Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Eiserne Festung - 7

Die Eiserne Festung - 7

Titel: Die Eiserne Festung - 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
doch wusste ...
    Seine eigenen Besprechungen mit Zahmsyn Trynair und Zhaspahr Clyntahn waren schon schlimm genug gewesen. Der Graf war zu dem Schluss gekommen, er habe Clyntahns Zynismus sogar noch unterschätzt ... und dessen Skrupellosigkeit. Ehrlich gesagt, hätte er es nicht für möglich gehalten, Clyntahn könnte überhaupt noch skrupelloser und berechnender sein, als Coris ursprünglich angenommen hatte. Jetzt wusste er es besser. Es wäre ihm vielleicht gelungen, sich in dieser Hinsicht auch nur der kleinsten Illusion hinzugeben, hätte ihn Clyntahns rücksichtslose Liquidierung sämtlicher Opposition im Vikariat nicht eines Besseren belehrt.
    Coris verschränkte die Hände hinter dem Rücken und verkrampfte die Finger so fest, dass es schmerzte. Er war Samyl oder Hauwerd Wylsynn nie persönlich begegnet. Aber Vikar Chiyan Hysin, aus der namhaften Harchong-Familie Hysin, hatte er kennengelernt. Er hätte ernstlich Schwierigkeiten gehabt, sich jemanden vorzustellen, der sich weniger wie ein tobender Ketzer verhielt, der sich auch noch an kleinen Mädchen verging. Doch genau dieser Dinge wurde Hysin beschuldigt ... aber laut den ›schockierten und entsetzten‹ Inquisitoren hatte er sie auch schon gestanden.
    Coris zweifelte nicht daran, was Hysins wahres ›Verbrechen‹ war - ebenso wie das wahre ›Verbrechen‹ aller anderen, die in den letzten drei Fünftagen verhaftet worden waren oder bei dem Versuch, sich der Verhaftung zu entziehen, das Leben verloren hatten: Es bestand darin, sich der ›Vierer-Gruppe‹ entgegengestellt zu haben - oder auch nur den Eindruck erweckt, es könnte vielleicht geschehen. Was Hysin betraf, schien es zumindest einige Indizien zu geben, dass er in ... heimliche Aktivitäten verwickelt gewesen war. Das musste Coris zugeben. Doch auch wenn er nicht in der Lage gewesen war, hier in Zion auch nur ansatzweise ein solches Geheimdienst-Netzwerk aufzubauen, wie ihm das an anderen Orten möglich gewesen war - wenigstens unter günstigen Umständen -, hatte er doch zumindest ein wenig seine Fühler ausgestreckt, in den Tempel hinein ebenso wie in die Stadt Zion selbst. Alle Informanten meldeten ihm - leise, vorsichtig und immer nur im Flüsterton, damit bloß niemand sie belauschen könnte -, dass die heimlichen Aktivitäten, in die Hysin und der Rest der Vikare und Prälaten, die man mittlerweile als den ›charisianischen Kreis‹ bezeichnete, darin bestanden hatten, die ›Vierer-Gruppe‹ und den allgegenwärtigen Machtmissbrauch des Klerus zu kritisieren.
    Natürlich haben sie damit in Wahrheit auch die Abtrünnigen in Charis unterstützt, dachte der Graf kühl. Diese Narren. Oh, diese Narren! Wie konnten sie nur ...? Er schüttelte den Kopf. Nein, du solltest ihnen gegenüber gerecht sein, Phylyp! Bevor diese ganze Sache mit Charis dem Tempel und der ›Vierer-Gruppe‹ um die Ohren geflogen ist, war es lediglich unfassbar riskant, sich Clyntahn entgegenzustellen, aber nicht unweigerlich selbstmörderisch. Die haben sich das doch nicht erst vorgestern überlegt ... Und Clyntahn hat sich auch nicht voller Vorfreude auf diesen Tag die ganze Zeit über erwartungsvoll über die Lippen geleckt, weil er ernstlich geglaubt hat, sie hätten ernsthaft Pläne eines Staatsstreichs im Vikariat verfolgt. Das ist ein klassischer Fall, zwei Wyvern mit einer Klappe zu erschlagen ... und genau daran hat Clyntahn jetzt jede Menge Spaß!
    Kurz schloss Coris die Augen und lehnte die Stirn gegen die eisige Fensterscheibe. Innerlich sprach er ein kurzes, inniges Gebet für die Seelen der Männer, die zweifellos genau jetzt, in diesem Augenblick, unter den Händen der Inquisition die Qualen der Verdammten erlitten. Diese Männer, die der gleiche Tod erwartete, den schon Erayk Dynnys erlitten hatte ... es sei denn, Clyntahn fiele noch etwas ein, das noch schlimmer wäre.
    Und die Familien dieser Männer waren ebenfalls verhaftet worden.
    Du musst zurück nach Talkyra, sagte er sich tonlos, fast verzweifelt. Du musst zurück zu Irys und Daivyn. Er schüttelte den Kopf, die Augen immer noch geschlossen. Wenn Clyntahn bereit ist, so etwas durchzuziehen, wenn er bereit ist, jeden zehnten Angehörigen des Vikariats zu verhaften und zum Tode zu verurteilen, bloß um seine eigene Machtposition zu festigen, ist doch völlig sicher, dass er Daivyn opfert, ohne mit der Wimper zu zucken!
    Wieder schüttelte Coris den Kopf. Das einzige Mitglied der ›Vierer-Gruppe‹, der sich ernstlich um Daivyns Wohlbefinden zu

Weitere Kostenlose Bücher