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Die Eisprinzessin schläft

Die Eisprinzessin schläft

Titel: Die Eisprinzessin schläft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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recht zu erinnern. »Alexandra hat im Frühjahrshalbjahr 77 aufgehört. Im Internat wurde sie im Frühjahr 78 angemeldet, und zum gleichen Zeitpunkt haben Sie, Karl-Erik, mit der Arbeit hier in Göteborg angefangen. Meine Frage ist deshalb, wo Sie in dem Jahr dazwischen gewesen sind?«
    Eine Falte zeigte sich zwischen Henriks Augenbrauen, und er schaute zwischen Birgit und Karl-Erik hin und her. Beide wichen seinem Blick aus, und Karl-Erik verspürte einen bohrenden Schmerz in der Herzgegend, der langsam stärker wurde.
    »Ich verstehe nicht, wohin Sie mit diesen Fragen kommen wollen? Was hat das mit der Sache zu tun, ob wir 77 oder 78 umgezogen sind? Unsere Tochter ist tot, und Sie kommen hierher und befragen uns in einer Weise, als ob wir schuldig wären? Da hat sich wohl irgendwo ein Fehler eingeschlichen. Jemand hat eine falsche Jahreszahl ins Register geschrieben, so muß es einfach sein. Wir sind im Frühjahr 77 hierhergezogen, und da hat Alexandra in dem Schweizer Internat angefangen.«
    Patrik schaute Birgit, die immer erregter wurde, mit Bedauern an. »Es tut mir leid, Frau Carlgren, daß ich Ihnen Unannehmlichkeiten bereite. Ich weiß, daß Sie es im Augenblick sehr schwer haben, aber ich muß diese Fragen stellen. Und meine Angaben stimmen. Sie sind erst im Frühjahr 78 hergezogen, und für das Jahr davor gibt es keinerlei Hinweise, daß Sie sich überhaupt in Schweden aufgehalten haben. Also muß ich noch einmal fragen: Wo waren Sie in dem Jahr zwischen Frühjahr 77 und 78?«
    Mit Verzweiflung im Blick suchte Birgit Hilfe bei Karl-Erik, aber der wußte, daß er ihr die gewünschte Unterstützung nicht mehr geben konnte. Er glaubte, daß er es auf lange Sicht für das Wohl der Familie tat, aber er wußte auch, daß es Birgit im Moment zugrunde richten konnte. Dennoch hatte er keine Wahl. Er schaute seine Frau traurig an und räusperte sich dann.
    »Wir befanden uns in der Schweiz, ich, meine Frau und Alex.«
    »Sei still, Karl-Erik, sag nicht noch mehr!«
    Er ignorierte ihren Einwurf. »Wir befanden uns in der Schweiz, weil unsere zwölfjährige Tochter schwanger war.«
    Ohne Erstaunen sah er, wie Patrik Hedström vor Bestürzung der Stift aus der Hand fiel. Was immer dieser Mann auch erwartet oder vermutet hatte, es war etwas anderes, wenn man es laut gesagt hörte. Wie hätte sich auch jemand etwas so Grausames vorstellen können?
    »Meine Tochter wurde ausgenutzt - vergewaltigt. Sie war noch ein Kind.«
    Er fühlte, wie ihm die Stimme versagte, und er preßte die Faust gegen die Lippen, um sich zu sammeln. Nach einigen Minuten konnte er weitersprechen. Birgit war nicht bereit, ihn auch nur anzusehen, aber jetzt gab es kein Zurück.
    »Wir merkten, daß etwas nicht stimmte, aber wir wußten nicht, was. Früher war sie immer fröhlich und ausgeglichen gewesen. Irgendwann zu Beginn der sechsten Klasse begann sie sich zu verändern. Sie wurde schweigsam und verschlossen. Niemand von ihren Freunden kam mehr zu Besuch, und sie konnte stundenlang wegbleiben, ohne daß wir wußten, wo sie war. Wir nahmen es nicht so ernst, sondern glaubten, es sei einfach so eine Phase, die sie gerade durchlief. Eine Vorstufe der Pubertät vielleicht, ich weiß nicht.« Er mußte sich erneut räuspern. Der Schmerz in der Brust wurde immer stärker. »Erst als sie im vierten Monat war, entdeckten wir, daß sie schwanger war. Wir hätten die Zeichen eher sehen müssen, aber wer konnte denn glauben … Wir konnten uns ja nicht mal vorstellen …«
    »Karl-Erik, bitte.«
    Birgits Gesicht wirkte wie eine graue Maske. Henrik sah wie betäubt aus, als könne er nicht glauben, was er da hörte. Und das konnte er sicher auch nicht. Selbst Karl-Erik bemerkte, wie unglaublich die Worte klangen, als er sie aussprach. Fünfundzwanzig Jahre lang hatten sie in seinen Eingeweiden rumort. Aus Rücksicht auf Birgit hatte er sein Bedürfnis unterdrückt, sie loszuwerden, aber jetzt quollen sie aus ihm heraus, ohne sich stoppen zu lassen.
    »Einen Abort konnten wir uns nicht vorstellen. Nicht einmal unter diesen Umständen. Wir gaben Alex auch keine Möglichkeit der Wahl, falls sie dazu überhaupt fähig gewesen wäre. Wir haben sie nie gefragt, wie es ihr ging oder was sie wollte. Statt dessen haben wir die Sache totgeschwiegen, nahmen sie aus der Schule, fuhren ins Ausland und blieben dort, bis sie das Kind geboren hatte. Niemand durfte es erfahren. Denn was hätten die Leute sonst gesagt.«
    Er hörte selbst, wie bitter das letzte klang. Nichts

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