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Die Eismumie

Die Eismumie

Titel: Die Eismumie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Bonansinga
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los.
     
     
    «ALLE ZU BODEN!! – ZU BODEN!! – FBI – KEINE BEWEGUNG, ACKERMAN, DU HUNDESOHN!! – FBI!!»
    Terry Zorn kam über die Straße gestürzt, seinen stählernen schwarzen Desert Eagle erhoben und schussbereit. Er rannte einen ältlichen Entenjäger um, der lang aufs Pflaster schlug. Die Menge kam ins Taumeln und Torkeln wie eine aufgeschreckte Schafherde. Viele Leute handelten instinktiv, sie warfen sich zu Boden und landeten in den Pfützen. Im Seitwärtsgang hastete Zorn voran, hielt seine Waffe mit beiden Händen in der Weaver-Position – der besten Haltung für einen Schuss – und stürmte mit Gebrüll auf den verdächtigen Kapuzenmann zu.
    Der hatte kaum Zeit sich umzudrehen, tat es jedoch instinktiv, als so viele Leute hektisch dorthin rannten, wo er stand.
    Zorn rannte auf den Verdächtigen zu, verringerte die Entfernung auf fünfunddreißig Meter, auf dreißig, schließlich auf nur noch fünfundzwanzig. Er vergaß sämtliche Einsatzregeln, die man ihm vor zwei Jahrzehnten auf der Akademie eingebläut hatte. Ein paar Sekunden zuvor war in Zorns Kopf etwas ausgerastet, als er rein zufällig vom triefend nassen Fahndungsblatt aufgesehen und zum Motel hinübergeblickt hatte. Es war ebenfalls reiner Zufall gewesen, dass er die Gestalt mit der Kapuze haargenau in dem Moment wahrgenommen hatte, als zufälligem Blitz die Szenerie so weit erhellt hatte, dass er sehen konnte, was sich innerhalb der Kapuze befand. Da war er, dieser Dreckskerl vom Fahndungsblatt, da stand er, das hagere Gesicht zu einem Kadavergrinsen verzerrt, und es lag an diesem Grinsen, dieser Grimasse oder was zum Teufel es auch sein mochte, dass bei Zorn die Sicherungen durchbrannten. Er ließ seinen Regenschirm einfach fallen, zog voller Wut seine Waffe, stürmte Gift und Galle spuckend durch den Regen und war jetzt vielleicht noch zwanzig Meter von dem Mann entfernt, das Korn seiner Waffe auf die Mitte des schwarzen Lochs innerhalb der Kapuze gerichtet.
    Dann geschah alles Mögliche gleichzeitig und sehr schnell.
    Das kollektive Aufstöhnen der Menge war so laut, dass man es auf der anderen Straßenseite hörte. Die Schaulustigen in der ersten Reihe duckten sich alle gleichzeitig weg wie ungeübte Mitglieder einer Tanzgruppe. Ihre Schirme wurden von Regenböen fortgerissen. Auf dem Gelände gingen einige Ermittler augenblicklich in die Hocke und griffen unwillkürlich nach ihren Waffen, andere erschienen in den Türen instinktiv in steifbeiniger Schussposition, die Waffen im Anschlag. Zorn konnte Grove nicht sehen, hörte aber ein Warnsignal in den Ohren klingeln, als er sich dem Verdächtigen näherte. Plötzlich spürte er eine drohende Gefahr im Magen, noch bevor sein Gehirn die Chance hatte, eine Nachricht an seine Beine senden.
    Ackerman hatte sich die Person gegriffen, die am dichtesten bei ihm stand – eine korpulente Frau mit Fernglas – und drückte ihr emotionslos etwas Langes und Scharfes gegen den Hals.
    Weil er abrupt innehielt und zögerte, geriet Zorn aus dem Tritt und rutschte ungefähr zehn Meter vor dem Verdächtigen aus. Es riss ihm die Beine weg, und er landete mit dem Hintern auf einem kauernden Entenjäger. Der Zusammenprall war so stark, dass dem Texaner die Luft wegblieb. Erstaunlicherweise blieb der Lauf der großen schwarzen Automatik die gesamte Zeit auf Ackermans Gesicht unter der Kapuze gerichtet – sogar noch, als Zorn vor Schmerzen zitternd dicht am flatternden Absperrband auf dem Boden saß.
    Inzwischen war eine weitere Waffe gezogen und auf den Killer gerichtet worden.
    Ungefähr fünfzehn Meter entfernt stand Ulysses Grove in Schussposition, das Gesicht angespannt und tropfnass, den zornentbrannten Blick auf Ackerman und seine Geisel gerichtet. In einem einzigen kurzen Moment mischten sich in Zorns Kopf Panik, Reue und Scham zu einem schmerzhaften Schock – während er mit höllisch schmerzender Wirbelsäule am nassen Straßenrand dasaß wie ein Idiot, wie ein Neuling, wie ein bescheuerter Auszubildender. Er hatte sie alle in eine Pattsituation laviert. Er hatte so ungefähr ein Dutzend der wichtigsten Richtlinien guter taktischer Polizeiarbeit verletzt, und jetzt war es seinetwegen zu einer Geiselnahme gekommen. All diese Gedanken fuhren Zorn in einem Sekundenbruchteil durch den Kopf und zerstoben wie Blätter in einem Hurrikan – denn Ackerman bewegte sich.
     
     
    Hätte der Killer nur wenige Sekunden länger gezögert, hätten die anderen Polizisten vielleicht die Chance gehabt, sich

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