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Die Eismumie

Die Eismumie

Titel: Die Eismumie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Bonansinga
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gehörten. Alles ging im Geheimen vonstatten, Miss County, und die örtlichen Behörden erwiesen sich als höchst widerspenstig und unwillig, sich mit Repräsentanten der Kirche auch nur zu unterhalten. Tatsächlich wandten zu guter Letzt sogar meine Kollegen im Vatikan ihre Aufmerksamkeit anderen Dingen zu.»
    Der alte Priester senkte den Kopf und tätschelte den polierten Knauf seines Gehstocks, der neben ihm am Tisch lehnte.
    «Im Laufe der Zeit schafften sie es, mich und meine spinnerten Theorien loszuwerden. Sie brachten mich in Verruf und behandelten mich wie einen senilen Greis. Schließlich schickten sie mich in meinen geliebten südamerikanischen Gulag.»
    Grove wollte gerade eine Frage stellen, als ihm etwas Seltsames auf der anderen Seite des Tisches auffiel. Professor De Lourde, normalerweise heiter und von gesunder Gesichtsfarbe, war kreidebleich geworden. Der elegante Südstaatler saß kerzengerade auf seinem Stuhl, die Augen weit aufgerissen und die Lippen fest zusammengepresst. Es war klar, dass De Lourde etwas Beunruhigendes in den Sinn gekommen sein musste.
    «Alles in Ordnung mit Ihnen, Professor?», fragte Grove.
    «Äh… aber ja», sagte De Lourde leise. Mehr als ein Flüstern brachte er nicht hervor.
    «Stimmt etwas nicht?»
    Alle Augen waren jetzt auf den Südstaatler gerichtet. Mit blutleerem Gesicht und einer Miene, als hätte er Gespenster gesehen, blickte De Lourde ins Leere und versuchte zu sprechen, hatte aber Schwierigkeiten, seine Gedanken in Worte zu fassen. Grove lief es kalt den Rücken hinunter. Den redseligen, durchaus affektierten De Lourde so zu sehen – plötzlich sprachlos – verstörte Grove mehr als alles andere, was an diesem Morgen geschehen war.
    «Ich möchte mich entschuldigen», sagte De Lourde schließlich. «Es ist nur so, dass… gerade eine diabolische Erkenntnis über mich gekommen ist.»
    Ist ja komisch, dachte Olivia Mendoza, als sie den Motor ihrer Rostlaube von Chevy Geo abstellte, noch einen Augenblick auf dem Parkplatz des Regal Motel sitzen blieb und durch die regennasse Windschutzscheibe auf den Eingang des vorderen Büros schaute. Olivia war eine mollige kleine Latina mit einer wasserstoffblonden Tolle und rötlich-braunem Teint und trug unter ihrer zerschlissenen Daunenjacke den babyblauen Arbeitskittel der Mighty Maids Company.
    Es sah so aus, als hätte der alte Pete Bowden mal wieder aus Versehen das GESCHLOSSEN-Schild an der Tür angebracht. Der alte Säufer hatte wahrscheinlich wieder eine der «Geheimflaschen» J&B an den Hals gesetzt, die er hinter dem Aktenschrank im Büro versteckte und von denen niemand wissen durfte. Olivia war schon oft frühmorgens über die Überbleibsel gestolpert, die das «kleine Geheimnis» des Motelwirts verrieten. Vor zwei Jahren war die Putzfrau pünktlich zur Schicht angekommen und hatte im vorderen Raum über dem Kaffeeautomaten einen Schlüpfer gefunden. Ein anderes Mal fand sie bei ihrer Ankunft Pete Bowden besinnungslos auf dem Fußboden der Lobby vor, halb nackt dazu, die Unterhose um die Knöchel gewickelt. Damals musste Olivia Mendoza ihre ganze Willenskraft aufbieten, um nicht beim Anblick von Petes verschrumpeltem kleinem Pimmel einen Lachkrampf zu bekommen.
    Aber diesmal hatte es der alte Kauz zu weit getrieben. Nicht nur hing das GESCHLOSSEN-Schild draußen, sondern sogar die Rollläden waren heruntergelassen. Und es brannte kein Licht. Das Motel wirkte verbarrikadiert, unbewohnbar, außer Betrieb. Was gar keine so schlechte Idee wäre, dachte Olivia mit einem verstohlenen Grinsen, wenn ich bloß in Portland einen neuen Job als Putzfrau fände.
    Sie seufzte und griff nach ihrem Regenschirm, der auf dem Boden vor dem Beifahrersitz unter einem Haufen Einwickelpapier von Atkins-Diätriegeln vergraben lag. Der Regen hatte ein wenig nachgelassen, aber es schüttete doch noch so stark, dass ein Schirm nötig war. Der Rücksitz des Geo war zugemüllt mit Reinigungsmitteln und leeren Slim-Fast-Dosen. Olivia Mendoza hatte jeden erdenklichen Diät-Wahnsinn mitgemacht, und seit kurzem war sie auf dem Trip, nur noch kohlenhydratarm zu essen, was zur Folge hatte, dass sie immer grantiger, aber nicht schlanker wurde. Sie griff sich den Schirm, stieg aus, nestelte ihn auf, ging aber zum Kofferraum, hievte ihren kleinen Plastikwagen mit den Reinigungsutensilien heraus und zuckelte dann durch den Sprühregen zum Büroeingang.
    Zuerst dachte sie, es sei abgeschlossen, merkte dann aber, dass die Tür nur klemmte – oder

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