Die Eiskrieger
drohend schwarze Masten in den Himmel.
»Caer!« stieß Buruna erschrocken hervor. Nach den unzähligen Lichtern, die sie während der Nacht auf See gesehen hatten, hätte sie eigentlich damit rechnen müssen.
Vier der schwarzen Dreimaster mit den hohen Deckaufbauten ankerten zu beiden Seiten der Hafeneinfahrt, vier weitere zwischen den anderen Schiffen. Die Segel waren gerefft, aber auch so wirkten sie mächtig mit ihren doppelten Ruderbänken.
»Was nun?« wollte Lamir wissen. »An denen kommen wir nicht einmal vorbei, wenn wir schwimmen. Und ich bin überzeugt, dass es in Salmacae nicht einen Deut besser aussieht. Die Caer beherrschen den gesamten Golf.«
Morkem nickte zögernd. »Das war vorauszusehen«, sagte er. »Salmacae und Parcon sind Stadtstaaten, die zu Rukor tendieren. Und Rukor wiederum, so wird berichtet, scheint mit den Caer zu paktieren. Die Bewohner dieses Landes sind seit je ein Kriegervolk und eine starke Seemacht, gegen die selbst die Horden von der Insel einen schweren Stand hätten. Offenbar hat Drudin mit König Eloard von Mardios, ihrem Herrscher, ein Stillhalteabkommen getroffen, um ungehindert das Festland erobern zu können. Vielleicht wurde den Rukorern Land versprochen und Macht.«
»Wie können Menschen tatenlos zusehen und dulden, dass Tausende elend umkommen oder ihre Heimat verlieren?« brauste Buruna auf. »Wissen sie nicht, was sie erwartet, wenn die Lichtwelt fällt? Dieser Eloard glaubt doch wohl nicht im Ernst, dass die Caer ihn unbehelligt lassen. Sobald sie ihre Macht genügend gefestigt haben, werden sie brandschatzend auch in Rukor einfallen. Vielleicht ist ihre Seeblockade bereits der erste Schritt, um von Westen her vorzudringen und dem Gegner die Lebensader abzuschneiden.«
»Niemand wird es verhindern können. Die Geschichte kennt viele Beispiele, aus denen…«
Einer der Leoniter stieß einen unterdrückten Schrei aus. Seine Rechte fuhr ans Schwert, riss es förmlich aus der Scheide.
Caer marschierten auf den Hafen zu; drei Dutzend gut ausgerüsteter Krieger, die unter dem Befehl eines Dämonenpriesters standen. Er trug einen langen, silberverzierten Mantel, dessen Kragen er sich weit ins Gesicht geschlagen hatte und der fast bis an den hohen, mit bleichen Knochen verzierten Helm reichte. Die Caer, deren Ziel eines der Schiffe zu sein schien, schwenkten herum. Für Buruna und ihre Begleiter war es zu spät, sich in den nahen Häusern zu verbergen.
»Verhaltet euch ruhig!« zischte Morkem. »Und du, Bratford, Lass dein Schwert stecken. Vielleicht halten sie uns für Flüchtlinge und lassen uns ungeschoren.«
»Dein Wort in Quyls Ohr«, murmelte Lamir.
Die Marschordnung der Caer fächerte sich auf, während sie näher kamen. Erst jetzt war zu erkennen, dass der Priester eine Maske trug.
»Was sucht ihr hier?« herrschte er die Leoniter an.
»Schutz und eine Bleibe«, sagte Morkem. »Unsere Anwesen wurden von umherstreifenden Nordländern angesteckt; sie töteten unser Vieh und verwüsteten die Felder.«
»Ausgerechnet nach Parcon kommt ihr?«
»Weil wir hörten, dass Caer in der Stadt sind. Ihr werdet die plündernden Söldner zur Rechenschaft ziehen. Am eigenen Leib haben wir erfahren müssen, dass die, welche unter dem Banner des Lichts kämpfen, das Land verbrennen und die Frauen schänden.«
Hoffentlich hatte er nicht zu dick aufgetragen.
»Ihr seht nicht aus wie Bauern«, kam da auch schon die Feststellung des Priesters.
»Wir haben die Waffen angelegt, um uns unserer Haut zu wehren.«
»Und in der Kiste schleppt ihr eure letzte Habe?« Die Stimme des Priesters klang kalt und klirrend wie Eis. »Öffnet sie!«
Buruna zuckte zusammen. Sie wusste, dass der Schwindel jeden Moment aufkommen konnte.
Die Caer nahmen eine drohende Haltung ein.
»Tut, was von uns verlangt wird«, wandte Morkem sich an zwei seiner Begleiter. Zusammen ließen sie die schweren Verschlüsse aufschnappen. Kostbare Gewänder aus hauchdünnen Stoffen, nahtlos gewebt und mit ausgewählten Mustern versehen, quollen ihnen entgegen. Kleider, die mehr offenbarten als verhüllten.
Erstauntes Murmeln wurde laut.
»Ihr wollt Bauern sein?« kreischte der Priester. »Lüge, alles Lüge! Ergreift sie!«
Bevor die Caer Zeit fanden, ihre Schwerter zu ziehen, drangen Morkem und seine Mannen bereits auf sie ein. Auch Buruna und Lamir schwangen ihre kostbaren Klingen.
Die Krieger aus dem Norden Tainnias schienen nicht mit einem derart heftigen Angriff gerechnet zu haben. Etliche von ihnen
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