und auch eine beachtliche Anzahl von Passagieren mussten dennoch, unabhängig von der Jahreszeit, über den See geschafft werden. Passenderweise besaß Mutter Kirche ein Monopol auf den Besitz von Eisseglern.
    Eigentlich sah die Hornisse aus wie eine Kuriergaleone der Kirche - allerdings mit gewaltigen Kufen. Es gab auch noch einige andere Unterschiede. Doch dass sie sich von einem Kurierschiff ableitete, war unverkennbar. Das war Coris' Ansicht nach durchaus sinnvoll. Denn vor allem zu Beginn des Winters kam es ja vor, dass, wie Coris von Tannyr bestätigt bekommen hatte, der See nur stellenweise zugefroren oder die Eisschicht zu dünn war. In einer solchen Situation war es gewiss nicht das Schlechteste, wenn der Eissegler wie ein Schiff zu schwimmen verstand.
    Selbstredend kannte Coris Gefährte nicht, die auf Terra ›Tragflächenboot‹ genannt wurden. Diesen Booten war ein Eissegler vergleichbar: Die Ausleger der Hornisse reichten weit über ihren Rumpf hinaus, denn im Gegensatz zu einem Tragflächenboot mussten sie über die Oberfläche des Eises gleiten, statt sich, was die Stabilität betraf, auf Hydrodynamik verlassen zu können. Abgesehen davon aber war das Prinzip weitestgehend identisch. Coris, der den schlanken, schnittigen, anmutigen Bau dieses Fahrzeugs betrachtete, ging auf, dass Hahlys Tannyr tatsächlich ideal dafür geeignet war, ein solches Schiff zu lenken. Zumindest in seinem Fall hatte die Kirche genau den richtigen Mann für die richtige Aufgabe gefunden. Unwillkürlich hatte sich Coris gefragt, wie typisch für einen Eissegler-Kapitän auf dem Pei-See Tannyr wohl sein mochte.
    Man sah dem Unterpriester seinen Stolz darauf, ein solches Schiff befehligen zu dürfen, sofort an. Ihn freute die Bewunderung, die der Graf der Hornisse zollte, ›seinem‹ Eissegler. Ebenso offenkundig war, wie sehr sich die Mannschaft des Seglers freute, ihren Kapitän wiederzusehen. Rasch waren Coris, Seablanket und das gesamte Gepäck an Bord geschafft.
    »Der Wind scheint gut für eine rasche Überfahrt, Mein Lord«, hatte Tannyr ihm gesagt, als sie gemeinsam an Deck der Hornisse standen und den zugefrorenen Hafen betrachteten. Trotz des Schnees, der in der Nacht gefallen war, hatte der Wind das Eis weitgehend freigehalten. Coris hatte die Narben erkennen können, die andere Eissegler bereits auf der riesigen, dunklen Eisfläche hinterlassen hatten. Coris hatte sogar gesehen, wie diese Spuren hinter der Mole Seeblicks in der Ferne verschwanden. Die Bemerkung des Unterpriesters verwirrte den Grafen, denn im Augenblick umwehte nur schwacher Wind das Hafengelände. Also warf er Tannyr einen fragenden Blick zu.
    »Ach, ich weiß, dass hier keine allzu frische Brise geht«, sagte Tannyr und grinste dabei breit. »Aber jenseits der Mole, wenn wir erst einmal aus dem Windschatten von Seeblick herauskommen ... Vertrauen Sie mir, Mein Lord - da draußen gibt es jede Menge Wind!«
    »Ich bin durchaus bereit, das zu glauben«, erwiderte Coris. »Aber wie kommen wir von hier nach dort?«
    »Das werden wir denen da verdanken, Mein Lord.« Tannyr wedelte mit der Hand. Als Coris in die gewiesene Richtung blickte, sah er, dass mindestens dreißig Eisechsen auf sie zuhielten. »Die werden uns weit genug hinausschleppen, dass wir die Brise aufnehmen können«, sagte Tannyr zuversichtlich. »Es wird gefühlt eine Ewigkeit dauern. Aber wenn wir erst einmal im Wind stehen, dann werden Sie glauben, wir fliegen. Versprochen!«
    Coris, der sich an dieses Versprechen des Unterpriesters erinnerte, kam zu dem Schluss: Tannyr hatte den Nagel auf den Kopf getroffen.
    Der Graf hatte Tannyrs Angebot abgelehnt, unter Deck zu gehen und es sich im Arbeitszimmer des Kapitäns gemütlich zu machen. Das Funkeln in Tannyrs Augen zeigte, dass diese Entscheidung Coris' Respekt bei seinem Gegenüber eintrug. Dann hatte Tannyr ihn in die Obhut eines grauhaarigen alten Seebären gegeben - oder hätte es ›Eisbären‹ heißen müssen? Coris wurde Zeuge, wie der Kapitän den Mann anwies, nur ja einen guten Platz für den Passagier zu suchen, sodass dieser die bevorstehende Erfahrung wirklich

Weitere Kostenlose Bücher