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Die Eiskrieger

Die Eiskrieger

Titel: Die Eiskrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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sie zählen zu wollen.
    Die See war nur leicht bewegt, der Himmel fast wolkenlos. Einmal glaubte ich Land zu sehen. Das musste auf der Höhe von Ambor gewesen sein.
    *
    Ein mit aller Wucht geführter Hieb prellte Buruna die Waffe aus der Hand. Aus den Augen der Caer sprach unverhohlene Gier. Die Frau wich weiter zurück. Sie schauderte bei dem Gedanken an das, was sie erwartete.
    Nur Lamir schwang noch das Schwert. Es bereitete seinen Gegnern offensichtlich Vergnügen, ihn immer wieder ins Leere laufen zu lassen. Sie spielten mit ihm, und er bemerkte es nicht einmal, bis sie dessen schließlich überdrüssig wurden und ihn ein einziger Schlag mit der flachen Klinge niederstreckte.
    Buruna schrie auf, achtete für einen Moment nicht darauf, wohin sie trat, und stolperte über eine niedrige Mauer. Rücklings stürzte sie ins Wasser, das aufspritzend über ihr zusammenschlug. Sie schluckte, fürchtete, ertrinken zu müssen, und begann wie besessen um sich zu schlagen. Augenblicke später kam sie wieder hoch, rang krampfhaft nach Luft, und Übelkeit umfing sie. Kräftige Hände zerrten Buruna an Land. Sie hörte Lachen und laute Stimmen, ohne jedoch zu verstehen, was diese redeten.
    Es sind Caer… Der Gedanke ließ sie sich aufbäumen.
    »Haltet ein!«
    Entsetzt fuhr Buruna zurück, als der Priester sich über sie beugte. Hinter seiner Maske brannten unbarmherzige Augen.
    »Wer bist du?« wollte er wissen.
    Die Liebessklavin von Burg Anbur schwieg.
    »Rede!« zischte der Priester. »Oder du wirst erfahren, was es heißt, sich meinem Willen zu widersetzen.«
    »Ich bin nur eine Bauernmaid aus Ugalien«, brachte Buruna stockend hervor.
    »Du lügst! Selbst eine Dirne könnte nicht die Gewänder und kostbaren Waffen verdienen, die deine Begleiter mit sich schleppten. Wer also bist du wirklich?«
    Ein verwegener Gedanke kam ihr. Sie war selbst dermaßen überrascht, dass sie ihn unbewusst aussprach: »Ich, Buruna, bin eine Tochter des großen Shallad Hadamur.«
    »Eine Prinzessin also.«
    »Ja, eine Prinzessin.« Sie nickte eifrig.
    »Und der da?«
    »Lamir von der Lerchenkehle ist mein Leibbarde. Wer es wagt, uns anzurühren, wird den Zorn des Shallad zu spüren bekommen.«
    Während ihres Aufenthalts in Leone hatte Buruna viel über den Süden in Erfahrung gebracht. Dieses Wissen kam ihr nun zugute. So war ihr bekannt, dass Hadamurs Reich weite Ländereien umfasste und der Shallad eine Vielzahl von leichtern gezeugt hatte.
    »Wisse, Buruna, dass du ab sofort meinen Schutz genießt.« Es war nicht zu erkennen, ob der Priester über sie spottete oder es wirklich ernst meinte. »Kein anderer als der König von Rukor darf dich anfassen.«
    »Eloard von Mardios? Mit ihm habe ich nichts zu schaffen.«
    »Ich sehe, Politik ist dir nicht fremd. Eine Tochter des Shallad nenne ich ein wahrhaft würdiges Geschenk für Eloard.«
    »Niemals«, begehrte Buruna auf. »Lieber sterbe ich. Die Rache meines Vaters werden alle zu spüren bekommen. Seine Macht reicht bis in die Düsterzone.«
    Der Priester lachte hart. »So wahr ich Tilgran bin, einer aus Drudins Zwölferrat. Du wirst dein Leben behalten und gehorchen lernen. Die Macht des Shallad ruht auf tönernen Füßen. Wenn ich es will, sinkt sein Reich in Schutt und Asche.«
    »Du, du Bestie!«
    Tilgran zuckte zusammen. »Hüte deine Zunge! Nicht immer bin ich so nachsichtig.«
    Buruna musste einsehen, dass es besser war, zu schweigen. Während die Caer sie und Lamir aufmerksam bewachten, begab der Priester sich an Bord eines der Schiffe. Erst nach einer ganzen Weile kehrte er zurück.
    »Es wird dich freuen«, wandte er sich an die Frau, »dass du deinem künftigen Herrn und Gebieter bald gegenüberstehen darfst. Mich hält nun nichts mehr in Parcon. Wir werden entlang der Küste nach Rukor reiten.«
    Während der kleine Trupp den Hafen verließ, setzten vier der schwarzen Dreimaster die Segel und wurden klargemacht zum Auslaufen.
    *
    Obwohl die Frühlingssonne ihre wärmenden Strahlen aussandte, zog Nebel auf. Immer dichter wurden die Schwaden, die aus dem Meer emporstiegen. Dräuend und unheilverkündend ballten sie sich zusammen. Die Brise, die eben noch die Segel gebläht hatte, verlor schlagartig an Kraft. Schlaff hing das Tuch an den Masten.
    Nirgendwo fiel mehr ein lautes Wort. Ich spürte die Erregung, die von allen Besitz ergriffen hatte – auch ich blieb nicht verschont. Vor uns musste etwas Unheimliches lauern.
    Das Meer war von einer bleiernen Schwärze und fast

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