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Die Eiserne Festung - 7

Die Eiserne Festung - 7

Titel: Die Eiserne Festung - 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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genießen könne.
    Das Schleppen des Eisseglers vom Pier hatte sich als längst nicht so langwierig erwiesen, wie Tannyrs Beschreibung suggeriert hatte. Das mochte natürlich auch daran liegen, dass Coris dergleichen noch nie erlebt hatte. Nichts konnte sein Erstaunen und seine Neugier mildern. Fasziniert hatte er zugeschaut, wie die Eisechsen in Position gebracht wurden. Die beeindruckende Kombination aus gut eingespielter Erfahrung und Geduld hatte offenkundig werden lassen, dass diese Tiere das Manöver beileibe nicht zum ersten Mal durchführten. Das Klingeln und Klirren schwerer Ketten und metallener Sicherungsstifte wurde immer wieder von gebrüllten Befehlen übertönt, bis die schweren Zugriemen schließlich an entsprechenden Haken am Bug der Hornisse befestigt waren. Für die immens komplexe Aufgabe hatten Tiere und Treiber bemerkenswert wenig Zeit gebraucht. Dann - angespornt durch Treiberrufe - hatten sich die Eisechsen ins Geschirr gestemmt. Dabei stießen sie jene sonderbar heiseren, wie Bellen klingenden Pfeiflaute aus, die Coris im Laufe des letzten Monats vertraut geworden waren. Einen Moment lang weigerte sich der Eissegler noch, sich zu bewegen. Endlich aber hatten sich die Kufen aus dem Eis befreit, und anmutig glitt der Segler den schnaufenden Eisechsen hinterher.
    Nachdem die Hornisse erst einmal in Bewegung gekommen war, schien sie sich recht leicht ziehen zu lassen. Während der Pier hinter dem Segler zurückblieb, spürte Coris schon die ersten eisigen Finger der auffrischenden Brise, die Tannyr ihm versprochen hatte. Es dauerte fast eine Dreiviertelstunde, um weit genug hinauszufahren. Erst dann war Tannyr zufrieden, und die Schlepptaue der Eisechsen wurden ausgehakt. Der leitende Treiber winkte noch einmal fröhlich, und schon brach der Schlepptrupp wieder in Richtung Seeblick auf.
    Coris hatte ihnen noch hinterhergeblickt, aber nur so lange, bis klar und deutlich erteilte Befehle aus dem beengten Achterdeck der Hornisse die Mannschaften auf ihre Posten riefen. Die Segel wurden gesetzt. Statt der Echsen, die sich in der Ferne verloren, nahmen jetzt diese Vorbereitungen die Aufmerksamkeit des Grafen gefangen. Fasziniert schaute Coris zu, wie das Lateinersegel der Hornisse abgeschlagen wurde. In mancherlei Hinsicht ließ die in vielen Jahren gesammelte Erfahrung mit konventionellen Schiffen das ganze Manöver nur um so bizarrer erscheinen. Obwohl der Graf wusste, dass unter ihnen wahrscheinlich Hunderte von Fuß tiefes Wasser lag, konnte er doch nicht dieses Gefühl abschütteln, er befinde sich eigentlich an Land. So hatte es etwas sonderbar Traumartiges, Matrosen dabei zu beobachten, geschäftig über das Deck eines Schiffes zu hasten, wenn die schimmernde Eisfläche sich mit der Festigkeit massiver Felsen in alle Richtungen erstreckte, so weit das Auge reichte.
    Doch ganz offenkundig war Graf Coris der Einzige an Deck, der so empfand. Vielleicht hatten die anderen auch einfach nur viel zu viel zu tun, um derart müßigen Gedanken nachzuhängen. Auf jeden Fall wusste jeder an Bord genau, was er zu tun hatte. Das war schon in dem Augenblick klar geworden, da das Segel abgeschlagen wurde. Das gewaltige Tuch an der etwa mittig am Mast befestigten Rute hatte sich bitter beklagt und zornig in der steifen Brise geknattert, die über das Deck pfiff. Ein Zittern war durch die Hornisse gelaufen, als könne der Eissegler selbst es kaum noch erwarten. Dann wurde das Segel angeholt, und die Hornisse setzte sich in Bewegung.
    Zunächst war die Fahrt langsam, und die Kufen erzeugten ein sonderbar knirschendes, sirrendes Geräusch. Die Bewegung über das Eis hatte etwas Eigentümliches; vor allem das Zittern, das das Deck durchlief, war dem Grafen gänzlich unvertraut. Das Deck wirkte robuster als an Bord eines Wasser seglers, seltsam hart, unnachgiebig für Holz. Weder der eine noch der andere Begriff beschrieb, was Coris sah und spürte, aber ein besseres Wort fiel ihm nicht ein. Er streckte die Hand aus, berührte die Reling. Da war es: dasselbe vibrierende Zittern, das das ganze Schiff durchfuhr, einfach alles, bis hin zu den Knochen des Grafen selbst.
    Dann hatte der Eissegler Fahrt aufgenommen. Immer schneller wurde er, je weiter sie aus dem Windschatten Seeblicks herauskamen. Jetzt war er schneller als jede Galeere oder Galeone. Coris schürzte die Lippen: Endlich verstand er, was der Unterpriester gemeint hatte! Ihm wurde klar, dass er es schon viel früher hätte begreifen müssen, eigentlich

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