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Die Eiskrieger

Die Eiskrieger

Titel: Die Eiskrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Antlitz eines Mannes beugte sich über sie. »Delem!« Buruna wollte hochfahren, doch starke Arme drückten sie zurück.
    »Du bist viel zu schwach, um hastig aufzuspringen«, sagte er. »Deine Haut hat noch immer die Farbe eines Leichentuchs.«
    »Aber ich muss euch…«
    »…warnen?« vollendete Trettan Delem und lachte. »Wovor?«
    Buruna zitterte. Abwechselnd heiß und kalt überlief es sie. »Die Caer werden euch vernichten!«
    »Sie sind weit.«
    »Nein«, stammelte Buruna. »Du selbst hast in ihrer Mitte gesessen, draußen, am Feuer.«
    Delem sah aus, als wolle er jeden Moment lauthals herausplatzen. Aber dann blieb ihm das Lachen unvermittelt im Hals stecken. »Das«, kam es tonlos über seine Lippen, »ist kein Scherz mehr. Du bezichtigst die Bauern, mit denen du gekommen bist? Ja, ich habe vorhin mit ihnen getrunken, aber sie sind alles, bloß keine Caer. Wieso lügst du? Haben sie dich betrogen, dir vielleicht deine Ehre geraubt?«
    In hilfloser Geste schüttelte Buruna den Kopf. »Ich sage die Wahrheit. Ihr müsst mir glauben, wollt ihr nicht blindlings in euer Verderben rennen.«
    »Was immer du auch bezweckst«, Delem packte sie an der Schulter und schüttelte sie, »ich rieche einen Caer schon fünfzig Pferdelängen gegen den Wind.«
    »Das ist richtig«, stimmte einer der Umstehenden zu. »Trettan hasst alles, was mit Magie zu tun hat, wie die Pest. Deshalb wurde er unser Anführer.«
    »Wenigstens dieses eine Mal solltet ihr nicht auf ihn hören. Mein Begleiter kann euch bestätigen, dass…« Unvermittelt hielt sie inne. Lamir war hinter ihr gewesen, das fiel ihr erst jetzt wieder ein. Vor Aufregung hatte sie ihn völlig vergessen.
    Als sie sich nach dem Barden umwandte, war er soeben im Begriff, sich aufzurichten. Er hatte den Kopf in beide Hände vergraben und stöhnte leise. »Lamir, he, Lamir, ausschlafen kannst du dich später.« Buruna stieß ihn recht unsanft an.
    Zwischen Zeige- und Mittelfinger seiner Hände hindurch blinzelte er die Frau verwirrt an. »Sage ihnen, wer uns hierhergebracht hat!«
    »Es sind Caer«, stammelte der Barde. »Caer und einer ihrer Priester.«
    Seht ihr! triumphierte Burunas Blick. Ihr wolltet mir nicht glauben.
    Nur mit einem hatte sie nicht gerechnet: »Dann macht ihr mit ihnen gemeinsame Sache und habt den Tod verdient.«
    Einige der Flüchtlinge nahmen eine drohende Haltung ein.
    »Ihr irrt«, beeilte Buruna sich zu versichern. »Wir sind ihre Gefangenen.«
    »Gefangene, die sich frei bewegen können«, höhnte Delem. »Es gibt eine einfache Möglichkeit, um die Wahrheit herauszufinden: Wir machen dich und deinen Freund einen Kopf kürzer.«
    »Ihr seid von Sinnen«, protestierte Buruna. »Die Caer wollen unerkannt bleiben. Würden sie das, wenn sie uns in Fesseln mitschleppen?«
    »Das ist wahr«, gab jemand zu bedenken.
    »Kein Wort davon!« behauptete Delem.
    »Und wenn doch? Hieß es nicht, wir sollten die alten Fehler vergessen und jede Uneinigkeit vermeiden? Wir sind gezwungen, zusammenzuhalten.«
    »Es bleibt ohnehin keine Wahl«, sagte ein anderer. »Egal, ob unsere Heimat nun Ugalos ist, ob sie Nugamor, Akinlay oder Darain heißt, niemand kann dorthin zurückkehren. Wir müssen jedes Wagnis eingehen, um uns in diesem Land eine neue Bleibe zu schaffen.«
    »Ihr glaubt mir noch immer nicht?« fragte Buruna.
    »Du bist uns den Beweis schuldig.«
    »Dann holt Golert her. Er wird euch bestätigen, was ich sage.«
    »Was sollte der Mann aus Darain mit dir zu schaffen haben?« Trettan Delem setzte ein höhnisches Grinsen auf. »Zufällig ist er seit langen Jahren mein Freund.«
    »Aber… wir sind ihm vor etlichen Tagen auf dem Sarro begegnet. Er kennt unsere wirklichen Begleiter.«
    »Golert kam erst vorgestern an«, sagte einer der Flüchtlinge. »Trettan machte ihn sofort zu seinem Stellvertreter.«
    »Holt ihn her!«
    Delem musste sich dem Wunsch beugen. Eilenden Schrittes verließen zwei Männer die Hütte. Es dauerte nicht lange, da kehrten sie in Begleitung zurück.
    »Buruna… Was ist geschehen?«
    Ein Seufzer der Erleichterung entrang sich ihrer Brust. Golert würde ihr glauben. Zuerst stockend, dann immer flüssiger begann sie zu erzählen, was seit jener Nacht geschehen war, da sie die Krieger aus Darain am linken Ufer des Sarro abgesetzt hatten. Lamir unterstützte ihre Rede, indem er hin und wieder heftig nickte.
    »Die Männer, die draußen lagern, kenne ich nicht«, sagte Golert, als sie geendet hatte.
    Buruna entging weder das heftige

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