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Die Eiskrieger

Die Eiskrieger

Titel: Die Eiskrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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erkennst, woran du bist, falls du die Absicht hättest, dich zu widersetzen. Parcon und Salmacae verjagen alle Flüchtlinge, die ihnen schwach erscheinen und ungeeignet, die anderen versklaven sie oder liefern sie an uns aus, damit die Priester neue Kräfte gewinnen können.«
    Warum? fragte Burunas Blick. Warum erzählst du mir das?
    »Du bist schön – viel zu schade für einen König, der ohnehin jedes Weib haben kann, das ihm gefällt.«
    Buruna wollte sich aufbäumen, aber der Krieger zog sie fest an sich.
    Von irgendwoher kam ein leises, kaum wahrnehmbares Rascheln. Silberne Ornamente funkelten im Schein der fernen Sterne. Im nächsten Moment sank der Caer haltlos in sich zusammen. Buruna schrie gellend auf. Die anderen schreckten hoch und zogen ihre Waffen. Sie wussten nicht, was geschehen war.
    Tilgrans Augen glühten in verzehrendem Feuer. »So ergeht es jedem, der sich gegen meinen Befehl stellt«, sagte er mit leiser, zitternder Stimme. »Wehe dem, der es wagt, meine Gefangenen auch nur anzutasten.«
    An Burunas Seite lag ein verschrumpeltes Häufchen Elend, das mit einem Menschen nichts mehr gemein hatte. Erschüttert wandte sie sich ab.
    *
    Der nächste Tag verlief ohne besondere Zwischenfälle. Man erreichte Salmacae in den frühen Abendstunden, ließ die Stadt jedoch rechter Hand liegen und schlug in einiger Entfernung das Nachtlager auf.
    Buruna träumte von Mythor, glaubte ihn neben sich, fühlte seine starken Arme in ihrem Nacken. Er hieß sie zu verhindern, dass Rukor dem Einfluss der Dämonen anheimfiel. Im Morgengrauen erwachte sie schweißgebadet.
    »Ich fürchtete, du würdest uns verraten«, raunte Lamir ihr bei der erstbesten Gelegenheit zu. »Du hast im Schlaf geredet und warst nicht wach zu kriegen.«
    »Aber es war herrlich«, flüsterte sie zurück. »Mythor kam zu mir und…«
    »Ein hysterisches Weib hat mir gerade noch gefehlt«, erklärte der Barde. »Wenn es erneut über dich kommt, versuche bitte, wach zu bleiben.«
    In der folgenden Nacht träumte Buruna wieder – aber es waren Alpträume, aus denen sie schreiend aufschreckte. Anschließend konnte sie sich an nichts mehr erinnern, außer, dass die Welt in Finsternis, in einem Meer von Blut und Leiden vergangen war.
    Je weiter man sich von Salmacae entfernte, desto mehr Flüchtlingen begegnete man, die mit der aufgehenden Sonne kamen. Erstaunt bemerkte Buruna, dass der Dämonenpriester Tilgran inzwischen seinen Knochenhelm abgelegt und den weiten Umhang gegen einen anliegenden, mit Fell besetzten Mantel vertauscht hatte. Auch trug er die verräterische Maske nicht mehr. Sein Gesicht indes schien unbeweglich und wie aus trübem Glas geschliffen.
    Selbst die Krieger konnte niemand mehr als Caer erkennen.
    Schließlich erreichten sie die Grenze von Rukor. Schon aus der Ferne waren hohe Walle zu sehen, zum Teil aus aufeinandergetürmten, mächtigen Felsblöcken errichtet, zum Teil aus aufgeschütteter Erde bestehend, deren Damm hölzerne Wehren und zugespitzte tief eingegrabene Pfähle bildeten.
    »Die Rukorer scheinen etwas gegen Fremde zu haben«, stellte Lamir sarkastisch fest.
    »Nur glaube ich nicht, dass diese Methode ihnen wirklich den erhofften Erfolg beschert«, entgegnete Buruna. »Sieh hin, an manchen Stellen führen regelrechte Schneisen die steilen Hänge hinauf, und oben wurden die Palisaden umgestürzt oder gar verbrannt. Es müssen Hunderte Menschen hier eingedrungen sein.«
    Die Caer folgten einem der deutlich erkennbaren Pfade. Etwa in der Mitte des Walls stießen sie auf die ersten Leichen, die von herabstürzenden Felsen erschlagen worden waren. Sie ritten achtlos daran vorüber, nur Buruna konnte sich eines Schauders nicht erwehren.
    Sie lauschte dem Gespräch zweier Caer, die unmittelbar vor ihr ritten.
    »Dieser Eloard hofft, dass Tilgran ihn von der Plage befreit?«
    »Er wandte sich mit der Bitte um magische Unterstützung an den Priester. Wahrscheinlich hat er gehört, dass Lockwergen durch Magie entvölkert wurde, auf jeden Fall weiß er, dass im Hochmoor von Dhuannin ungezählte Kämpfer der Lichtwelt den Spiegeltod starben und zu Geisterreitern wurden.«
    »Und nun erwartet der König, dass Tilgran sämtlichen Flüchtlingen ein ähnliches Schicksal an gedeihen lässt?«
    »So wird es wohl sein. Der Priester kommt natürlich seinen Wünschen nach. Zum einen kann er damit Drudins Heer beträchtlich vergrößern, zum anderen…« Beide lachten.
    Buruna war entsetzt. Sie ahnte, was das letzten Endes für Rukor

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