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Die Eiserne Festung - 7

Die Eiserne Festung - 7

Titel: Die Eiserne Festung - 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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vermied.
    Um das Reisen zu erleichtern, hatten Mutter Kirche, die Tempel-Lande und die Republik Siddarmark im Laufe der Jahrhunderte gemeinsam Straßen gebaut und instand gehalten, die parallel zur Hsing-Wu-Passage verliefen. War die Passage befahrbar, wucherte das Gras auf den Straßen; sobald der Winter jeglichen Schiffsverkehr unmöglich machte, wurde die Straße wieder genutzt. Mittlerweile hatten Ahnzhelyk und ihre Flüchtlinge fast schon ein Drittel der Strecke bis nach Siddarmark zurückgelegt. Dort sollten Galeonen sie aufnehmen, die sie nach Tellesberg brächten, wo sie dann - hoffentlich - in Sicherheit wären. Falls nicht etwas entsetzlich schiefliefe, sollten sie in etwa zwei Monaten an Bord der Schiffe gehen können ... und dann sollten sie sieben oder acht Fünftage später Tellesberg erreichen.
    Spätestens Ende Juni. Unfassbar, wie einfach das bei Ahnzhelyk alles wirkt!
    Zhevons schüttelte verwundert den Kopf, während er zu dem Schlitten hinüberstapfte, der einer gewissen Mistress Frahncyn Tahlbaht gehörte, die sonderbarer Weise überhaupt keine Ähnlichkeit mit der zierlichen, liebreizenden Kurtisane Ahnzhelyk Phonda besaß. Nein, Mistress Tahlbaht sah zwar durchaus gut aus, aber sie war unverkennbar die erfahrene, professionelle, vernünftig für die Reise gekleidete leitende Angestellte der Firma Bruhstair & Söhne, der man die Aufgabe übertragen hatte, die kostbareren Waren der Kolonne im Auge zu behalten.
    Leise klopfte Zhevons gegen die Seitentür des Schlittens, dann öffnete er sie und setzte den Fuß auf eine schmale Trittstufe, kaum dass eine Stimme ihn dazu aufgefordert hatte.
    »Guten Morgen, Ahbraim«, begrüßte Mistress Tahlbaht ihn mit einem freundlichen Lächeln. »Was kann ich heute für Sie tun?«
    »Eigentlich wollte ich mich nur bei Ihnen verabschieden«, erwiderte er. Sie lehnte sich in dem Stuhl hinter ihrem kleinen eingebauten Schreibtisch zurück und hob fragend eine Augenbraue. Zhevons zuckte mit den Schultern. »Soweit ich das beurteilen kann, sind Sie sauber davongekommen«, erklärte er. »Natürlich könnten wir beide uns in dieser Hinsicht täuschen, aber eigentlich glaube ich das nicht. Und jetzt, da ich Ihre Fluchtroute kenne, kann ich dafür sorgen, dass einige andere Freunde von Seijin Merlin Sie im Auge behalten.« Plötzlich lachte er leise in sich hinein. »Schließlich sind die Berge des Lichts ja das traditionelle Trainingsgelände der Seijins, nicht wahr?«
    »Das habe ich auch gehört«, bestätigte sie. Dann drehte sie den auf den Bodenplanken festgeschraubten Stuhl zur Seite und stand auf. »Ich werde Sie vermissen, wissen Sie?«, sagte sie, trat die zwei Schritte vor, die erforderlich waren, um das winzige mobile Arbeitszimmer zu durchqueren, und streckte Zhevons die Hand entgegen. Dieses Mal ergriff er die dargebotene Hand mit beiden Händen und drückte sie sanft, ohne den traditionellen Handkuss. Mistress Tahlbaht lächelte. »Werde ich Sie wiedersehen?«
    Sonderbarer Ton, den sie da anschlägt!, dachte er. Die Frau klang ja fast schon launig. Oder vielleicht wehmütig. Sie kannten einander zwar seit weniger als einem Monat, aber die Seelenverwandtschaft zwischen ihnen beiden dürfte ihr doch aufgefallen sein.
    Noch eine starke Frau, die sich niemals unterkriegen lässt, ging es Zhevons durch den Kopf. Sharleyan und sie werden sich prächtig verstehen - das sehe ich jetzt schon. Und ich denke, auch ich zähle noch immer dazu. Zumindest in gewisser Weise.
    »Oh, darauf können Sie sich verlassen!«, sagte er dann. »Man hat mir schon des Öfteren gesagt, ich sei wie eine schlechte Angewohnheit - oder wie eine Erkältung.« Sein Gegenüber wölbte die Augenbraue noch mehr, und er lachte auf. »Wenn man mich einmal am Hals hat, wird man mich nur sehr schwer wieder los, meine ich.«
    »Gut.« Sie lächelte und drückte nun ihrerseits seine Hand. »Ich freue mich schon.«
    »Ich auch«, versicherte er ihr. »Ich auch.«

.XVIII.
    Königlicher Palast, Stadt Tranjyr, Königreich Tarot
    König Gorjah III. war sehr schlechter Stimmung.
    Im Laufe der letzten Jahre war das bedauerlicherweise zum Normalzustand geworden. Seit der völligen Zerstörung seiner Flotte bei der Schlacht vor der ›Felsnadel‹, die sich vor fast genau zwei Jahren ereignet hatte, jedenfalls war das so. Das hätte jeder bestätigen können, der sich die Mühe gemacht hätte, einen Kalender zurate zu ziehen.
    Gorjah hatte nicht die Angewohnheit, Dinge im Kalender zu vermerken. Doch er

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