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Die Eiskrieger

Die Eiskrieger

Titel: Die Eiskrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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fielen, bevor die anderen begriffen, dass die angeblichen Landleute sehr wohl mit den Waffen umzugehen verstanden.
    Buruna sah den Knochenhelm im Gewühl verschwinden. »Er flieht«, rief sie. »Haltet ihn, ehe er seine Magie anwenden kann.«
    Mit beiden Händen das Schwert führend, schlug Morkem sich den Weg frei. Seine Männer sprangen in die Bresche, als sie die Absicht ihres Hauptmanns erkannten.
    Zwei Caer bedrängten die einstige Sklavin, die sich wie eine Wildkatze verteidigte. Jeden Hieb, den die Gegner parierten, begleitete sie mit einem wütenden Fauchen. Die Krieger lachten. Sie machten sich einen Spaß daraus, Buruna mit immer neuen, aber harmlosen Attacken auf das Hafenbecken zuzutreiben.
    Mittlerweile hatte Morkem den Priester eingeholt und schlug zu, als dieser abwehrend beide Arme ausstreckte. Im letzten Moment, wie von unsichtbarer Hand geführt, glitt die tödliche Klinge zur Seite. Enttäuscht schrie der Leoniter auf. Von blinder Wut erfüllt, riss er abermals das Schwert hoch. »Stirb, du Ungeheuer!«
    Ein düsteres Wallen schien den Priester zu umfließen. Gelassen wartete er auf den tödlichen Stoß.
    Morkem bemerkte es zu spät. Als seine Klinge die Schwärze berührte, war ihm, als wüte ein Feuersturm in seinen Eingeweiden. Das Heft wurde plötzlich glühend heiß, brannte sich zischend in seine Hände und ließ ihn vor Schmerzen fast wahnsinnig werden. Er schrie, wie er nie zuvor in seinem Leben geschrien hatte. Ein Blitz zuckte aus den Fingern des Priesters und löschte schlagartig alle seine Empfindungen. Morkem blieb keine Zeit mehr zu begreifen, dass er starb.
    Mit ihm verbluteten seine Mannen, ließen ihr Leben in dem Bewusstsein, dass die Welt verloren war und den Mächten der Finsternis gehörte. Nur Buruna und Lamir verschonte der Tod. Noch…
    *
    Ein Dämon manifestierte sich in dem Schwarzstein.
    Tausend fremde Gesichter starrten mich an; sie schienen zu grinsen, mich zu verhöhnen, zu spotten…
    Mir stockte der Atem. Jeden Augenblick erwartete ich, dass der Dämon in mich einschlagen und auch mir das Gesicht rauben würde. Übelkeit schüttelte mich. Ich würgte. Ich hatte mein Leben verwirkt. Niemals vor mir hatte ein einfacher Krieger diesen Dämon geschaut – und wenn, so war der Nachwelt zum Glück die Schilderung aller Schrecken erspart geblieben. Oder leider? Vielleicht hätten die Priester dann nie ihre Macht festigen können.
    Ich sank in die Knie. Meine Hände fuhren ziellos über den Stein, dessen Oberfläche von winzigen Poren übersät war. Warum lebte ich noch? Weshalb wurde ich nicht für meinen Frevel bestraft? Die Angst ließ mich fast wahnsinnig werden. Vergingen nur wenige Augenblicke, oder verstrich die halbe Nacht? Jeglicher Sinn für die Zeit ging mir verloren.
    Irgendwann begriff ich, dass es Cherzoon sein musste, der Meister Drudins, dem ich gegenüberstand.
    Da war etwas in meinen Gedanken, was mich aufschreckte, etwas absolut Fremdes und Unheimliches. Ich könnte dich verderben, klang es in mir auf. Aber du bist keine Gefahr – trotz deiner Zweifel. Deshalb will ich dir sagen, Malver, wonach du bislang vergeblich forschst. Das Ziel unserer Reise ist Logghard.
    »Die ewige Stadt, die seit Jahrhunderten den Mächten der Finsternis zu trotzen vermag?« Ich weiß nicht, ob ich diese Worte laut aussprach oder ob sie nur in meinen Gedanken entstanden.
    Wir alle und weitere Tausende Krieger werden auf der Scholle nach Süden reisen, um der Entscheidung beizuwohnen.
    »Die Scholle?« fragte ich. »Was ist das? Ein Schiff, größer als dieses?« Aber Cherzoon antwortete nicht.
    Was der Dämon gesagt hatte, bedeutete Kampf. Auf einmal wusste ich, dass ich für ihn sogar mein Leben hingeben würde, aber diese Erkenntnis schreckte mich nicht.
    Die Eroberung von Elvinon, bei der du dabei warst, Malver, auch die Schlacht im Hochmoor von Dhuannin waren harmlose Geplänkel gegen das, was dich in der Düsterzone erwartet.
    Ich erwachte wie aus einem Traum. Schweißgebadet und zitternd griff ich nach dem Schwert. Hatte Cherzoon wirklich zu mir gesprochen?
    Hinter den nächsten Wellenkämmen tauchten schwarze Segel auf. Es waren Kriegsschiffe wie unsere. Dadurch, dass ihre Kapitäne die Ruder bemannt hatten, kamen sie schnell näher. Sie steuerten denselben Kurs wie wir, dem höchsten Stand der Sonne entgegen – nach Süden. Mit der Zeit wurden es immer mehr Schiffe. Als dreimal die Finger meiner Hände nicht mehr ausreichten, um ihre Anzahl aufzuzeigen, gab ich es auf,

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