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Die Eiserne See - Brook, M: Eiserne See

Die Eiserne See - Brook, M: Eiserne See

Titel: Die Eiserne See - Brook, M: Eiserne See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meljean Brook
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mitgekommen. »Wahrscheinlich.«
    Scarsdale betrachtete erst sie mit gerunzelter Stirn und dann seine Flasche. Mit gequälter Miene schloss er die Augen. Sie bemerkte, dass der Herzog sie erneut ansah, doch sie blickte aus dem Fenster. Sie fuhren jetzt schneller, der Verkehr ließ hinter dem Anglesey Square nach. Bald wäre sie zu Hause, und mit jeder Straße, die sie querten, wurde ihr banger ums Herz.
    Wie es ihnen sagen? Sie hatte so vielen Müttern und Vätern schlechte Nachrichten überbracht. Doch noch nie war es die eigene Familie gewesen.
    »Ich weiß nichts über Elternschaft«, sagte Trahaearn auf einmal. »Doch wenn das schlimmer wird als die Konfrontation mit Dorchester, wollen Sie, dass wir es gemeinsam erzählen?«
    Mina wusste nicht, wen das Angebot mehr überraschte, Scarsdale oder sie. Als sie zu ihm hinüberschaute, sah sie einen beinahe bestürzten Ausdruck in seinen Augen. Und obwohl sie fest vorhatte, Trahaearns Angebot abzulehnen, tat sie es nicht.
    Seine Anwesenheit würde Minas Aufgabe nicht einfacher machen. Nichts konnte das. Doch wenn Trahaearn bestätigte, dass er die Terror aufspüren wollte, wäre es womöglich leichter für ihre Eltern zu glauben, dass Andrew nach Hause zurückkehrte.
    »Ja«, sagte sie. »Danke.«
    Trahaearn nickte. Sie hatte einen Kloß im Hals, und wieder blickte Mina aus dem Fenster. Der Wagen fuhr jetzt die Dorset Street entlang. Vor zweihundert Jahren waren die Wohnsitze hier sehr elegant gewesen. Jetzt waren die Stadthäuser in billigen Wohnraum unterteilt oder standen leer und waren an die Straßenkinder und den matten Schimmer von Stahl und geröteten Augen aufgegeben …
    Ein Rattenfänger.
    Verdammt . Mina beugte sich zur Wagentür vor. »Halt! Fahrer, halten Sie an!«
    Fitzhop tat es, doch Mina wartete nicht, sondern sprang hinaus und rannte los. Sie hörte hinter sich das Quietschen von Bremsen und schwere Schritte, die vom Eisernen Herzog stammen mussten. Doch das Kreischen und Geschrei, das durch eine Fensteröffnung eines leer stehenden Hauses drang, trieb sie weiter. Verrottete Bodendielen drohten unter ihr zu brechen, als sie mit einem Sprung in der Hocke landete. Die Schreie kamen tiefer aus dem Inneren des Hauses. Mina begann zu rufen, als sie an eingebrochenen Treppenstufen vorbeirannte, und betete, dass der Lärm den Rattenfänger vertreiben würde, doch das geschah nie.
    Vor fünfzig Jahren, als eine Seuche die Horde beinahe ausgerottet hatte, hatten sie streunende Katzen in riesige, gierige Rattenfänger verwandelt. Nachdem die Seuche vorüber war, sollten die hundegroßen Katzen eigentlich aussterben. Mina wusste nicht, was den Leuten mehr Angst machte – dass die Rattenfänger jeden bei der kleinsten Regung angriffen oder dass sie sich vermehrten. Anders als bei der ersten Generation waren ihre Zähne und Klauen nicht implantiert; die Rattenfänger wurden damit geboren. Irgendwie ersetzten die Naniten der Katzen Knochen durch Stahl, und gepanzerte Platten schützten ihre geschmeidigen und wendigen Körper.
    Hinter ihr krachten verrottete Bodendielen, als hätte ein Bulle die Hauswand gerammt. Mina wagte nicht, sich umzuschauen. Durch die zerstörte Küchenwand konnte sie die beiden Körper auf dem Boden sehen, ein schreiendes Kind, das versuchte, Gesicht und Bauch zu schützen, und einen fauchenden, knurrenden Körper. Fünf Straßenkinder drängten sich um ihn und versuchten, den Rattenfänger mit allem, was greifbar war, zu attackieren; mit Rohren, abgebrochenen Dielen, ihren Fäusten.
    Ihre Opiumpfeile konnten nur wenig ausrichten gegen den gepanzerten Körper des Rattenfängers, und sie hatte keine Munition mehr in ihrer Pistole. Mina griff nach ihrem Dolch und machte einen Satz nach vorn. Schmerz schoss ihr durch den Arm, als eins der Straßenkinder mit einem Rohr nach dem Rattenfänger schlug und stattdessen Mina traf. Sie versuchte, das fauchende Ding zu packen und es von dem Jungen wegzuziehen. Es war riesig, reichte ihr bis zu den Knien und übertraf sie sogar an Gewicht. Warmes Metall glitt durch ihre Hände. Sie konnte mit dem Dolch keine passende Körperstelle finden. Sie trat es in die Seite und gegen die Beine. Das verdammte Ding wollte nicht von dem Jungen ablassen und sie stattdessen angreifen.
    Ein weiteres Krachen warnte sie, bevor Trahaearn rief: »Aus dem Weg!«
    Mina packte die beiden Straßenkinder neben sich und riss sie weg. Trahaearns Stiefel stieß mit voller Wucht in die gepanzerte Seite des Rattenfängers. Jaulend

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