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Die Eisprinzessin schläft

Die Eisprinzessin schläft

Titel: Die Eisprinzessin schläft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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gefordert; aber ihre mangelnde Bereitschaft, den schwierigen Dingen des Lebens ins Auge zu schauen, trieb ihn zuweilen bis zum Wahnsinn. Am meisten ärgerte ihn, daß sie, wie er wußte, eigentlich nicht dumm war, doch hatte man ihr beigebracht, daß eine Frau um jeden Preis verbergen mußte, irgendeine Art von Intelligenz zu besitzen. Statt dessen sollte sie all ihre Energie einsetzen, um schön zu sein und hilflos zu wirken. Um zu gefallen. Als sie jung verheiratet waren, hatte er sich daran nicht gestört, der Geist der Zeit war damals so. Aber die Zeiten hatten sich geändert und stellten ganz andere Anforderungen an Männer und Frauen. Er hatte sich angepaßt, doch seine Frau hatte das nie getan. Dieser Tag würde deshalb sehr schwer für sie werden. Karl-Erik glaubte, daß sie im Innersten wußte, was er zu tun beabsichtigte. Deshalb war sie jetzt fast zwei Stunden lang durch die Zimmer gelaufen. Aber er wußte auch, sie würde es nicht kampflos zulassen, daß er ihre Familiengeheimnisse ans Licht brachte.
    »Warum muß Henrik dabei sein?« Birgit wandte sich zu ihm um und rang ängstlich die Hände.
    »Die Polizei will mit der Familie sprechen, und Henrik gehört doch wohl dazu?«
    »Ja, aber ich finde es einfach unnötig, ihn da hineinzuziehen. Die Polizei will doch sicher nur ein paar allgemeine Fragen stellen, und ihn deshalb herzuholen . Nein, ich finde es einfach unnötig.«
    Ihre Stimme stieg und fiel im Takt mit den unausgesprochenen Fragen. Er kannte sie ja so gut.
    »Jetzt kommt er.« Birgit wich rasch vom Fenster zurück. Es dauerte ein paar Minuten, bevor es an der Tür klingelte. KarlErik holte tief Luft und ging öffnen, während sich Birgit schnell ins Wohnzimmer zurückzog, wo Henrik auf dem Sofa saß, tief versunken in eigene Gedanken.
    »Guten Tag. Ich bin Patrik Hedström.«
    »Karl-Erik Carlgren.«
    Sie gaben sich höflich die Hand, und Karl-Erik schätzte, daß der Beamte in Alex’ Alter war. Dergleichen tat er jetzt öfter. Verglich Leute mit Alex.
    »Bitte, kommen Sie herein. Ich schlage vor, wir setzen uns ins Wohnzimmer und reden.«
    Patrik wirkte leicht verwundert, als er Henrik erblickte, faßte sich aber rasch und begrüßte auch Birgit Carlgren und dann Henrik höflich. Sie setzten sich um den Sofatisch, und ein paar Minuten herrschte gedrücktes Schweigen. Am Ende ergriff Patrik das Wort.
    »Ja, das hier kam ja etwas kurzfristig, aber ich bin dankbar, daß Sie dennoch bereit waren, mich zu empfangen.«
    »Wir haben uns gerade gefragt, ob etwas Besonderes passiert ist. Sind Sie auf was Neues gestoßen? Wir haben ja eine Zeitlang nichts von Ihnen gehört, so .« Der Satz blieb in der Luft hängen, und Birgit sah Patrik voller Hoffnung an.
    »Es geht langsam, aber sicher voran, das ist wohl das einzige, was ich im Moment sagen kann. Der Mord an Anders Nilsson hat die Sache auch in ein anderes Licht gerückt.«
    »Ja, das ist klar, sind Sie dahintergekommen, ob dieselbe Person, die unsere Tochter ermordet hat, auch Anders umgebracht hat?«
    Birgits Geplapper hatte einen frenetischen Ton, und Karl-Erik mußte sich beherrschen, um sich nicht vorzubeugen und beruhigend seine Hand auf die ihre zu legen. Heute war er gezwungen, sich gegen die Beschützerrolle, die er so sehr verinnerlicht hatte, zu verwahren.
    Einen Augenblick lang verlor er sich in Gedanken, versetzte sich aus dem Heute in eine Vergangenheit, die ihm jetzt unendlich fern erschien. Er blickte sich mit einem Gefühl im Wohnzimmer um, das an Ekel grenzte. Wie leicht sie der Versuchung erlegen waren, man konnte fast den Geruch des Blutgeldes spüren. Das Haus in Källtorp war mehr, als sie sich damals, als Alex noch klein war, zu erträumen gewagt hatten. Es war groß und geräumig, die dreißiger Jahre waren in den Details bewahrt, und zugleich hatten sie sich jeden Komfort gegönnt. Mit dem Gehalt, das der Job in Göteborg einbrachte, hatten sie es sich endlich leisten können.
    Das Zimmer, in dem sie saßen, war der größte Raum des Hauses. Viel zu vollgestellt für seinen Geschmack, aber Birgit hatte eine Vorliebe für glitzernde und funkelnde Dinge, und alles war so gut wie brandneu. Ungefähr jedes dritte Jahr fing Birgit an zu klagen, daß alles so abgewetzt aussehe und wie sehr sie die Dinge leid sei, die in ihrer Wohnung standen, und nach ein paar Wochen voll unentwegter bittender Blicke gab er gewöhnlich nach und zückte wieder das Portemonnaie. Man hatte den Eindruck, die Tatsache, daß alles um sie herum

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