Die Eiserne Festung - 7
wird er einen seinen verwünschten Günstlinge auf den Thron setzen!«
»In vielerlei Hinsicht beneide ich Cayleb kein bisschen: Er hat sich hier in Corisande wirklich arg viel vorgenommen«, sagte Storm Keep sehr offen. »Den Prinzen und den jungen Hektor ermorden zu lassen, war vermutlich das Dümmste, was er überhaupt hat tun können. Aber, weiß Langhorne, Hass kann den Menschen nur allzu leicht dazu treiben, etwas Dummes zu tun. Mir fällt niemand ein, die einander mehr gehasst hätten als Prinz Hektor und Cayleb - vor allem, nachdem Haarahld im Darcos-Sund gefallen ist. Und wir sollten gar nicht erst auf das Thema eingehen, wie Sharleyan über den Prinzen denkt! Möglicherweise hat sich Cayleb gedacht, die persönliche Befriedigung, endlich Rache nehmen zu können, sei jegliche politischen Schwierigkeiten wert, die er sich damit einhandelt. Und wenn er nicht wusste, dass Daivyn das Fürstentum bereits verlassen hatte, dann hat er sich vielleicht überlegt, es sei ungleich einfacher, einen kleinen Jungen zu manipulieren als jemanden, der im Alter des jungen Hektor war. Wahrscheinlich ist es Cayleb sinnvoll erschienen, auch noch den Kronprinzen ermorden zu lassen ... zumindest seinerzeit. Und wie Sie gerade angemerkt haben, Rahzhyr, hätte Cayleb immer noch dafür sorgen können, dass Daivyn einen dieser ›Unfälle‹ hat, wie sie ungewünschten Erben anscheinend allzu oft widerfahren.« Die Miene des Grafen wirkte sehr finster. Er zuckte mit den Schultern. »Aber er hat Daivyn nicht in seiner Gewalt. Damit befindet sich die ganze Situation gewaltig im Aufruhr.«
»Was denken Sie, wird geschehen, Mein Lord?«, erkundigte sich Yair leise. »Langfristig, meine ich.«
»Im Augenblick vermag ich das nicht zu sagen, Pater«, gab der Graf zurück. »Unter bestimmten Voraussetzungen könnte Cayleb sein Eroberungsfeldzug gelingen. Dazu gehört, dass der Regentschaftsrat für einige Monate der Ruhe sorgen kann. Dazu gehört auch, dass Gairlyng und die anderen Abtrünnigen tatsächlich einen Weg finden, sanft und fast unbemerkt zu dieser Kirche von Charis überzugehen. Aber es sieht in meinen Augen nicht danach aus, um ganz ehrlich zu sein«, er ließ seine Zähne in einem Lächeln aufblitzen, das wirklich keinerlei Belustigung barg, »denn ich beispielsweise habe die Absicht, alles in meiner Macht stehende zu unternehmen, um die Lage für Cayleb zu verschlimmern. Aber es ist durchaus möglich, dass er damit durchkommt. Zumindest vorerst. Aber langfristig betrachtet?«
Er zuckte mit den Schultern.
»Langfristig wird sich, so lange Daivyn noch in Freiheit ist, ein Fokus ergeben, an dem sich alles an Widerstand wird versammeln können. Vielleicht wird dieser Fokus nicht in Corisande liegen. Vielleicht wird ein direkter Kontakt zwischen Daivyn und uns fast unmöglich sein. Aber das Symbol wird immer noch existieren. Es ist egal, ob dieser Regentschaftsrat behauptet, in seinem Namen zu handeln oder nicht. Solange sich Daivyn außerhalb des Fürstentums aufhält und ›sein‹ Rat ganz offenkundig Caylebs Befehle entgegennimmt, wird seine Rechtmäßigkeit zumindest zweifelhaft sein - gelinde gesagt. Und das Gleiche gilt auch für Bischof-Vollstrecker Thomys. Solange die Hierarchie der wahren Kirche intakt bleibt, selbst wenn sie sich im Untergrund verbergen muss, wird jeglicher Versuch, die ›Kirche von Charis‹ zu etablieren, auf Sand gebaut sein. Letztendlich werden Cayleb und seine Handlager feststellen, dass sie es mit einem ausgewachsenen Volksaufstand zu tun haben, Pater. Sie werden begreifen müssen, dass ihre Autorität deutlich weniger tief greift, als sie alle immer gedacht hatten. Es liegt in der Natur der Sache, dass ein Aufstand schon die Saat für den nächsten legt, ob dieser erste Aufstand nun erfolgreich ist oder nicht. Es wird der Tag kommen, da Cayleb genötigt sein wird, sich Bedrohungen deutlich näher an seiner Heimat zu stellen. Dann wird er seine Truppen von corisandianischem Grund und Boden abziehen, und seine Schiffe verlassen die corisandianischen Gewässer. Und all diejenigen von uns, die auf genau diesen Tag gewartet und hingearbeitet haben, die entsprechende Pläne geschmiedet haben, werden in der Lage sein, ihm eine äußerst unwillkommene Überraschung zu bereiten!«
.IV.
König-Ahrnahld-Turm, Königlicher Palast, Stadt Gorath, Königreich Dohlar
Lywys Gardynyr, seines Zeichens Graf Thirsk, war alles andere als guter Laune, als Gardisten vor ihm salutierten und ihr Kommandeur ihn mit
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