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Die Eisprinzessin schläft

Die Eisprinzessin schläft

Titel: Die Eisprinzessin schläft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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gestrichen, was die Kunstwerke, die an den Wänden hingen, in den Mittelpunkt rückte.
    Am hinteren Ende des Raums sah sie eine Frau, die unverkennbar französischer Abstammung war. Sie hätte nicht eleganter sein können. Eifrig gestikulierend diskutierte sie mit einem Kunden vor einem Bild.
    »Ich komme gleich, schau dich in der Zwischenzeit gern ein bißchen um.« Ihr französischer Akzent klang bezaubernd.
    Erica nahm sie beim Wort, und die Hände hinterm Rücken, ging sie langsam durch den Raum und betrachtete die Werke. Wie der Name der Galerie schon besagte, waren alle Bilder im abstrakten Stil gehalten. Kuben, Vierecke, Kreise und seltsame Figuren. Erica legte den Kopf schräg und schaute die Werke mit halbgeschlossenen Augen an, um so das zu sehen, was Kunstkenner darin erblickten, was ihr aber selbst völlig entging. Nein, es blieben auch jetzt nur Kuben und Vierecke, die nach ihrer Ansicht auch ein Fünfjähriger zustande brachte. Sie mußte einfach akzeptieren, daß all das hier ihren Horizont überstieg.
    Sie stand vor einem riesigen roten Bild mit gelben, unregelmäßig verteilten Flächen, als sie hörte, daß Francine mit über das Schachbrettmuster des Fußbodens klappernden Absätzen näher kam.
    »Ist das nicht wunderbar?«
    »Ja sicher, es ist schön. Doch um ehrlich zu sein, bin ich in der Kunst nicht besonders bewandert. Ich finde van Goghs Sonnenblumen schön, aber ungefähr da hört mein Wissen auch schon auf.«
    Francine lächelte.
    »Du mußt Erica sein. Henri hat gerade angerufen und erzählt, daß du hierher unterwegs bist.«
    Sie streckte ihre feingliedrige Hand aus, und Erica wischte ihre noch immer regennassen Finger schnell trocken, bevor sie Francines Hand ergriff.
    Die Frau vor ihr war klein und zart und wirkte auf eine Weise elegant, für die Französinnen ein Patent besitzen mußten. Mit ihren 1,75 ohne Schuhe fühlte sich Erica im Vergleich zu ihr wie eine Riesin.
    Francines Haar war rabenschwarz, glatt aus der Stirn gekämmt und zu einem Knoten im Nacken zusammengenommen. Sie trug ein eng anliegendes schwarzes Kostüm. Die Farbe hatte sie gewiß im Hinblick auf den Tod der Kollegin und Freundin gewählt, denn sie schien mehr eine Frau zu sein, die sich in dramatisches Rot oder vielleicht Gelb kleidete. Das leichte Make-up war perfekt aufgetragen, dennoch konnte es den roten Rand um die Augen nicht verbergen. Erica hoffte, daß ihre eigene Wimperntusche nicht verschmiert war. Vermutlich war das eine vergebliche Hoffnung.
    »Ich hatte gedacht, wir reden bei einer Tasse Kaffee. Heute ist es sehr ruhig. Wir können uns nach hinten setzen.«
    Sie ging Erica voraus in einen kleinen Raum hinter der Galerie, der mit allem, Kühlschrank, Mikrowelle und Kaffeemaschine, ausgerüstet war. Der dort stehende Tisch war klein und bot nur zwei Stühlen Platz. Erica setzte sich auf den einen und bekam von Francine sofort einen dampfend heißen Kaffee serviert. Ihr Magen protestierte gegen noch mehr von diesem Getränk, aber aus Erfahrung wußte sie - schließlich hatte sie unzählige Interviews geführt, um Material für ihre Bücher zu sammeln -, daß die Leute mit einer Tasse Kaffee in der Hand aus irgendeinem Grund besser redeten.
    »Wie ich Henris Worten entnommen habe, bist du von Alex’ Eltern gebeten worden, einen Nachruf zu schreiben.«
    »Ja, ich habe Alex in den letzten fünfundzwanzig Jahren nur einmal ganz kurz getroffen, also versuche ich, bevor ich mich an die Arbeit setze, mehr darüber zu erfahren, wie sie als Person gewesen ist.«
    »Bist du Journalistin?«
    »Nein, ich bin Schriftstellerin. Schreibe Biographien. Das hier mache ich nur, weil Birgit und Karl-Erik mich darum gebeten haben. Außerdem bin ich es gewesen, die sie gefunden hat, ja, jedenfalls so gut wie, und auf irgendeine merkwürdige Weise habe ich das Gefühl, ich sollte das hier tun, um ein anderes Bild, ein lebendiges Bild von Alex zu bekommen. Klingt das komisch?«
    »Nein, überhaupt nicht. Ich finde es phantastisch, daß du dir wegen Alex’ Eltern, ja und wegen Alex, so viel Mühe machst.«
    Francine beugte sich über den Tisch und legte ihre sorgfältig manikürte Hand auf Ericas.
    Erica spürte, wie ihr die Schamröte ins Gesicht stieg, und sie versuchte, nicht an das Expose zu dem Buch zu denken, mit dem sie den größten Teil des gestrigen Tages verbracht hatte. Francine fuhr fort: »Henri hat mich auch gebeten, deine Fragen so aufrichtig wie möglich zu beantworten.«
    Sie sprach ein ausgezeichnetes

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