Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Eiserne Festung - 7

Die Eiserne Festung - 7

Titel: Die Eiserne Festung - 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
rekrutiert hatte - mit ihren Fähigkeiten ebenso wie mit ihren Persönlichkeiten und ihren Motiven. Waimyn war zuversichtlich, dass Cahmmyng jedes einzelne seiner beachtlichen Talente darauf verwendet hatte, sicherzustellen, dass keiner dieser Agenten in der Lage wäre, die Obrigkeit gegebenenfalls zu ihm zurückzuführen. Das wiederum bedeutete, dass besagte Obrigkeit im Zuge ihrer Ermittlungen auch nicht auf Waimyn stieße.
    Und das ist bei dieser Operation hier nun wirklich keine Kleinigkeit!, sinnierte der Intendant grimmig.
    Ein Teil von ihm bedauerte, die Anweisung zur Entführung und Ermordung Pater Tymahns erteilt zu haben. Natürlich war es wirklich nur ein sehr kleiner Teil von ihm. Immerhin hatten den Priester seine Taten unwiderruflich verdammt. Er war nicht das einzige Mitglied des corisandianischen Klerus, das zur ›Kirche von Charis‹ übergelaufen war und sich damit selbst verdammt hatte. Doch obwohl Tymahn einen noch recht niederen Rang in der Kirche bekleidet hatte, war er doch eindeutig der Anführer der ›Reformisten‹-Verräter des Fürstentums gewesen. Waimyn selbst hatte Pater Tymahns Predigten mit Genuss gelauscht - damals, vor der charisianischen Invasion. Ein begnadeter Prediger war Tymahn schon immer gewesen. Er hatte es stets in äußerst bemerkenswerter Weise geschafft, seine Gemeinde auch zu bewegen. Doch schon vor der Invasion hatte Hahskans sich verärgert über die Disziplin gezeigt, die Bischof-Vollstrecker Thomys hatte walten lassen. Tatsächlich hatte er mit seiner gerechten Entrüstung und seinem brennenden Verlangen, die ›Verderber‹ im Tempel anzuprangern, mehr als einmal die Aufmerksamkeit der Inquisition auf sich gezogen. Mehrmals war er in Waimyns Arbeitszimmer zitiert worden. Hahskans musste daher wissen, wie der Intendant von Corisande über seine Arroganz dachte, das Handeln des Vikariats beurteilen zu dürfen. Nur dass er ansonsten seine priesterlichen Pflichten gut und gewissenhaft erfüllte und schlau genug gewesen war, sein Maul nicht öffentlich aufzureißen, hatte ihn mindestens zweimal davor bewahrt, aus Sankt Kathryn abberufen zu werden.
    Deswegen war Waimyn alles andere als überrascht gewesen, dass Hahskans seinen Eid auf Mutter Kirche gebrochen und seine Treue dieser charisianischen Abscheulichkeit geschenkt hatte. Was ihn hingegen sehr wohl überrascht hatte, war, mit welcher Tatkraft und welcher Redegewandtheit Hahskans seinen Verrat ausgeübt hatte ... und wie effizient er als Verräter gewesen war. Er war zum Kern einer kleinen, aber stetig wachsenden Gruppe von Kirchenmännern geworden, die sich selbst als ›Reformisten‹ bezeichneten und mit allem, was sie taten, Mutter Kirche offen angriffen. Das allein war schon schlimm genug. Schlimmer noch war, wie sehr sich diese ›Reformisten‹ ausgerechnet in Manchyr konzentrierten. In ihren Kirchen kümmerten sie sich vor allem um das einfache Stadtvolk - und das machte sie gefährlich. Indem sie für die Bürgerlichen der Hauptstadt die Kirche von Charis legitimierten, legitimierten sie auch das Kaiserreich Charis. Aber die Leute, die ihnen zuhörten, waren genau die Leute, die Waimyn brauchte, wenn er sich erfolgreich der Herrschaft der Besatzer über die Hauptstadt entgegenstellen wollte.
    Hahskans Handeln machte Waimyn zornig, ja, aber der Intendant hatte nie geglaubt, der Priester habe seinen Eid nur aus persönlichem Ehrgeiz oder aus Gier gebrochen. Nein, es war bedauerlicherweise noch viel schlimmer: Denn mit Ehrgeiz hätte man vielleicht noch etwas ausrichten können, und an Gier konnte man appellieren. Aber die Arroganz dieser selbstgerechten Entrüstung, die schiere Unverschämtheit eines Mannes, der seinen eigenen Glauben, bei Langhorne: seine eigene, ganz persönliche Interpretation der Heiligen Schrift!, gegen die Macht und die Erhabenheit von Gottes Kirche stellte - das war etwas völlig anderes! Hahskans scherte sich einen feuchten Kehricht um persönliche Macht, um Reichtum oder Luxus. Das genau hatte sein Aufwieglertum ja so effektiv gemacht - so gefährlich. Doch wie er es auch ausschmücken mochte, um es seiner Gemeinde schmackhaft zu machen, wie geschickt er auch die Worte der Heiligen Schrift verdrehte und entstellte, bis sie seine eigene Abtrünnigkeit zu stützen schien, und wie sehr diese Blöße in seinem Glauben die Abwehr seiner unsterblichen Seele durchstoßen haben mochte: Der Mann hatte sich ganz und gar in Shan-weis Dienst gestellt! Er hatte sich von Gott und vom Vikariat

Weitere Kostenlose Bücher