Die Eiserne Festung - 7
momentanen Verhältnissen im Kaiserreich Charis.
Nicht, dass er die Absicht gehabt hätte, sich zu beschweren! Vor allem nicht, da Ahnzhelyk Phonda nicht nur über das Talent verfügte, diese Korruption so geschickt für die eigenen Zwecke zu nutzen, sondern auch über die stählernen Nerven, keinen anderen als Zhaspahr Clyntahns eigenen Verwalter zu einem stillen Partner von Bruhstair & Söhne gemacht zu haben.
Die schiere Unverfrorenheit dieses Schachzugs erfüllte Seijin Zhevons mit immenser Ehrfurcht. Welcher Steuerprüfer, welcher Zöllner würde es wagen, sich einzumischen, wenn Zhaspahr Clyntahn in Schmuggelei verwickelt war? Selbst unter Idealbedingungen hätte nur ein geistig sehr Minderbemittelter das gewagt. Die Vorstellung war schlichtweg lächerlich! Und jetzt, da Clyntahn in der ganzen Stadt seine Schreckensherrschaft errichtete, würde niemand auch nur das geringste Risiko eingehen, sich den Zorn des ohnehin schon erbosten Großinquisitors zuzuziehen. Damit stellte die indirekte Beteiligung Zhaspahr Clyntahns an Bruhstair & Söhne für Ahnzhelyk den besten, effektivsten Schutz gegen seine hoch motivierte Suche nach genau den Personen dar, die Ahnzhelyk zu beschützen suchte.
Die exquisite Ironie der Situation und Ahnzhelyks Lösung sind wirklich herrlich, wenn auch nervenaufreibend, dachte Zhevons-Merlin bewundernd.
»Am Morgen können wir aufbrechen«, erklärte Ahnzhelyk jetzt. »Was verraten Ihre Seijin -Fähigkeiten Ihnen denn über das Wetter, Ahbraim?«
»Es sieht so aus, als würde es fast den ganzen Rest des Monats klar und eiskalt bleiben«, erwiderte er. »In der Mitte des nächsten Fünftags ist noch mit etwa einem Tag Schneefall zu rechnen, aber keine solchen Schneestürme mehr, wie wir sie schon hatten. Dort, wo Sie hinfahren, wird es vielleicht noch zehn Zoll Schnee geben.«
Ahnzhelyk schaute ihn nachdenklich an, und er erwiderte ihren Blick mit einem milden Lächeln. Er zweifelte nicht mehr daran, dass Ahnzhelyk Phonda, sobald sie die Personen in ihrer Obhut ins Alte Charis geschafft hatte, sehr rasch in einen anderen ›Kreis‹ aufgenommen werden würde. Doch in der Zwischenzeit bereitete es Merlin echte Freude, ihren messerscharfen Verstand am Werk zu erleben. Im Augenblick versuchte dieser Verstand ganz offenkundig herauszufinden, wie es Zhevons möglich war, eine derart präzise Wettervorhersage abzugeben.
Unter anderem.
»Das freut mich zu hören«, sagte sie schließlich. Dann blickte sie sich erneut im Lagerhaus um und schüttelte den Kopf. »Irgendwie werde ich das hier vermissen«, seufzte sie.
»Darf ich mich erkundigen, welche Vorkehrungen Sie für Ihre Unternehmungen hier in Zion getroffen haben? Was wird geschehen, nachdem Sie ... öhm, abgereist sind?«, fragte Zhevons nun, und Ahnzhelyk zuckte mit den Schultern.
»Ich war ernstlich versucht, meine Geschäfte weiterlaufen zu lassen«, gestand sie. »Ich habe so lange gebraucht, das alles aufzubauen und am Laufen zu halten, dass es mir fast vorkommt, als würde ich mir mit ihrer Auflassung selbst einen Arm abhacken. Ich hatte mit so viel Emotion gar nicht gerechnet, aber es ist nun einmal, wie es ist. Dem Eingeständnis dieser Haltung folgte die Erkenntnis, dass ich insgeheim immer noch versucht habe mir einzureden, ich könnte hier in Zion nach wie vor eine wichtige Ausgangsbasis aufrechterhalten und es aus der Ferne verwalten. Eine Basis, die vielleicht nützlich sein könnte, Clyntahn und seinen Spießgesellen eines schönen Tages ein wenig ... Schaden zuzufügen.«
Sie schüttelte den Kopf, und ihre Kiefermuskeln spannten sich an. Merlin sah, wie tiefster Hass in ihren Augen brannte, als sich ihr Blick in der Ferne verlor.
»Aber ...?«, forderte er sie zum Weitersprechen auf, als sie weiterhin schwieg.
»Was?« Sie blinzelte und konzentrierte sich dann wieder ganz auf ihren Begleiter. »Oh, Verzeihung. Ich war gerade ... in Gedanken versunken.«
»Das habe ich wohl bemerkt. Aber es klang ganz so, als hätten Sie sich letztendlich doch dagegen entschieden, die Geschäfte weiterzuführen.«
»Ja.« Sie zuckte mit den Schultern. »So wie ich die Dinge jetzt arrangiert habe, werden sämtliche meiner Geschäfte in Zion entweder dezent abgewickelt oder zur Gänze denen übertragen, die sie die ganze Zeit über für mich verwaltet haben. Ich habe schon vor langer Zeit beschlossen, es sei besser, hier unauffällig meine Zelte abzubrechen und dann meine Spuren zu verwischen, als dass ein Dutzend oder mehr
Weitere Kostenlose Bücher