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Die Eiskrone

Die Eiskrone

Titel: Die Eiskrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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Stirn oder Wangen bemalte, wie es auf anderen Welten üblich war. Ein schmales Kästchen enthielt eine dünne Bürste und schwarze Paste. Und dann gab es eine Unmenge Fläschchen, die alle sehr aufregend rochen.
    »Meine Dame?«
    Roane ließ vor Schreck fast das Fläschchen fallen, das sie in der Hand hielt. Eine Magd brachte ein Tablett herein, auf dem eine zugedeckte Schüssel und eine breite Tasse standen. Das war das Frühstück. Die Schüssel enthielt Beeren, die mit grob geschroteten, gekochten Getreidekörnern vermischt waren. Ein Krug war dabei mit einer dicken, heißen Flüssigkeit, die Roane nicht kannte, doch sie schmeckte gut.
    Nun ging die Tür wieder auf, und die Prinzessin trat ein. Sie trug jetzt ein dunkelgrünes Kleid mit reichem Rock und breiten Spitzen an den Handgelenken und am Hals. Sie waren mit Silberfäden durchzogen, und ein spinnwebdünnes Gespinst lag auf ihren Schultern. Ihr Haar war nun auf dem Kopf hoch aufgetürmt und sehr kunstvoll frisiert. Unwillkürlich stand Roane auf, denn die Prinzessin sah ehrfurchtgebietend und sehr hoheitsvoll aus.
    »Roane!« Ludorica rannte ihr entgegen und nahm ihre Hände. »Hier sind wir in Sicherheit. Mein guter Lord Imbert spricht mit dem König. Wir haben Glück. Und haben wir erst König Gostar gesehen …« Sie lachte. »Oh, Roane, dir wird es hier gefallen! Sicher wird es einen Ball geben. Sagte ich nicht schon, daß er zwei Söhne hat, die er verheiraten will? Und wir werden in einer offenen Kutsche fahren und …«
    Die Prinzessin hätte gut ein junges Mädchen aus Roanes eigenem Volk sein können, das sich ebenso über einen Ball freuen konnte. Aber Roane reizte diese Aussicht nicht.
    »Was ist, Roane?« fragte Ludorica. »Freust du dich nicht, daß wir hier sicher sind? Niemand kann dir hier dein Gedächtnis nehmen oder dich ins Gefängnis werfen. Freu dich doch, Roane! Oder vielleicht kannst du dich nur deshalb nicht freuen, weil du noch dein Nachtgewand trägst? Das läßt sich schnell ändern!«
    Sie zog an einem Glockenstrang; eine Magd erschien, die eine ganze Reihe von Aufträgen erhielt und wieder verschwand.
    Als sie dann wieder vor dem Spiegel saß, war das Gefühl, zu träumen, noch viel stärker als vorher. Jetzt trug sie ein blaßgelbes Gewand aus feinstem, weichem Material, und bei jeder Bewegung schimmerten die Falten in einem ganz zarten Rosaton. Die Spitzen waren nicht ganz so reich und breit wie am Kleid der Prinzessin, aber unbeschreiblich zart und köstlich. Ihr Hals stieg aus einem ganzen Schaum cremefarbener Spitzen. Auf dem Haar trug sie eine Spitzenkappe, deren Schneppe ihr in die Stirn reichte. Sie hatte zwei mit Draht versteifte Flügel, so daß sie aussah wie ein exotischer, eleganter Vogel.
    Und ihr Gesicht – sie kannte es selbst kaum mehr, denn der Inhalt vieler Töpfchen und Tiegelchen hatte Wunder gewirkt. Jetzt lebte es erst richtig, und nun wurde ihr klar, welch wundervolle Waffe weibliche Schönheit doch sein konnte.
    Die Prinzessin klatschte in die Hände und lachte. »Oh, Lady Roane, wie zauberhaft du aussiehst! Du solltest nicht in diesem häßlichen, trübsinnigen Männergewand herumlaufen. Warum willst du nicht schön aussehen? Weißt du nicht, daß eine Frau auch dann schön sein kann, wenn die Hüter sie nicht mit einem vollkommenen Gesicht beschenkt haben? Komm, ich werde dir zeigen, wie du in diesen Gewändern gehen mußt.«
    Später kamen sie in eine große Halle hinunter, deren breite Erkerfenster aus buntem Glas in einem Schachbrettmuster bestanden. Eine Wand war mit kräftigen Farben bemalt, eine andere reich mit gestickten Wandbehängen geschmückt. An einer Schmalseite gab es einen riesigen Kamin, und die Decke trug reiche, bemalte Schnitzereien.
    Nun kam ihnen ein Mann in gestickter Kleidung entgegen, der sich tief vor der Prinzessin verbeugte. Er war mittleren Alters und trug einen Bart. Diese Sitte kannte Roane nicht. Die Raumfahrer, mit denen sie sonst zusammenkam, hatten die Wangen glattrasiert, oft sogar auch die Köpfe, damit die Helme besser paßten.
    Es war Lord Imbert, und er beugte sich über die Hand der Prinzessin. Dann sah er Roane an, die ihm von Ludorica als ihre treue Begleiterin vorgestellt wurde. Der Knicks, den Roane versuchte, gelang ihr nicht besonders gut.
    »Wir müssen Ihnen sehr dankbar sein, meine Dame«, sagte der Lord. Seine Stimme klang voll und angenehm und paßte eigentlich nicht zu seinem sonstigen Aussehen. »Unsere Prinzessin ist hier in Sicherheit, und alle,

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