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Die Eiserne Festung - 7

Die Eiserne Festung - 7

Titel: Die Eiserne Festung - 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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sehr viel über Sie, aber nicht alles.«
    »Also behaupten Sie, ebenfalls ein Seijin zu sein?« Ahnzhelyk klang eindeutig skeptisch. Wieder lächelte Zhevons.
    »Wie Merlin selbst sage ich lediglich, dass ich über einige der Fähigkeiten verfüge, die gemeinhin Seijins zugeschrieben werden.« Wieder ein Schulterzucken. »Trotzdem: Es ist eine akzeptable Beschreibung.« Er hielt inne und blickte sie ruhig an. »Wenn ich Ihr Handgelenk jetzt loslasse, werden Sie mir dann versprechen, sich zumindest so lange nicht selbst zu vergiften, bis wir unser Gespräch beendet haben?«, fragte er sie dann.
    »Ja«, sagte sie. »Aber auch nur, wenn Sie mein Handgelenk loslassen und einige Schritte zurücktreten!«
    Ungerührt hielt sie seinem Blick stand. Ihr Besucher schien kurz, aber angestrengt über die Bedingungen nachzudenken, die sie ihm gestellt hatte. Dann nickte er.
    »Also gut.« Er ließ ihren Arm los und trat drei große Schritte zurück. Viel weiter hätte er in dem kleinen Zimmer auch nicht zurückweichen können. Nun lächelte er wieder, ein fast sardonisches Lächeln. Er verschränkte dabei die Arme vor der Brust, um ganz eindeutig unbedrohlich zu wirken. »Würde das ausreichen, My Lady?«, erkundigte er sich.
    »Es wird wohl ausreichen müssen, nicht wahr?«, gab sie zurück. Nachdem sie gesehen hatte, mit welcher Geschwindigkeit er sich zu bewegen vermochte, vermutete sie jedoch, er könnte sie notfalls immer noch davon abhalten, die kleine Pille zu schlucken. »Also, Sie sagten gerade ...«
    Aufrecht saß Ahnzhelyk Phonda in ihrem Bett, im Rücken einen dicken, bequemen Kissenstapel. Auf ihren Knien lag ihr Frühstückstablett. Sie starrte aus dem frostbeschlagenen Fenster, während Dampf von einer frischen Tasse heißer Schokolade in ihren Händen aufstieg. Die Sonne ging gerade erst auf und ließ die Eiskristalle an der Scheibe in leuchtendem Rotgold glitzern. Ahnzhelyks Miene war unverkennbar nachdenklich, dabei aber sehr gelassen.
    Sie begann häufig in dieser Art und Weise den Tag, auch wenn sie nur selten derart früh erwachte. Schließlich arbeitete sie meist bis tief in die Nacht hinein. Doch auch wenn niemand ihr das angesehen hätte, hatte sie doch in der letzten Nacht nur wenig Schlaf gefunden. Ihre Gedanken waren deutlich düsterer und besorgter, als ihr wohlbeherrschtes Gesicht das hätte vermuten lassen.
    Jemand klopfte sehr leise an die Tür des Schlafgemachs, und Ahnzhelyk wandte den Blick vom Fenster ab.
    »Ja?«
    »Mahrlys ist hier, Herrin«, sagte Sandaria Ghatfryd, Ahnzhelyks persönliche Zofe, durch die geschlossene Tür hindurch.
    »Dann kommt herein - ihr beide!«
    Die Tür wurde geöffnet, und Sandaria trat ein, gefolgt von Mahrlys. Der Unterschied zwischen den beiden Frauen war bemerkenswert, und das nicht nur, weil Sandaria so sauber und schlicht gekleidet war wie stets, während Mahrlys einen bestickten Morgenmantel über ihrem Nachtgewand trug und ihr das Haar lose über die Schultern fiel. Sandaria war gute fünfundzwanzig Jahre älter als Mahrlys, mit mausgrau-braunem Haar, braunen Augen und der fast schwarzen Haut, die sie von ihrer Mutter geerbt hatte, die aus Harchong stammte. Zudem war sie mindestens vier Zoll kleiner als die goldblonde Silkiahanerin. Doch in den Augen beider Frauen stand unverkennbare Intelligenz. Auch wenn Sandaria bei ihrem Aussehen niemals die Voraussetzungen erfüllt hätte, um selbst eine von Ahnzhelyks jungen Damen zu werden, stand sie doch schon seit beinahe zwanzig Jahren in ihren Diensten. Niemand wusste, dass Sandaria Ahnzhelyk sogar noch deutlich länger kannte.
    »Ja, Herrin?«, fragte Sandaria nun. Auch wenn Ahnzhelyk einen Mann angestellt hatte, der ihr als Butler und Haushofmeister diente, wusste doch jeder hier, dass in Wahrheit Sandaria den Haushalt führte.
    »Es gibt einige Dinge, die wir zu besprechen haben, Sandaria«, erwiderte Ahnzhelyk. »Aber zunächst einmal wollte ich dich etwas fragen, Mahrlys. Welchen Eindruck hattest du von Meister Zhevons?«
    Nachdenklich runzelte Mahrlys die Stirn, aber nicht aus Überraschung. Madame Ahnzhelyk beschützte ihre jungen Damen nach Kräften. Sie kannte die meisten ihrer Kunden, oder es gab jemanden, der bei ihr für sie gebürgt hatte. Anderenfalls hatte sie es sich zur Gewohnheit gemacht, bei den seltenen Neukunden ohne Empfehlung im Anschluss die junge Dame zu befragen, die einige Zeit mit dem Herrn verbracht hatte. Damit rechneten alle Damen ... genauso, wie sie alle wussten, dass sich stets

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