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Die Eiserne Festung - 7

Die Eiserne Festung - 7

Titel: Die Eiserne Festung - 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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hinunterzuklettern. Schließlich hätte man sich ja auch unter Deck aufhalten können und wäre dort wenigstens vor dem schneidenden Wind geschützt gewesen.
    Doch an Bord der Rakurai herrschte ein anderes Klima. Tatsächlich unterschied es sich drastisch von der Atmosphäre, die man sonst an Bord fast aller dohlaranischen Schiffe erlebt hätte, deren Mannschaft aus so vielen Zwangsrekrutierten bestand. Zum Teil lag das daran, dass man dieses Mal von jeglicher Brutalität so weit wie möglich abgesehen hatte. Die Brutalität, die sich nicht vermeiden ließ, hatte man sorgsam kalkuliert, sie an die Umstände angepasst, die sie eben erforderlich machte, und sie dann mit skrupelloser Unparteilichkeit allen in gleichem Maße angedeihen lassen. Es hatte immer noch zumindest einige Zwischenfälle gegeben, die sich gewiss hätten vermeiden lassen: Einer der Bootsmaate, der noch ganz der alten Schule anhing, hatte beispielsweise zu gern seine Fäuste zum Einsatz gebracht oder sich auf seinen ›Motivator‹ verlassen (ein kurzes Seil mit zahlreichen Knoten, mit dem er gern Trödelnde auf Trab brachte). Aber im Vergleich zu dem, was auf fast allen anderen dohlaranischen Schiffen üblich war, ging es auf diesem Schiff wirklich gemäßigt zu.
    Ein Grund war, dass viele der Bootsmaate aus der alten Schule (und auch entsprechender Kapitäne) ihr Leben bei jenem katastrophalen Feldzug verloren hatten, der vor der ›Felsnadel‹ und dem ›Klippenhaken‹ sein Ende fand. Hauptsächlich jedoch lag es daran, dass der neue Kommandeur der Flotte ihnen sehr, sehr deutlich erklärt hatte, wie er zu diesem Thema stand. Zudem hatte sich herausgestellt, dass er auch tatsächlich meinte, was er sagte. Bislang waren elf Captains, die den Fehler gemacht hatten zu glauben, er habe seine Befehle hinsichtlich unnötiger Brutalität oder Bestrafung nicht ernst gemeint, unehrenhaft aus dem Dienst entlassen worden. Da zwei besagter Captains sogar noch einflussreicheren Familien entstammten als der Graf selbst (einer von ihnen hatte sogar die persönliche Schirmherrschaft der Herzogs Thorast genossen!), gab es anschließend keinen einzigen Captain mehr, der den Fehler beging, den Grafen nicht beim Wort zu nehmen.
    Aber es gab auch noch einen weiteren Grund. Es gab etwas, das dafür sorgte, dass selbst zwangsrekrutierte Matrosen dem Grafen Thirsk mit nie gekannter Hingabe folgten. Wie Thirsk auf diese Idee gekommen war, wusste niemand. Aber der Graf, so hieß es allgemein, habe sich persönlich für die zum Dienst Gepressten und alle anderen Matrosen an Bord eingesetzt. Er hatte durchgesetzt, dass Mutter Kirche, für die diese Flotte bemannt worden war, die Verantwortung für das Wohlergehen der Familien sämtlicher zwangsrekrutierten Matrosen übernahm. Der Sold eines einfachen Matrosen in der Royal Dohlaran Navy war nicht gerade üppig. Aber Mutter Kirche würde dafür sorgen, dass dieses Geld während der Abwesenheit eines Matrosen umgehend an seine Familie ausgezahlt würde. Natürlich nur, wenn besagter Matrose das auch wünschte. Dazu kam noch etwas anderes, das es so noch nie gegeben hatte: Mutter Kirche hatte versprochen, der Witwe eines jeden zwangsrekrutierten Matrosen, der im aktiven Dienst fiele, eine Hinterbliebenenrente zu zahlen und auch sämtliche minderjährigen Kinder zu versorgen.
    Das alles mochte erklären, warum nur relativ wenig gestöhnt wurde, als der Captain und der Admiral wieder auf das Achterdeck der Rakurai zurückkehrten und der Captain erneut sein ledernes Sprachrohr hob.
    »Toppsgasten in die Wanten!«
    »Die sind besser, als mir lieb sein kann«, bemerkte Sir Domynyk Staynair, seines Zeichens Baron Rock Point, leise.
    Bequem lehnte sich der einbeinige Admiral in den weichgepolsterten Sessel zurück. Der Holzpflock, der ihm als Unterschenkel diente, nachdem er bei einer Schlacht einen Teil seines Beines eingebüßt hatte, lag vor ihm auf einem Hocker. Hell brannten die Krakenöl-Lampen an der Decke, und rings um ihn, an Bord seines massigen neuen Flaggschiffs, herrschte nächtliche Ruhe. Das Schiff lag vor Anker, Zeit für den Baron, die Bildaufzeichnungen durchzugehen. Die niedergeholte Bramstenge richtete sich genau so sanft und ruhig wieder auf, wie sie herabgelassen worden war. Der Admiral schüttelte den Kopf.
    »Zugegeben«, erwiderte Merlin Athrawes' Stimme in seinem rechten Ohr. Merlin sprach mit ihm aus seinem Schlafgemach im Palast und war damit beinahe siebentausend Meilen weit entfernt. In Kings Harbour

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