Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Eisprinzessin schläft

Die Eisprinzessin schläft

Titel: Die Eisprinzessin schläft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
Vom Netzwerk:
in Gang zu bringen. Ja, in Göteborg bin ich vorgestern gewesen, und davon will ich erst berichten, bevor ich erzähle, was ich gestern gemacht habe.«
    Mit einem Brummen gab Mellberg widerstrebend seine Zustimmung. Patrik erzählte, was er über die Kindheit von Alex erfahren hatte. Er ließ keines der widerwärtigen Details aus, und bei der Neuigkeit, daß Julia die Tochter von Alex war, fühlte Mellberg, daß ihm der Unterkiefer herunterklappte. Nie zuvor hatte er eine solche Geschichte vernommen. Patrik erzählte weiter von Karl-Eriks überstürztem Transport ins Krankenhaus und wie es kam, daß er ein Papier aus Anders’ Wohnung in aller Eile analysiert erhielt. Er erklärte, daß sich dieses Blatt als Abdruck eines Abschiedsbriefes eines Selbstmörders herausgestellt hatte, und kam damit natürlich auf das zu sprechen, was er gestern und aus welchem Grund gemacht hatte. Patrik faßte dann vor dem ungewöhnlich stummen Mellberg zusammen: »Also der eine unserer Morde hat sich als Selbstmord erwiesen, und was den anderen anbetrifft, haben wir noch immer nicht die geringste Ahnung, wer es gewesen ist und weshalb es geschah. Ich habe das Gefühl, daß die Sache mit dem zusammenhängt, was Alexandras Eltern erzählt haben, aber ich habe absolut keine Beweise oder Fakten, die das stützen. So, jetzt weißt du alles, was ich auch weiß. Hast du irgendeine Idee, wie wir weitermachen sollen?«
    Nach ein paar Minuten Stille gelang es Mellberg, die Fassung zurückzugewinnen. »Tja, das ist ja eine unglaubliche Geschichte. Ich persönlich würde eher auf diesen Typen setzen, mit dem sie ein Techtelmechtel hatte, als auf diese ollen Kamellen von vor fünfundzwanzig Jahren. Ich schlage vor, du sprichst mit Alex’ Lover und ziehst diesmal die Daumenschrauben etwas fester an. Ich glaube, es wird sich zeigen, daß wir auf diese Weise unsere Ressourcen bedeutend besser nutzen.«
    Direkt nachdem Patrik ihn informiert hatte, wer der Vater des Kindes ist, war Dan bei Mellberg an die oberste Stelle der Verdächtigenliste gerückt.
    Patrik nickte, in Mellbergs Augen auffällig bereitwillig, und stand auf, um zu gehen.
    »Äähh, öhmm, gute Arbeit, Hedström«, kam es widerstrebend von Mellberg. »Kümmerst du dich also darum?«
    »Absolut Chef, betrachte die Sache als bereits erledigt.«
    War da ein ironischer Ton zu hören? Patrik aber sah ihn mit völlig unschuldiger Miene an, und Mellberg ließ den Verdacht fallen. Der Junge hatte wohl einfach genug Grips, um zu kapieren, daß hier einer aus Erfahrung sprach.
     
    Es war der Zweck eines Gähnens, dem Gehirn mehr Sauerstoff zuzuführen. Patrik zweifelte sehr daran, daß das in seinem Fall wirklich Nutzen brachte. Die Müdigkeit nach der gestrigen Nacht, wo er sich zu Hause im Bett hin und her gewälzt hatte, steckte ihm noch in den Gliedern, aber wie üblich war Schlaf von Erica übereinstimmend abgelehnt worden. Er schaute müde auf die inzwischen nur zu gut bekannten Papierstapel auf seinem Tisch und mußte dem Impuls widerstehen, die Bündel zu nehmen und sie in den Papierkorb zu stopfen. Er hatte diese Ermittlung jetzt total satt. Es war, als seien Monate vergangen, während es in Wirklichkeit nur um höchstens vier Wochen ging. So viel war geschehen, und dennoch war er nicht weitergekommen. Annika, die an seinem Zimmer vorbeigegangen war und gesehen hatte, wie er sich die Augen rieb, kam mit einer dringend benötigten Tasse Kaffee und blieb vor ihm stehen.
    »Macht es dir zu schaffen?«
    »Ja, ich muß zugeben, daß es mir im Moment ein bißchen zuwider ist. Aber man muß einfach noch mal von vorn anfangen. Irgendwo in den Papierbergen hier liegt die Antwort, da bin ich sicher. Das einzige, was ich brauche, ist ein ganz kleiner Anhaltspunkt, der mir bisher entgangen ist.«
    Er warf den Bleistift resigniert auf einen der Haufen.
    »Und sonst?«
    »Was denn?«
    »Ja, wie ist die Lage, abgesehen von der Arbeit? Du weißt schon, was ich meine …«
    »Ja, Annika. Ich weiß, was du meinst. Was genau willst du wissen?«
    »Ist immer noch Bingozeit?«
    »Bingozeit?«
    »Ja, du weißt schon. Fünfe hintereinander …« Darauf schloß sie die Tür mit einem spöttischen Lächeln auf den Lippen.
    Patrik lachte glucksend vor sich hin. Ja, so konnte man es vielleicht nennen.
    Er zwang seine Gedanken zurück zur Arbeit und kratzte sich nachdenklich mit dem Stift am Kopf. Irgendwas stimmte nicht. Bei dem, was Vera gesagt hatte, stimmte etwas nicht. Er nahm den Block zur Hand, auf dem er

Weitere Kostenlose Bücher