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Die Eiserne Festung - 7

Die Eiserne Festung - 7

Titel: Die Eiserne Festung - 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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welches Ausmaß diese Autorität besitze. Genau das sei nötig (aber bei Clyntahn war ja immer alles ›nötig‹). Und es sei unerlässlich, dass selbst die weltlichste Seele genau das erkenne. Es sei erforderlich, dies auch genau jenen deutlich zu zeigen, die sich nur allzu leicht von weltlichem Besitz und weltlicher Macht beeindrucken ließen. Es müsse ihnen so gezeigt werden, dass sie es unmöglich ignorieren könnten. Selbstverständlich ging es bei dem Vorgetragenen niemals um Clyntahns eigene Vorlieben: um die Völlerei, die Gier, die Orgien, den Machthunger. Bei Langhorne, natürlich nicht!
    Verächtlich verzog Hauwerd die Lippen. Er spürte, wie sich sein Magen zusammenkrampfte, als er die Schlichtheit des Lebens, für das sich sein Bruder entschieden hatte, mit Clyntahns Lebensart verglich. Hier gab es keine Skulpturen, keine unbezahlbar kostbaren Teppiche, keine gewaltigen Ölgemälde der größten Meister, die Safehold jemals hervorgebracht hatte. Gewiss, auch an den Wänden in Samyls Gemächern hingen Gemälde. Aber es waren Portraits: seine erste und seine derzeitige Gemahlin, seine drei Söhne, seine zwei Töchter, sein Schwiegersohn und sein erstes Enkelkind. Die Möbel waren bequem und gewiss nicht billig. Doch es waren eben nur Möbelstücke, um ihrer Funktionalität und Bequemlichkeit willen ausgewählt. Sie hatten nicht die Aufgabe, die Bedeutung ihres Besitzers zur Schau zu stellen. Auch Samyls Regale und seine Kniebank waren durchaus bescheiden: Sie waren mit herrlichem Schnitzwerk verziert, das aber von deutlich weniger bekannten Künstlern. Die meisten hatte Samyl persönlich ausgewählt und sie unter seine Schirmherrschaft genommen, weil etwas an ihren Kunstwerken ihn selbst angesprochen, seine Seele berührt hatte.
    Wenn doch nur Samyl die Wahl gewonnen hätte, dachte Hauwerd verbittert. Er war so nah dran! Eigentlich bin ich immer noch nicht wirklich davon überzeugt, dass Clyntahn tatsächlich gewonnen hat. Die Auszählung der Stimmen hat seinerzeit schließlich Rayno, dieser Speichellecker, übernommen - und nun schaue man sich doch nur an, wo er jetzt gelandet ist!
    Gewiss, wenn Samyl gewonnen hätte, wäre er der neue Großinquisitor geworden, nicht Clyntahn. Dann wäre der gewaltige Unterschied zwischen dem, wie Hauwerds Bruder seine Gemächer einrichtete, und dem, wie Zhaspahr Clyntahn es getan hatte, nur das Geringste gewesen, was bei Mutter Kirche anders gekommen wäre.
    Zum Beispiel wäre es nie zu dieser verwünschten Kirchenspaltung gekommen! Samyl hätte niemals Clyntahns beiläufigen Vorschlag einfach so abgezeichnet, ein ganzes Königreich zu zerstören, bloß weil es Clyntahn irgendwie quer gekommen ist. Ach, Clyntahn wäre ja nicht einmal in einer Position gewesen, aus der heraus er einen solchen Vorschlag hätte vorbringen können! Natürlich, gestand sich Hauwerd grimmig ein, wäre es sehr gut möglich, dass Samyl, hätte er die Wahl tatsächlich gewonnen, mittlerweile einem Attentat zum Opfer gefallen wäre. So ist es ja schließlich schon mehr als nur einem unserer Vorfahren ergangen. Wenigstens das ist uns auf diesem Wege also erspart geblieben.
    Nicht, dass es letztendlich noch einen großen Unterschied machen würde.
    Hauwerd atmete tief durch. Sein Blick, der bislang sehr hart gewesen war, wurde ungleich sanfter, als er zu seinem Bruder hinüberschaute. Samyl und er hatten einander schon immer sehr nahegestanden, obwohl ihre Geburt fast zehn Jahre auseinander lag. Hauwerd hatte Samyl stets bewundert, und schon immer hatte er gewusst, dass Samyl das Schicksal beschieden war, große Dinge für Gott und für Mutter Kirche zu erreichen.
    Er wusste, wie bestürzt seine Mutter gewesen war, als Samyl sich entschieden hatte, in den Orden der Schueleriten einzutreten. Sie mochte ja keine gebürtige Wylsynn sein, aber ihr war wahrlich nicht entgangen, welch schweres Erbe die Familie trug, in die sie eingeheiratet hatte. Nur allzu viele Mitglieder dieser Familie hatten im Laufe der letzten drei oder vier Jahrhunderte gegen die zunehmende Korruption der Kirche angekämpft. Ihre Mutter hatte durchaus verstanden, was Samyl dazu bewogen hatte, gerade diesen Orden zu wählen. Sie verstand auch, wie sehr er darauf brannte, etwas gegen all das Übel zu tun, das den Tempel, wie er wusste, immer weiter zerfleischte ... Aber sie erinnerte sich daran, was mit Samyls Urgroßvater geschehen war, vor fast genau einhundert Jahren. Sankt Evyrahard war der Großvikar mit der kürzesten

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