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Die Eiskrone

Die Eiskrone

Titel: Die Eiskrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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rechtzeitig zu Hilfe kommen.
    »Ja«, antwortete Roane.
    Wenn sie darauf einen Kommentar von ihm erwartet haben sollte, so wurde sie enttäuscht.
    Mattine ging neben ihr her. »M’Lady, es ist noch ganz schön weit«, sagte er. »Aber dann können wir ein bißchen ausruhen. Wissen Sie, es ist ein Lager aus der Zeit der Karoff-Rebellion. Es wurde nicht im Sturm genommen, sondern verraten. Da wir aber keine Verräter unter uns haben, brauchen wir nichts zu befürchten.«
    Es war schon späte Nacht, als sie einen felsigen Berg erstiegen und ein Plateau erreichten. Dort standen verfallene Mauern, die noch ausreichenden Schutz boten. Erschöpft ließ sie sich in einen Winkel fallen und streckte die Beine aus. Sie hatten ein paarmal eine kurze Rast eingelegt, weil sie den Colonel schonen wollten; er hatte sich aber überraschend schnell erholt. Seine Schulter schien ihn kaum mehr zu schmerzen.
    Roane hatte nicht die leiseste Ahnung, wie weit sie von jener Höhle entfernt waren und in welcher Richtung sie lag. Sie hoffte aber, Imfry werde den Weg dorthin schon finden. Nun stellte sich aber die Frage, ob er das auch wollte, wenn er wüßte, welche Gefahren Onkel Offlas prophezeit hatte. Sie war aber überzeugt, daß er zur Höhle aufbrechen würde, wenn es wirklich keine andere Möglichkeit gäbe, um Ludorica vom Einfluß dieser Maschinen zu befreien.
    Wuldon kehrte von einem Rundgang durch das alte Gemäuer zurück und stand nun vor seinem Offizier, als mache er eine Meldung. »Sir, wir haben Sie sicher hierhergebracht. Unsere Jungen, welche die falsche Spur gelegt haben, müßten jetzt am Verdrehten Schwert warten. Wir alle werden erleichtert aufatmen, wenn wir beisammen sind. Ich will also, wenn Sie es gestatten, sofort aufbrechen, um sie abzuholen. Und Mattine muß zum Nadelkreuz, um frische Reittiere zu holen.«
    »Mir scheint, du hast eine ganze Reihe von Plänen gemacht, Wuldon«, bemerkte Imfry.
    »So gut wir konnten, Sir. Wir wußten ja nicht, wie es Ihnen gehen würde. Wenn Sie etwas ändern wollen …«
    »Warum denn? Ihr habt unter den jetzigen Umständen das Allerbeste getan. Die Hüter mögen euch beide schützen.«
    »Wenn wir zurückkommen, Sir, melden wir uns mit unserem alten Pfiff. Auf dem Weg ist eine erstklassige Falle. Lockert man einen Stein, dann hat eine ganze Kompanie mindestens einen Tag lang zu schuften, um den Pfad wieder freizumachen. Auch Ihnen, Sir, den Schutz der Hüter, ebenso der Dame.«
    Wuldon und Mattine salutierten und verschwanden in der Dunkelheit. Dann strichen Finger an ihrem Arm entlang und schlossen sich um ihr Handgelenk. »Warum sind Sie mitgekommen?« fragte der Colonel.
    »Des Traumes wegen«, erwiderte sie.
    »Traum?«
    Roane versuchte, ihm ihren Traum so lebendig zu schildern, wie sie ihn erlebt hatte – den Raum, die Geräte und Gedecke auf dem Tisch, Ludoricas Eintritt hinter dem Herold, die Begleitdamen, Reddick…
    »Ich konnte nicht hören, was gesprochen wurde, ich sah nur, wie ihre Lippen sich bewegten. Es war alles so lebendig, als stünde ich dabei. Sicher habe ich schon oft geträumt, wer tut es nicht? Aber dieser Traum war anders als alle anderen.«
    »Sie sind eine Seherin«, sagte er leise.
    »Ich? Nein! Man hat mich getestet. Ich habe keinerlei Fähigkeiten für außersinnliche Wahrnehmungen. Es war ein Traum.«
    »Sie sahen die Burg in Urkermark und die Königin, die Hoftrauer trug und die mein Todesurteil unterzeichnete. Wann waren Sie zuletzt auf der Burg Urkermark, Lady Roane?«
    »Ich war noch niemals dort.«
    »Ich glaube, es ist an der Zeit, daß wir ganz offen miteinander sprechen, Lady Roane. Wenn jetzt keine Wahrheit zwischen uns besteht, dann wird das niemals geschehen. Wir müssen beide die Wahrheit wissen. Verstehen Sie das?«
    Sie sah wieder die beiden langen Säulenreihen mit den Kronen vor sich – die Sklavenmaschinen. Und sie sah auch Ludorica vor sich, die fremdgewordene, die sie fürchtete; und sie hielt eine Krone in der Hand.
    »Wer sind Sie?« fragte er. »Oder was?«
    Roane holte tief Atem. »Ich bin – eine Frau«, antwortete sie. »Und ich heiße Roane Hume. Aber ich stamme nicht von dieser Welt …«
    Damit hatte sie praktisch ihr Schicksal nun in seine Hände gelegt. Sie erzählte ihm vom Service, weshalb sie nach Clio gekommen und wie sie zufällig mit der Prinzessin zusammengekommen war, von der Höhle und was die Maschinen dort für ihn und sein Volk bedeuteten. Als sie endete, war sie erschöpft und innerlich leer.
    »Das ist

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