Die Eiserne Festung - 7
zu tun bekommen werden, verfügt über genügend Feuerkraft, es wirklich mit uns aufzunehmen. Bedauerlicherweise habe ich nicht einmal annähernd so viele Männer, wie ich gerne hätte. Oder so viele, wie ich verdammt noch mal brauchen werde, bevor das alles hier vorbei ist. Die Männer, die ich habe, sind alle ausgebildete Soldaten, keine Stadtwachen. Im Einsatz habe ich sie noch nicht erlebt. Aber ich fürchte, sie werden sich wie Kampftruppen statt wie Gardisten benehmen. Und das könnte ... unschön werden. Damit hätten wir auch das ›es könne besser sein‹ abgehakt.«
»Wie viel Mann haben Sie denn? Wie viele haben wir?«, fragte North Coast nach. Gahrvai blickte ihn an, und der Graf zuckte mit den Schultern. »Ich weiß, dass Sie uns diesbezüglich ein Memorandum hatten zukommen lassen. Ich habe es auch gelesen - doch, wirklich! Mein Augenmerk galt allerdings der Flotte.«
Sogar verständlich, dachte Gahrvai. North Coasts Grafschaft befand sich auf der Windstochter-Insel, die von der corisandianischen Hauptlandmasse durch den östlichen Margo-Sund und den Weißpferd-Kanal abgetrennt war. Die Windstochter-Insel war beinahe halb so groß wie die Insel Corisande selbst, aber weniger dicht besiedelt: Corisande hatte mehr als viermal so viele Bewohner. Größtenteils war die Windstochter-Insel von uralten Wäldern bedeckt. Neunzig Prozent der Bevölkerung lebten fast unmittelbar an der Küste. Das Volk auf dieser Insel neigte dazu, die Bewohner der Großen Insel als Ausländer anzusehen. Sie schienen angesichts von Prinz Hektors Ermordung nicht annähernd so erzürnt wie die Bürger von Manchyr. Bislang zumindest. Unter diesen Umständen überraschte es Gahrvai nicht, dass sich North Coast mehr Gedanken darum machte, inwieweit die Patrouillen der charisianischen Flotte sich auf seine Fischer auswirken mochten, als darum, wie stark die Garnison sein würde, die man auf seiner Insel stationieren wollte.
»Unsere Gesamtstärke - und ich meine damit: unsere gesamte Kampfstärke - wird ein wenig unterhalb von dreißigtausend Mann liegen«, erklärte er. »Ich weiß, dreißigtausend klingt nach viel. Ich bin sogar ehrlich überrascht, dass Cayleb uns überhaupt gestattet, so viele Corisandianer wieder zu bewaffnen. Aber in Wirklichkeit sind dreißigtausend Mann nicht viel, Mein Lord - nicht wenn man bedenkt, wie groß das Fürstentum eigentlich ist. Solange ich die Truppen zusammenhalten kann, werden sie in der Lage sein, sich allem entgegenzustellen, was sie bedroht. Aber wenn ich sie in kleinere Einheiten aufspalten muss - und das Shan-wei noch mal wird nötig sein! -, sieht das anders aus. Ich habe keine Ahnung, wie wir Truppenabteilungen an alle Orte schaffen sollen, wo sie gebraucht werden. Nicht, wenn die Abteilungen groß genug sein sollen, um irgendetwas auszurichten, neue Musketen hin oder her.«
Düster nickte North Coast.
»Das eigentliche Problem«, merkte Anvil Rock an, »ist, dass wir über genug Kampfstärke verfügen müssen, um aufflackernde Feuer sofort eindämmen zu können. Aber die Truppenstärke reicht nicht aus, um überall Präsenz zeigen zu können.« Er wirkte sehr unzufrieden. »Und das eigentliche Problem dabei, wenn man Feuer austrampelt, ist, dass alles in Nähe des Feuers gleich mit zertrampelt wird.«
»Ganz genau, Vater. Deswegen war ich ja so froh über Alyks Bericht. Ich werde seine Männer so rasch wie möglich auf die anderen größeren Städte verteilen, vor allem die unten im Südosten. Alyk wird keine seiner Abteilungen so groß aufstellen können, wie wir das alle gern hätten. Aber sie werden viel mobiler sein als unsere Infanterie-Abteilungen. Sie werden ein viel größeres Gebiet abdecken können. Kavallerie dürfte meines Erachtens auch für die örtliche Stadtwache ein wenig ... beruhigender sein.«
»Beruhigender?« Sein Vater verzog die Lippen zu einem schmalen Grinsen. »Meinst du nicht eher ›einschüchternd‹?«
»In gewisser Hinsicht ja«, gestand Gahrvai. »Andererseits ist es vielleicht ganz gut, wenn etwaige Unruhestifter schon von vornherein ein bisschen eingeschüchtert sind. Ich jedenfalls werde mich nicht beschweren, falls die Konstabler den Offizieren der Garde vorschlagen sollten, sich doch bitte daran zu erinnern, dass ihre Aufgabe darin besteht, für die öffentliche Ordnung zu sorgen, und nicht patriotische Aufstände anzuführen.«
»Ich auch nicht«, gab Anvil Rock zurück. »Auch wenn ein Teil von mir genau das am liebsten tun würde - einen
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