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Die Eisprinzessin schläft

Die Eisprinzessin schläft

Titel: Die Eisprinzessin schläft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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sich bei dem Gespräch Notizen gemacht hatte, und ging sie methodisch Wort für Wort durch. Ein Gedanke nahm langsam Gestalt an. Er betraf nur ein kleines Detail, aber das konnte wichtig sein. Routiniert zog er ein Papier aus einem der Stapel auf dem Schreibtisch. Der Eindruck von Unordnung war trügerisch. Er wußte genau, wo sich die einzelnen Dinge befanden.
    Patrik las auch dieses Blatt nachdenklich und mit großer Sorgfalt durch und griff dann nach dem Telefon.
    »Ja, guten Tag, hier ist Patrik Hedström von der Polizei in Tanumshede. Ich wollte nur hören, ob Sie noch ein Weilchen zu Hause sind, ich habe ein paar Fragen. Das sind Sie. Sehr gut, dann bin ich in etwa zwanzig Minuten bei Ihnen. Wo wohnen Sie? Genau an der Einfahrt nach Fjällbacka. Nach rechts direkt nach der Steigung und dann das dritte Haus linker Hand. Ein rotes Haus mit weißen Ecken. Okay, das werde ich schon finden. Sonst rufe ich an. Bis gleich.«
    Kaum zwanzig Minuten später stand Patrik vor der Tür. Er hatte keine Schwierigkeiten gehabt, das kleine Haus zu finden, wo Eilert Berg vermutlich schon seit vielen, vielen Jahren mit seiner Familie wohnte. Als er mit dem Finger an die hölzerne Tür klopfte, wurde sie fast sofort von einer Frau mit säuerlichem, vergrämtem Aussehen geöffnet. Sie stellte sich überschwenglich als Svea Berg, die Frau von Eilert, vor und wies ihn in ein kleines Wohnzimmer. Patrik begriff, daß sein Anruf hektische Tätigkeit ausgelöst hatte. Das Festtagsporzellan stand auf dem Eßtisch, und sieben Sorten Gebäck waren auf einer Etagere in drei Ebenen angerichtet. Dieser Fall hier würde ihn, bevor er abgeschlossen war, mit einer ordentlichen Speckrolle versehen, sagte sich Patrik, still seufzend.
    Genauso instinktiv, wie ihm Svea Berg mißfiel, nahm ihn der Mann für sich ein, als ihn dessen muntere, leuchtend blaue Augen bei einem festen Händedruck ansahen. Er spürte die Schwielen in Eilerts Hand und verstand, daß dieser Mann sein Leben lang schwer gearbeitet hatte.
    Der Sofabezug war knittrig geworden, als Eilert aufstand, und mit gerunzelter Stirn war Svea sogleich zur Stelle und glättete ihn wieder, während sie ihrem Mann einen vorwurfsvollen Blick zuwarf. Das ganze Haus war blitzsauber und ohne jede Knitterfalte, man konnte kaum glauben, daß hier jemand wohnte. Eilert tat Patrik leid. Der Mann sah in seinem eigenen Haus ganz verloren aus.
    Sveas blitzschneller Wechsel zwischen einem anbiedernden Lächeln, wenn sie sich Patrik zuwandte, und einer vorwurfsvollen Grimasse, wenn sie sich zu ihrem Mann umdrehte, wirkte beinahe komisch. Patrik fragte sich, was ihr Mann wohl getan hatte, um eine solche Irritation auszulösen, aber vermutete dann, daß Eilerts bloße Anwesenheit für Svea eine ständige Quelle des Verdrusses war.
    »Nun, Herr Wachtmeister, setze er sich, dann gibt’s ein bißchen Kaffee und Kuchen.«
    Patrik nahm gehorsam auf dem Stuhl Platz, der in Richtung Fenster stand, und Eilert machte Anstalten, sich auf den Stuhl daneben zu setzen.
    »Nicht dort, Eilert, das begreifst du ja wohl. Nimm den da drüben.«
    Sie zeigte befehlend auf den Stuhl an der Schmalseite, und Eilert gehorchte brav. Patrik ließ den Blick umherschweifen, während Svea wie ein ruheloser Geist durchs Zimmer fegte, Kaffee eingoß und zugleich unsichtbare Falten an Tischtuch und Gardinen beseitigte. Die Wohnung war offenbar von jemandem eingerichtet worden, der den Anschein von Wohlstand vermitteln wollte, den es jedoch nicht gab. Alles hier waren nur schlechte Kopien von wirklich echten Dingen, angefangen bei den Gardinen, die aussehen sollten, als seien sie aus Seide, mit jeder Menge Volants und Schleifen in gewagten Arrangements, bis zu Unmengen von Zierat aus Neusilber und in Goldimitation. Eilert wirkte wie ein fremder Vogel in all dieser falschen Pracht.
    Zu Patriks Ärger dauerte es eine Zeit, bis er auf sein eigentliches Anliegen kommen konnte. Svea plapperte ununterbrochen, während sie zugleich geräuschvoll ihren Kaffee schlürfte.
    »Dieses Service hier, versteht er, das habe ich von meiner Schwester in Amerika. Sie ist dort reich verheiratet und schickt immer so schöne Geschenke. Dieses Geschirr hier ist sehr kostbar.«
    Sie hob vielsagend die schnörkelig verzierte Tasse in die Höhe. Patrik war äußerst skeptisch, was die Kostbarkeit des Services anbetraf, aber er behielt seinen Kommentar klugerweise für sich.
    »Ja, ich wäre ja auch nach Amerika gefahren, wenn ich nicht immer Probleme mit der

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