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Die Eismumie

Die Eismumie

Titel: Die Eismumie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Bonansinga
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wirkte Ulysses Grove leicht verwirrt und gehetzt. Er blieb einen Augenblick stehen und ließ seinen Blick über das Getümmel im Restaurant schweifen. Maura spürte ein leichtes Prickeln, als sich ihre Blicke trafen. Einen Kleidersack in der einen und einen Aktenkoffer in der anderen Hand, drängte sich Grove durch die Menge. Seine Augen leuchteten, als er Maura endlich gegenüberstand.
    «Da sind Sie ja. Ich habe Sie gesucht», sagte er.
    Maura blickte auf sein Gepäck. «Gerade erst zurück und schon wieder auf dem Sprung?», fragte sie.
    «Ja, ähm…» Er deutete mit einem Kopfnicken auf das kaum angerührte Essen, das vor Maura auf dem Teller lag. «Tut mir Leid, dass ich Sie störe, aber würden Sie mich vielleicht einen Augenblick begleiten?»
    Maura klappte den Aktenordner zu. «Mit Vergnügen. Ich war sowieso fertig.»
    Sie verließen das Restaurant und traten durch den nächstgelegenen Ausgang in den rauen Alaskawind hinaus. Im Eilschritt gingen sie über einen verwitterten Plankenweg, der die Vorderfront des Motels umrundete, zum Taxistand hinüber. Immer wieder mussten sie langsameren Gästen und Pagen ausweichen, die sich mit ihren Gepäckwagen abplagten. Grove berichtete ihr von seinem Durchbruch in dem Fall. Er müsse noch an diesem Nachmittag mit Zorn nach Illinois fliegen, um dort eine Befragung durchzuführen.
    «Erinnern Sie sich an diese Leute, die die Mumie am Mount Cairn gefunden haben», fragte er.
    «Ja…» Maura erinnerte sich an das Telefongespräch, das sie letztes Jahr mit der Frau geführt hatte. «Ja, wie hießen die noch? Ackerman?»
    «Genau. Sie haben diese Leute doch für Ihren Artikel interviewt?»
    Sie nickte bestätigend. «Richtig. Ich habe am Telefon mit Mrs. Ackerman gesprochen», sagte sie, während sie versuchte, mit Grove Schritt zu halten.
    «Ist Ihnen an dieser Frau etwas Ungewöhnliches aufgefallen?»
    «Etwas Ungewöhnliches?» Maura dachte nach. «Nein, eigentlich nicht. Wie soll ich sagen… sie war nur ziemlich…»
    «… zickig?»
    Maura grinste. «Genau, das ist das Wort, nach dem ich gesucht habe.»
    «Was können Sie mir noch über die Ackermans berichten?»
    «Nicht viel. Helen Ackerman hat mir nur beschrieben, wie sie die Mumie gefunden haben.»
    Sie näherten sich dem Taxistand, an dem dichtes Gedränge herrschte. Grove hielt inne und winkte einem Flughafen-Kleinbus zu, der in ungefähr zwanzig Meter Entfernung auf ihn wartete. Am hinteren Kotflügel des Wagens lehnte ein Mann und las in der Zeitung. Er trug einen Stetson, und als Maura und Grove näher kamen, schob er den Hut aus dem Gesicht und blickte in ihre Richtung. Anscheinend hatte er Grove bereits erwartet. Maura nahm an, dass es sich bei diesem Cowboy um Zorn handelte, der Grove auf seiner Reise begleiten würde.
    «Es gibt da noch etwas, worüber ich mit Ihnen reden wollte», sagte Grove leise in einem verschwörerischen Tonfall. Mit einem Mal wirkte er unsicher und angespannt.
    «Schießen Sie los.» Maura schlug den Kragen ihrer Jacke hoch, um sich gegen den kalten Wind zu schützen.
    «Nein, Sie frieren. Wir können uns später noch darüber unterhalten.»
    «Das macht mir nichts aus. Bitte – sprechen Sie.»
    Nervös massierte er sein Kinn. «Mir liegen solche Sachen nicht besonders.»
    «Ist schon in Ordnung. Nur heraus mit der Sprache.»
    Er blickte in ihre Augen. «Vor vier Jahren habe ich meine Frau verloren. Sie ist an Krebs gestorben, und es vergeht nicht ein einziger Tag, an dem ich nicht daran denke.»
    «Oh, das tut mir Leid.» In Mauras Kopf stritten plötzlich widersprüchliche Emotionen miteinander. «Es tut mir ja so Leid.»
    «Die Sache ist nur, dass mein Leben weitergeht. Hannah würde mir in den Hintern treten, wenn ich mich hängen ließe. Sie hätte sicher gewollt, dass ich nach vorne schaue und weitermache.»
    Maura verstand nicht, worauf er hinauswollte. «Damit hätte sie auch Recht gehabt.»
    «Also, was ich Sie fragen wollte… Wenn das hier alles vorbei ist… Würde Sie dann eventuell – ich weiß nicht – mit mir Kaffee trinken gehen?»
    Maura nickte entschlossen. «Aber selbstverständlich… Kaffee trinken… das wäre nett.»
    «Ausgezeichnet, ausgezeichnet», sagte Grove und schickte sich zum Gehen an. Dabei stellte er sich vor lauter Verlegenheit so ungeschickt an, dass er beinahe über die eigenen Füße gestolpert wäre. «Wir bleiben in Kontakt, geben Sie auf sich Acht!»
    Er drehte sich um und ging über den Gehsteig auf den wartenden Kleinbus zu. Maura

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