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Die Eiskrieger

Die Eiskrieger

Titel: Die Eiskrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Aufflackern in Delems Augen noch, dass er wütend die Zähne zusammen biss .
    »Dann müssen wir sie töten!« rief jemand und riss sein Schwert aus der Scheide. »Wir sind genug, um selbst im offenen Kampf zu siegen.«
    Bevor Buruna irgend etwas erwidern konnte, hatten sie schon die Tür aufgerissen und stürmten hinaus.
    »Dort hinüber!« Golert streckte den Arm mit der Klinge aus. »Wir müssen sie einkreisen.«
    Buruna und Lamir liefen keuchend hinter ihm drein. Plötzlich packte die Frau ihn am Wams und zwang ihn, stehenzubleiben.
    »Drüben, zwischen den ersten Bäumen«, raunte sie, »das muss Tilgran sein.«
    Eine hagere Gestalt, die sich kaum vom Hintergrund abhob… Buruna wusste selbst nicht, wieso sie den Priester bemerkt hatte.
    Lautlos näherte Golert sich dem Mann, der den Kragen seines Umhangs hochgeschlagen hatte. Der Darainer hob das Schwert. Nur wenige Schritte trennten ihn von Tilgran, der das Geschehen hinter seinem Rücken noch immer nicht wahrzunehmen schien. Der Priester wirkte steif, als sei jegliches Leben von ihm gewichen.
    Golert schlug zu, aber sein Schwertarm blieb, wie gegen ein unsichtbares Hindernis geprallt, in der Luft hängen. Nur mit Mühe konnte Buruna einen entsetzten Aufschrei unterdrücken. Sie sah, dass Tilgran sich umwandte. Scharf abgegrenzt waren Licht und Schatten auf dem Gesicht des Priesters, verliehen ihm etwas Unwirkliches, Unmenschliches. Seine Augen schienen zu glühen wie die eines nächtlichen Raubtiers. Verzweifelt suchte Golert sich herumzuwerfen und zu fliehen. Es gelang ihm nicht. Schwarze Magie fesselte ihn an den Boden.
    Plötzlich waren Caer-Krieger überall. Sie sprangen aus Büschen und hinter Bäumen hervor, ihre Schwerter fällten die wie erstarrt dastehenden Flüchtlinge, von denen kaum einer den Versuch machte, sich seiner Haut zu wehren. Bevor Buruna Zeit fand, zu begreifen, war alles vorbei. Die Caer schleppten sie und Lamir zu den Pferden und hoben sie in die Sättel.
    Wütendes Geheul wurde hinter ihnen laut, aber niemand verfolgte sie. Die Männer und Frauen sahen sich einer neuen, alles verzehrenden Gefahr gegenüber. Flammen züngelten auf, die selbst in den nassen Ästen und dem feuchten Gras genügend Nahrung fanden. Ein magisches Feuer.
    Lange Zeit färbte der lodernde Widerschein die tiefhängenden Wolken hell. Als dann die Sonne im Osten über den Horizont heraufstieg, schloss Tilgran zu Buruna auf und ritt eine Strecke Weges neben ihr her. »Nun weißt du, Prinzessin«, verkündete der Priester, »dass jede Flucht sinnlos ist. Niemand kann sich meinem Zugriff entziehen, dem ich es nicht gestatte.«
    Buruna sagte nichts. Auch Lamir schwieg.
    »In Delem habe ich einen willigen Helfer gefunden…« Tilgran ließ seine Worte wirken.
    Deshalb also! Der Priester musste den Anführer der Flüchtlinge in seinem Sinn beeinflusst haben. Eine Demonstration der Macht, dachte Buruna. Und wir waren dumm genug, darauf hereinzufallen.
    Tilgran schien ihre Gedanken zu erraten. Er sagte: »Natürlich werdet ihr nun streng bewacht. Gelegenheit zu einem zweiten Fluchtversuch erhaltet ihr nicht.«
    Als dann ein anderer Mann seine Stelle einnahm, schrie Buruna gellend auf. Obwohl er sein Gesicht verloren hatte, erkannte sie Golert sofort wieder.
    Ein Dämon beherrschte ihn – er war für immer verloren.
    *
    Mardios lag vor ihnen, die einzige größere Stadt in Rukor und gleichzeitig der Sitz von König Eloard, wie ein funkelndes Juwel eingebettet zwischen fruchtbaren Weinbergen am Ufer eines Flusses. Weiße Mauern drängten sich eng aneinander, von winkligen Gassen und kleinen Plätzen durchzogen, auf denen sich das Leben der Bewohner in buntem Treiben abspielte. Marktfrauen boten ihre Waren feil, überwiegend Früchte und Gemüse von den fruchtbaren Hängen der erloschenen Vulkane, die wolkenumkränzt in der Ferne aufragten; Bettler heischten den Vorbeikommenden um Almosen an, Straßenmusikanten spielten auf schrecklich verstimmten Instrumenten ihre Weisen, die Lamir eisige Schauer über den Rücken jagten.
    Nirgendwo sah man Flüchtlinge. Die Städter warfen den Reitern zwar manchen misstrauischen Blick zu, gingen dann aber schnell wieder ihrem Handel nach.
    Der Hafen, an dem man schließlich vorbeikam, war um vieles größer, als Buruna ihn sich vorgestellt hatte. Mindestens siebzig Kriegsschiffe lagen vor Anker, und keines von ihnen war ein Dreimaster der Caer. Eine wuchtige Befestigungsmauer mit Wehrgängen, Wachtürmen und Steinschleudern erhob sich

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