Die Eiserne Festung - 7
Augen wirkte besorgt.
»Egal, was geschieht: überreagieren wird Chermyn nie, Mein Lord!«, bemerkte Gahrvai. »Aber wenn wir diese Unruhen nicht in den Griff bekommen, wird er sich bedauerlicherweise irgendwann genötigt sehen, deutlich energischer einzugreifen. Es wird ihm gar nichts anderes übrig bleiben.«
»Ja, genau, Koryn«, bestätigte Graf Airyth mit düsterer Miene. »Aber wenn das geschieht, wird sich die Lage drastisch verschlimmern.«
»Und zweifellos hält er sich genau deswegen derzeit noch zurück!«, betonte Lyndahr. In seinem Sessel drehte er sich ein wenig zur Seite, um Gahrvai besser anschauen zu können. »Und damit wären wir bei Ihnen, Sir Koryn.«
»Ich weiß«, seufzte Gahrvai.
»Du hast gesagt, du hättest einen Bericht von Alyk erhalten?«, fragte Anvil Rock.
»Ja. Wahrscheinlich kann man diesen Bericht beinahe schon als gute Nachricht betrachten, wenn man ihn mit allem anderen aus jüngster Zeit vergleicht. Er meldet, seine berittenen Konstabler seien schon fast einsatzbereit.«
Sir Alyk Ahrthyr, seines Zeichens Graf Windshare, stand in dem Ruf, zu Unverblümtheit zu neigen. Gahrvais Ansicht nach hatte Windshare sich diesen Ruf auch redlich verdient. Mehr als einmal hatte man ihm vorgeworfen, er würde zu impulsiv handeln. Eines war sicher: Kein Wörterbuch auf ganz Safehold würde jemals den Namen ›Windshare‹ als Synonym für ›ruhige, durchdachte Reaktion‹ verwenden.
In edler Selbsterkenntnis wusste Windshare, dass er nicht gerade der Hellste unter Gottes Sonne war. Gahrvai wusste besser als die meisten, dass der ungestüme Graf durchaus dazugelernt hatte. Mittlerweile hielt er erst einmal inne und dachte, nun ... ach, wenigstens dreißig oder vierzig Sekunden lang nach, bevor er sich geradewegs ins Getümmel stürzte. In vielerlei Hinsicht war er alles andere als der ideale Kommandeur der berittenen Patrouille. Zu deren Aufgaben nämlich würde schon bald gehören, auf dem Land für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Allerdings verfügte Windshare über zwei Qualifikationen, die seine Schwächen wieder aufwogen.
Erstens vertrauten die Überlebenden von Gahrvais Armee Windshare ebenso unbedingt, wie sie Gahrvai vertrauten - ganz egal, wie andere darüber denken mochten. Sie wussten (ob der Rest des Fürstentums nun bereit war, das zu glauben oder nicht), dass unter den gegebenen Umständen niemand besser die Armee hätte führen können, als Gahrvai, Windshare und Sir Charlz Doyal das getan hatten. Sie wussten, dass die Kombination aus neuen Gewehren, mit denen die charisianischen Marines angegriffen hatten, und der ohnehin schon todbringenden Flexibilität der Charisian Navy einfach zu viel gewesen war. Kein General hätte dieser technischen Übermacht standhalten können - es sei denn, er wäre etwas anderes gewesen als nur ein einfacher Sterblicher, ja, dann vielleicht. Die Soldaten wussten, dass ein anderer Kommandeur, andere Generäle vielleicht deutlich mehr von ihnen in dieser Schlacht verheizt hätten. Aus diesem Grund waren die Überlebenden durchaus bereit, weiterhin auf ihre alten Kommandeure zu vertrauen. Dieses Vertrauen - diese Treue - war kostbarer als alle Rubine Safeholds.
Ebenso wichtig wie das Vertrauen, das die Truppen in Windshare setzten, war, dass Gahrvai dem Grafen völlig vertraute. Vielleicht nicht, ohne hin und wieder ein wenig an dessen Urteilsvermögen zu zweifeln, wie er sich selbst eingestand. Aber selbst dem von Impulsivität getrübten Urteil des Grafen vertraute er immer noch deutlich eher als dem eines der Mitglieder des Regentschaftsrates. Denn Alyk Ahrthyr war treu und integer. Und mutig.
Ja, ja, er hat eben nicht den schärfsten Verstand, den das Fürstentum zu bieten hat! Na und? So wie die Dinge liegen, kann man eben nicht alles haben! Drei von vieren ist doch nun auch nicht schlecht!
»Was ist mit dem Rest der Armee, Koryn?«, erkundigte sich Tartarian.
»Es könnte besser sein, es könnte aber auch schlimmer sein.« Gahrvai zuckte die Achseln. »General Chermyn hat genug Musketen für die uns zugestandene Truppenstärke ausgeben lassen. Diese Waffen wurden bereits auf die neuen Bajonette umgerüstet. Eine Artillerie haben wir im Augenblick nicht, und um ehrlich zu sein, kann ich ihm das wirklich nicht vorwerfen. Und die Musketen haben immer noch glatte Läufe. Aber sie sind immer noch deutlich besser als das, was alle anderen haben. Das meinte ich mit ›es könnte schlimmer sein‹ - keiner der Unruhestifter, mit denen wir es wohl
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