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Die Eisprinzessin schläft

Die Eisprinzessin schläft

Titel: Die Eisprinzessin schläft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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und Fröhlichkeit -, oder war alles nur ein Dahinvegetieren bis zum nächsten Alkoholnachschub?
    Patrik drehte alles um, was es im Wohnzimmer gab. Er befühlte die Matratze, um zu kontrollieren, ob etwas darin versteckt war, zog die Schubladen in dem einzigen Möbelstück auf, in dem etwas aufbewahrt werden konnte, untersuchte auch dessen Unterseite, hakte vorsichtig ein Bild nach dem anderen ab und schaute dahinter. Nichts. Absolut nichts weckte sein Interesse. Er ging in die Küche, um zu sehen, ob Lena mehr Glück gehabt hatte.
    »Was für ein Schweinestall. Scheiße, wie kann man so leben?«
    Mit vor Widerwillen verzogenem Gesicht ging sie den Inhalt eines Müllbeutels durch, den sie auf eine Zeitung geleert hatte.
    »Hast du was von Interesse gefunden?« fragte Patrik.
    »Ja und nein. Ich bin auf ein paar Rechnungen gestoßen, die im Müll lagen. Vielleicht bringt es ja was, einen näheren Blick auf die Nummernaufstellung der Telefonrechnung zu werfen. Ansonsten scheint es hier fast nur Dreck zu geben.« Sie zog die Plastikhandschuhe von den Fingern, wobei ein schmatzendes Geräusch ertönte. »Was meinst du? Wollen wir es für heute genug sein lassen?«
    Patrik schaute auf die Uhr. Sie waren schon zwei Stunden hier, und draußen war es inzwischen dunkel.
    »Ja, heute scheinen wir nicht viel weiter zu kommen. Wie fährst du nach Hause? Soll ich dich bringen?«
    »Ich bin mit dem eigenen Auto hier, das ist also okay. Aber vielen Dank.«
    Erleichtert verließen sie die Wohnung, sorgfältig darauf bedacht, sie nicht genauso unabgeschlossen zu hinterlassen, wie sie bei ihrem Kommen gewesen war.
    Als sie auf den Parkplatz traten, brannten die Straßenlaternen. Während sie im Haus gewesen waren, hatte es zu schneien begonnen, und sie mußten beide eine ganze Menge Schnee von der Windschutzscheibe wischen. Als Patrik in Richtung Tankstelle fuhr, fühlte er etwas an die Oberfläche steigen, das ihn schon den ganzen Tag beunruhigt hatte. In der Stille des Autos, allein mit seinen Gedanken, mußte er sich eingestehen, daß ihm etwas an der Festnahme von Anders Nilsson falsch vorkam. Er glaubte nicht, daß Mellberg die richtigen Fragen gestellt hatte, als er mit der Zeugin sprach. Dieser Anruf war schließlich der Grund dafür, daß man Nilsson zum Verhör geholt hatte. Vielleicht sollte er sich die Sache selber noch mal vornehmen.
    Mitten auf der Kreuzung kam er zu einem Entschluß, riß das Steuer herum und änderte die Richtung. Statt nach Tanumshede abzubiegen, fuhr er jetzt weiter in den Ort hinunter. Er hoffte, daß Dagmar Petren zu Hause war.
     
    Sie dachte an Patriks Hände. Bei einem Mann schaute sie immer zuerst auf Hände und Handgelenke. Sie fand, Hände konnten ungeheuer sexy sein. Sie durften nicht klein sein, brauchten aber auch nicht die Größe von Klodeckeln zu haben. Gerade groß genug, sehnig und ohne Behaarung sollten sie sein, biegsam und geschmeidig. Patriks Hände waren genau richtig.
    Erica zwang sich, aus den Tagträumen aufzuwachen. Es war, milde ausgedrückt, zwecklos, an etwas zu denken, das bis jetzt lediglich ein leichtes Kribbeln in der Magengegend verursachte. Außerdem war es ja überhaupt nicht sicher, daß sie noch lange in dieser Gegend blieb. Wenn das Haus verkauft war, gab es nichts, das sie hier festhielt. Dann wartete die Wohnung in Stockholm auf sie und das Leben, das sie dort mit ihren Freunden führte. Diese Zeit in Fjällbacka war mit aller Wahrscheinlichkeit nur ein kurzes Zwischenspiel, und wenn man diesen Aspekt bedachte, war es ja geradezu irrsinnig, romantische Luftschlösser um einen alten Freund aus der Kinderzeit zu errichten.
    Erica blickte auf die Dämmerung, die vom Horizont heraufzog, obwohl es nicht später als drei Uhr nachmittags war, und seufzte tief. Sie hatte sich in einen großen, formlosen Wollpullover gekuschelt, den ihr Vater an kalten Tagen auf See getragen hatte, und wärmte ihre leicht klammen Finger, indem sie die Hände weit in die langen Ärmel hineinzog und diese dann unten zusammenwickelte. Im Augenblick tat sie sich selbst ein bißchen leid. Irgendwie gab es zur Zeit nicht sehr viel, über das sie sich freuen konnte. Der Tod von Alex, der Streit um das Haus, Lucas, das Buch, das nur schleppend voranging - all das lag ihr wie eine schwere Last auf der Brust. Außerdem spürte sie, daß sie im Zusammenhang mit dem Tod der Eltern noch viel für sich aufzuarbeiten hatte, sowohl was das Praktische als auch das Gefühlsmäßige anbelangte. In der

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