Die Eiserne See - Brook, M: Eiserne See

Titel: Die Eiserne See - Brook, M: Eiserne See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meljean Brook

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flog er durch den Raum und krachte gegen die Wand – unverletzt. Er sprang fauchend auf und fixierte den Eisernen Herzog.
    Trahaearn machte sich bereit. »Nehmen Sie den Jungen, Inspektor.«
    Sie hatte den blutenden Jungen bereits hochgehievt, und seine Schreie ebbten an ihrem Hals zu Schluchzern ab. Sie erkannte ihn; es war Trowel. Er war höchstens zwölf Jahre alt und schon sein halbes Leben Anführer der kleinen Truppe von Dochthändlern. Die Haut an seinen Unterarmen war zerfetzt, und tiefe Wunden an seinem Rücken bluteten stärker, als die Bugs sie heilen konnten. Sie drückte ihn gegen ihre Brust und rannte aus dem Haus.
    Scarsdale kletterte gerade durch das Fenster, Fitzhop direkt hinter ihm. Als sie Mina sahen, hielten sie inne. Sie rannte auf sie zu und wäre beinahe in das klaffende Loch im Boden gestürzt, das vorhin noch nicht da gewesen war. Sie fing sich wieder und drückte Scarsdale den Jungen in die Arme.
    »Zu meinem Vater!«, japste sie. »Bringt ihn zu meinen Vater, und beeilt Euch!«
    Scarsdale nickte. Für einen Betrunkenen konnte er ziemlich schnell rennen. Mina sah ihm durch das Fenster gerade lang genug hinterher, um Atem zu schöpfen. Die Geräusche der kreischenden Kinder und das Fluchen und Fauchen verrieten ihr, dass der Rattenfänger noch immer nicht die Flucht ergriffen hatte.
    Dann war ein lautes Jaulen zu hören, gefolgt von plötzlicher Stille, und als sie in die Küche kam, sah sie junge Gesichter mit offenen Mündern. An der Wand hob Trahaearn seinen Fuß von dem zerschmetterten Kopf des Rattenfängers.
    Mina gaffte. Er war auf den Stahlschädel des Rattenfängers getreten und hatte ihn einfach platt gedrückt . Ihr schwirrte der Kopf, rief ihr Bilder eines nicht überfüllten Fahrstuhls an der Grenze seiner Traglast, eines sich schwer neigenden Dampfwagens, eines unerwarteten Lochs in den verrotteten Bodendielen in Erinnerung … und Stahl, wo Knochen hätten sein sollen. Sie hatte plötzlich den Verdacht, dass alles an ihm aus Stahl anstatt Knochen war.
    Sie schluckte, um ihre raue Kehle anzufeuchten. »Wie viel genau wiegt Ihr?«
    »Mehr als genug.« Sein Grinsen traf sie bis ins Mark. »Aber keine Sorge, ich werde Sie nicht erdrücken.«
    Oh . Nun ja, sie war nicht … Nein.
    Kopfschüttelnd blickte Mina zu einer der Dochthändlerinnen. Molly, erinnerte sie sich. Molly, die ihre Füße in Lumpen gewickelt hatte und ein Flickenkleid trug, sah jünger aus, als sie wahrscheinlich war. Alle Kinder taten das.
    »Ein Freund hat Trowel zu meinem Vater gebracht. Wisst ihr, wo das ist?« Als sie nickten, sagte Mina: »Das Behandlungszimmer ist auf der Rückseite unseres Hauses. Geht an den Stallungen vorbei. Ich schaue, ob der Koch etwas zu essen übrig hat.«
    Mit der Aussicht auf etwas zu essen war es weniger wahrscheinlich, dass sie die Hühner stahlen. Sie sah ihnen nach, wie sie davoneilten, bevor sie sich dem Herzog zuwandte, der auf einmal dicht neben ihr stand und sie finster anblickte.
    Instinktiv trat sie zurück. »Was ist?«
    »Tun Sie das nie wieder.«
    Und aus diesem Grund zog sie es vor, mit Newberry nach Hause zu fahren. Wahrscheinlich bekam er jedes Mal beinahe einen Schlaganfall, wenn sie aus dem Wagen stürzte, doch er stellte sie nie infrage.
    »Was nicht tun? Das Leben eines Kindes retten?«
    Wut stieg in ihm auf. »Schicken Sie mich hinein. Und ich tue es.«
    »Ihr habt Euch geweigert, acht Jungen auszulösen. Warum sollte ich glauben, dass Ihr Eure Haut für ein Kind riskiert?«
    Sein Kiefer verkrampfte sich. Nein, er konnte dem nicht widersprechen … aber Mina musste zugeben, dass es nicht fair war. Anders als im Fall von Trowel wären diese Jungen sicher gewesen, auch wenn der Eiserne Herzog das Lösegeld nicht bezahlt hätte. Und sobald sich herausgestellt hätte, dass die Anwesenheit der Marine sie in Gefahr gebracht hätte, hätte er nichts dagegen gehabt, sie vor der Dame zu retten, selbst wenn ihre Rettung aus seiner Tasche bezahlt worden wäre. Sie seufzte.
    »Es spielt sowieso keine Rolle. Es gibt keinen Grund, dass wir noch einmal zusammen fahren sollten.« Sie blickte zu dem Rattenfänger, bevor sie zu Trahaearn aufsah. »Ich habe Scarsdale vorausgeschickt. Wir haben ein Stück Weg vor uns.«
    »Nein.« Er trat auf sie zu. »Was ich jetzt habe, sind Sie. Allein.«
    Oh, nein. Ihr Herz pochte, Mina taumelte zurück und stieß gegen die Wand. Er kam auf sie zu.
    »Euer Hoheit, bitte … «
    Seine großen Hände packten ihre Hüften – und ihre Waffen.