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Die Eiserne Festung - 7

Die Eiserne Festung - 7

Titel: Die Eiserne Festung - 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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nennen«, erwiderte Tartarian ruhig. »Und Sie würden das auch nicht tun, wenn Sie sich nicht gerade in einen Wutanfall hineinsteigern würden.«
    Anvil Rock riss die Augen auf. Erbost wollte er Tartarian eine Erwiderung entgegenbellen, mäßigte sich dann aber.
    »Also gut«, gestand er widerwillig ein. »Ist schon richtig. Ich werde versuchen, meine Wut nicht an Ihnen auszulassen.«
    »Ein bisschen, Rysel, dürfen Sie sich schon an uns abreagieren«, gab Lyndahr mit einem kleinen Lächeln zurück. »Wir haben ja schließlich auch reichlich Wut im Bauch. Trotzdem hat Taryl nicht ganz Unrecht. So wie ich das sehe, versucht der Vizekönig-General«, Gahrvai war klar, dass Lyndahr Chermyns offiziellen Titel ganz bewusst gewählt hatte, »immer noch sein Bestes gibt, uns so wenig zu belasten wie möglich.«
    Anvil Rock wirkte, als hätte er dieser Einschätzung liebend gern widersprochen. Stattdessen nickte er.
    »Zugegeben: er gibt sich redlich Mühe, uns höflich zu behandeln«, entgegnete er. »Ich weiß das auch sehr zu schätzen. Aber die bedauerliche und unabänderliche Tatsache, Raimynd, ist, dass er uns nichts erzählt, was wir nicht schon wüssten. Noch bedauerlicher ist, dass ich im Augenblick beim besten Willen nicht weiß, wie sich das ändern ließe!«
    Er blickte sich am Tisch um, als wolle er die anderen auffordern, Vorschläge zu unterbreiten. Doch niemand reagierte auf die Aufforderung. Anvil Rock stieß ein säuerliches Schnauben aus.
    »Darf ich annehmen, der Vizekönig-General hat der Ereignisse jüngster Zeit wegen seiner Besorgnis Ausdruck verliehen?«, erkundigte sich Gahrvai nach kurzem Schweigen. Sein Vater nickte.
    »Ganz genau das hat er getan. Eigentlich kann ich es ihm kaum verübeln. Ich meine, wäre ich an seiner Stelle, würde ich mittlerweile vermutlich schon ganz andere Dinge tun, als nur meiner Besorgnis Ausdruck zu verleihen.«
    Nüchtern nickte Gahrvai. Angesichts dieser Welle weiß glühenden Zorns, der nach der Ermordung Prinz Hektors über ganz Corisande hinweggebrandet war, durfte man sich über offen gezeigten Unmut oder gar Hass wahrlich nicht wundern. Dass aus mehr oder weniger zufälligen Zusammenrottungen Demonstrationen und aus Demonstrationen zunehmend ausgewachsene Unruhen wurden, war da nur logisch. Unruhen, bei denen es unweigerlich auch noch zu Plünderungen und Brandstiftung kam, wenn die Stadtwache oder (was deutlich häufiger geschah, als es Gahrvai recht war) Chermyns Marines sie nicht fast augenblicklich wieder eindämmten.
    Man konnte es eine sonderbare Wendung des Schicksals nennen, dass diejenigen, die Opfer der Ausschreitungen wurden, Händler und Ladeninhaber waren. Vielen von ihnen hatte man Wucher vorgeworfen. Schließlich hatten sie deutlich die Preise angehoben, als die charisianische Blockade sich ernstlich auf das Fürstentum auszuwirken begann. Gahrvai war überzeugt davon, dass im Zuge der Ausschreitungen auch die eine oder andere private Fehde zum Abschluss gebracht wurde (und die hatte dann nicht die Bohne mit der Treue zum Hause Daykyn zu tun). Mit Sicherheit sollten einige der Brandstiftungen dafür sorgen, dass niemand mehr wusste, wer wem noch wie viel schuldete. Aber Gahrvai hatte keine Beweise dafür. Noch nicht zumindest. Aber selbst wenn manche Aspekte der Ausschreitungen nicht allzu viel mit patriotischer Entrüstung zu tun hatten, ließ sich doch nicht bestreiten, dass dahinter echter Zorn gegen die Besatzer aus Charis stand.
    Verständlich oder nicht: Die Unruhen, die aus diesem Zorn geboren wurden, hatten unausweichlich Konsequenzen. Die Bedingungen, die Kaiser Cayleb dem Fürstentum auferlegt hatte, waren weniger hart ausgefallen, als die Jahrzehnte der Feindschaft zwischen Charis und Corisande hatten erwarten lassen. Gahrvai war aber überzeugt, dass sie sogar noch härter waren, als Cayleb das eigentlich bevorzugt hätte. Der Kaiser hatte die Zeichen an der Wand wohl zu lesen gewusst.
    »Richtig, Vater«, sagte er. »Unter den gegebenen Umständen ist es wahrscheinlich ganz gut, dass der Vizekönig-General die Unausweichlichkeit derartiger Dinge erkennt. Wenigstens wird er nicht überreagieren.«
    »Ja, wenigstens das«, bestätigte North Coast.
    Der Graf war von untersetzter Figur. Seine Leibesfülle nahm deutlich zu, seit er ins mittlere Alter kam. Das allmählich schütter werdende Haar war mit Grau durchzogen. Nur noch hin und wieder verriet eine Strähne, wie leuchtend rot sein Schopf einst gewesen war. Der Blick aus den grauen

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