Die Eiserne Festung - 7
sorgen schien, war Rhobair Duchairn gewesen. Coris war dem Schatzmeister der Kirche nur zweimal begegnet. Allerdings hätte er sich eigentlich überhaupt nicht mit ihm treffen müssen. Diese Besprechungen - in denen es offiziell darum gegangen war, Daivyns finanzielle Bedürfnisse und ein angemessenes Maß kirchlicher Zuwendungen zu ermitteln, um seinen Hof im Exil zu unterstützen -, hatte Duchairn arrangiert. Für Coris war es ganz offensichtlich, dass es der Vikar persönlich gewesen war, der für ihrer beider Begegnung gesorgt hatte.
Das wusste der Graf zu schätzen, auch wenn er sich dies nur mit der gebotenen Vorsicht anmerken ließ. Er war sich fast sicher - bedauerlicherweise aber eben nur fast -, dass Duchairn sich aufrichtig um Daivyn sorgte. Das passte zumindest zu allen bisherigen Einschätzungen, die Coris über den Vikar vorgelegen hatten. Auch die Trauer im Blick des Mannes war Coris ganz und gar aufrichtig vorgekommen. Natürlich war es unmöglich, sich dessen wirklich sicher zu sein. Vielleicht hatte Duchairn Coris in einer sehr viel subtileren Art und Weise, als Clyntahn das jemals in den Sinn gekommen wäre, auf die Probe gestellt, um seine Nützlichkeit für die ›Vierer-Gruppe‹ einzuschätzen. Der Drahtseilakt, alles zu tun, was für Daivyn im Augenblick und in der Zukunft wichtig war, und seinen eigenen Ruf als angemessen käuflicher Handlanger aufrechtzuerhalten, gehörte zum Schwierigsten, was Coris je im Leben unternommen hatte. Doch seine Karriere als Spion war ihm dabei sehr zugutegekommen.
Wie echt (oder vorgetäuscht) Duchairns Besorgnis auch gewesen sein mochte, es bestand kein Zweifel daran, wie der Rest der ›Vierer-Gruppe‹ über das Ganze dachte. Im Augenblick war Coris nur sehr eingeschränkt dazu in der Lage, sich über die jüngsten Entwicklungen in Corisande zu informieren, vor allem über die großen Entfernungen hinweg. Doch seine Quellen hier im Tempel, so bruchstückhaft ihre Informationen auch waren, legten allesamt nahe, derzeit laufe es in Corisande nicht gerade außerordentlich gut - aus Sicht des Tempels. Auch seine letzten Gespräche mit Trynair ließen darauf schließen. Der Kanzler hatte zwar sein Bestes gegeben, die eigene Besorgnis so weit wie möglich herunterzuspielen, aber in Corisande und vor allem in Manchyr schien man sich mehr und mehr mit Cayleb und Sharleyan zu arrangieren - oder zumindest mit der Kirche von Charis. Sobald Zhaspahr Clyntahn zu dem Schluss käme, das Feuer von Corisande müsse noch einmal angefacht werden und ein weiteres heimtückisches Attentat durch die Charisianer könne die Stimmung in Manchyr wieder umschlagen lassen ...
Ich muss zurück nach Talkyra!
Sie hat es tatsächlich hinbekommen, dachte Ahbraim Zhevons. Mein Gott, sie hat es tatsächlich hinbekommen!
Bislang zumindest. Es war immer noch möglich, dass die Operation scheiterte. Aber während Zhevons die Karawane der massigen Schlitten beobachtete, die Eisechsen langsam über die vereiste Hauptstraße schleppten, war klar, dass seine ursprüngliche Besorgnis um Ahnzhelyk Phondas Sicherheit voreilig gewesen war.
In mancherlei Hinsicht hätte Ahnzhelyk für die Flucht aus Zion keinen besseren Zeitpunkt wählen können. So tief im Winter waren die Straßen hartgefroren, und es war deutlich einfacher, schwere Lasten über Land zu schaffen - sofern man anständige Schlitten hatte (und auf Zugtiere wie die safeholdianischen Eisechsen zurückgreifen konnte). Im Herbst oder frühen Winter hätte man dagegen Karren verwenden müssen - auf durchweichten Straßen! Und im Frühjahr hätte die Schneeschmelze das Ihrige getan, das Vorankommen im Gelände zu erschweren. In mancherlei Hinsicht wäre selbst der Sommer nicht besser geeignet gewesen. Denn trotz Dutzender Lagerhäuser und Getreidespeicher in Zion benötigte die Stadt doch jetzt, so spät im Winter, dringend Nachschub. Regelmäßig kamen Frachtladungen nach Zion und in den Tempel, außer in jenem Monat des Jahres, wenn die Stadt wegen des Wetters vollständig von der Außenwelt abgeschnitten war. Jetzt, da der Frost heftig genug war, hatte das Liefertempo in den letzten Fünftagen deutlich angezogen, trotz der Schneestürme, die immer noch über die nördlichen Tempel-Lande hinwegzogen.
Im gleichen Maße aber, wie wieder Waren in die Stadt hinein geschafft wurden, nahm auch der Transport diverser Dinge aus der Stadt heraus zu, einschließlich einer großen Kolonne der Spedition Bruhstair. Zur Ladung gehörten
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