Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Eiserne Festung - 7

Die Eiserne Festung - 7

Titel: Die Eiserne Festung - 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
sollen, jenen Mann, der bereitwillig den eigenen Tod hingenommen hätte, um Seine Kirche zu erlösen, ein solches Ende erleiden zu lassen?
    Diese Frage sollte niemand Gott stellen, am allerwenigsten ein Mann, der dazu geweiht war, das Orange zu tragen. Ein Vikar der Kirche des Verheißenen sollte Gott auch nicht zürnen, sollte Ihm nicht vorwerfen, Seinen Diener zu verlassen, nicht einmal den schuldlosesten Seiner Diener. Um Stärke zu finden, dafür gab es den Glauben. Um einem Menschen zu helfen, das zu akzeptieren, was zu verstehen er sich außerstande sieht.
    Genau das wollte Hauwerd gerade sagen. Er wollte sich mit all seinem Zweifel, mit all seinem Zorn, an Samyl wenden, so wie er es schon oft zuvor getan hatte. Er wusste, dass sein Bruder ihm zuhören würde, ohne ihn zu verdammen, und ihm dann ruhige Worte des Trostes spendete (oder sanfte, aber doch gestrenge Worte des Tadels spräche) - genau das, was Hauwerd benötigte. Doch dieses Mal konnte kein Trost jene Fragen zum Verstummen bringen, die tief in Hauwerds Seele brannten, ebenso wie kein Wort des Tadels sie würde vertreiben können. Dieses Mal konnte Hauwerd seinem Bruder nicht auch noch die Last seines eigenen Zweifels aufbürden. Denn es gab schon genug der Bürde, unter der Samyl fast zusammenbrach. Hauwerd konnte es nicht tun.
    Wenigstens haben wir so viele der jüngeren Mitglieder des ›Kreises‹ aus Zion geschafft, wie wir nur konnten, bevor der Schnee richtig eingesetzt hat, rief er sich ins Gedächtnis zurück. Und währenddessen haben wohl auch ein paar der anderen Vikare begriffen, was Samyl tut. Ich hoffe das zumindest, wenigstens bei einigen. Dass sie es geschafft haben, sich Pläne zurechtzulegen, die ihnen wenigstens ein bisschen Hoffnung auf ein Entkommen geben, wenn die Inquisitoren uns aufgreifen wollen. Das ist zumindest der einzige Grund, der mir einfallen will, warum so viele ihrer Familien plötzlich verschwunden sind.
    Wieder wanderte sein Blick zu den Portraits der Familie seines Bruders. Auch sie waren verschwunden, auch wenn Hauwerd nicht glaubte, dass Samyl dafür gesorgt hatte. Tatsächlich war er sogar dabei gewesen, als sein Bruder den Brief seiner Gemahlin Lysbet erhalten hatte. In diesem Brief hatte sie ihn darüber informiert, dass sie in diesem Winter doch zum Tempel käme ... obwohl er ihr ausdrücklich aufgetragen hatte, sich von Zion fernzuhalten. Hauwerd hatte gesehen, wie Samyls Gesichtszüge erschlafft waren, so sehr er sich auch bemüht hatte, sich nichts anmerken zu lassen. In diesem Augenblick war sein Bruder schlagartig um fünf Jahre gealtert. Doch dann, als sie noch etwa drei Tage von Zion entfernt gewesen waren, da waren Lysbet und die Kinder plötzlich über Nacht verschwunden.
    Es hatte Hinweise darauf gegeben, dass ein Kampf stattgefunden hatte. Doch nichts hatte darauf hingedeutet, wer dort gegen wen gekämpft hatte. Lysbet, ihre beiden Söhne und ihre Tochter aber waren einfach fort gewesen. Zunächst hatte Samyl sogar um noch mehr Jahre gealtert gewirkt und noch ... niedergeschlagener. Doch dann hatte er nach und nach in Erfahrung bringen können, dass, was auch immer in Wahrheit geschehen sein mochte, seine Familie nicht heimlich durch die Inquisition in Gewahrsam genommen worden war. Niemand schien auch nur eine Ahnung zu haben, was ihnen widerfahren sein konnte. Einige hatten Samyl ihr Mitleid ausgedrückt. Es war allerdings Zhaspahr Clyntahns kaum verhohlener Zorn gewesen, der Hauwerd endgültig davon überzeugt hatte, die Inquisition habe wirklich nichts mit dem Verschwinden von Samyls Familie zu tun.
    Natürlich hatte das Verschwinden einer Vikarsfamilie zu einer der größten Fahndungen in der Geschichte von Mutter Kirche geführt. Aber man hatte keine Spur der Schuldigen auffinden können. Im Laufe der nächsten Fünftage hatte sich Samyl bewundernswert gehalten, trotz der Anspannung, als Tag um Tag verging, ohne dass eine Lösegeldforderung eingetroffen wäre, eine Drohung oder sonst etwas. Hauwerd war sich recht sicher, dass die Inquisition seinen Bruder immer noch beobachtete wie eine Königswyvern, die nur darauf wartete, zuzuschlagen. Sie hofften auf einen Hinweis, eine Nachricht, die sie letztendlich zu Lysbet führen würde. Doch nach so langer Zeit schienen selbst Clyntahns Agenten allmählich die Hoffnung darauf aufzugeben.
    Vermutlich war es Lysbets Verschwinden, das andere Mitglieder des ›Kreises‹ dazu bewogen hatte, Vorkehrungen für ihre eigenen Familien zu treffen. Hauwerd

Weitere Kostenlose Bücher