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Die Eisprinzessin schläft

Die Eisprinzessin schläft

Titel: Die Eisprinzessin schläft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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zügeln, um nicht an Frau Petren vorbeizurennen, die auf die Tür zu schlurfte. Sie war eine zähe Alte, daran bestand kein Zweifel. Eine zuverlässige Zeugin war sie obendrein, und mit ihrer Aussage war es nur noch eine Frage der Zeit, bis sie ein paar weitere Puzzleteile hinzufügen und eine hieb- und stichfeste Anklage gegen Anders Nilsson erheben konnten. Bisher beruhte die Sache vor allem auf Indizien, aber dennoch sah es so aus, als sei der Mord an Alexandra Wijkner gelöst. Patrik war trotzdem nicht ganz zufrieden. Wenn er neben all dem Kuchen noch etwas im Bauch verspüren konnte, dann war es eine leichte Unruhe und das Gefühl, daß die einfachen Lösungen nicht immer die richtigen waren.
    Wieder frische Luft atmen zu können war wunderbar, und die Übelkeit legte sich ein wenig. Genau in dem Moment, als er sich noch einmal bedankt und dann umgedreht hatte, um zu gehen, hatte Frau Petren ihm etwas in die Hand gedrückt, bevor sie die Tür zuzog. Neugierig schaute er nach, was es war. Eine Plastiktüte, vollgestopft mit Kuchen - und ein kleiner Weihnachtsmann. Er griff sich an den Magen und stöhnte.
     
    »Ja, Anders, es sieht nicht besonders gut für dich aus.«
    »Aha.«
    »Aha - ist das alles, was du zu sagen hast? Falls es dir noch nicht klar ist, du sitzt wirklich in der Scheiße! Hast du das jetzt begriffen?«
    »Ich habe nichts getan.«
    »Blödsinn! Sitz nicht da und versuch mir so ein dummes Zeug einzureden! Ich weiß, daß du sie ermordet hast, also kannst du es ebensogut zugeben und mir diese ganze Mühe ersparen. Wenn du sie mir ersparst, ersparst du sie dir auch selber. Begreifst du, wovon ich rede?«
    Mellberg und Anders saßen im einzigen Vernehmungszimmer des Tanumsheder Polizeireviers, und im Unterschied zu amerikanischen Kriminalserien gab es hier keine Glaswand, durch die Kollegen dem Verhör folgen konnten. Was Mellberg sehr entgegenkam. Zwar war es absolut gegen die Vorschrift, mit dem Vernehmungsobjekt allein zu bleiben, aber scheiß drauf, wenn er nur das richtige Ergebnis lieferte, würde sich keiner mehr um irgendwelche dämlichen Regeln kümmern. Anders Nilsson hatte auch keinen Anwalt oder sonst jemanden verlangt, der hier teilzunehmen hatte, warum sollte Mellberg dann darauf bestehen?
    Das Zimmer war klein, spärlich möbliert, und die Wände waren kahl. Nur ein Tisch und zwei Stühle standen darin, die jetzt von Anders Nilsson und Mellberg besetzt waren. Anders lehnte lässig auf seinem Stuhl, die Hände auf dem Schoß gefaltet und die langen Beine unter den Tisch gestreckt. Mellberg hingegen hatte sich halb erhoben und über den Tisch gebeugt, das Gesicht so dicht vor Anders, wie er es nur fertig brachte, im Hinblick auf den alles andere als minzefrischen Atem des Verdächtigen. Immerhin war Mellberg so nahe, daß Anders kleine Speicheltropfen ins Gesicht spritzten, als der Kommissar die Worte herausschrie. Anders kümmerte sich nicht darum, die Spucke wegzuwischen, sondern zog es vor, Mellberg als lästige Fliege anzusehen, so bedeutungslos, daß sie es nicht mal wert war, weggescheucht zu werden.
    »Wir beide wissen, daß du es gewesen bist, der Alexandra Wijkner ermordet hat. Der ihr erst unbemerkt Schlaftabletten eingeflößt, sie dann in die Badewanne gelegt und die Pulsadern aufgeschnitten hat, um dann ruhig zuzusehen, wie sie verblutete. Also wäre es nicht das beste, wenn wir die Angelegenheit für uns beide auf möglichst einfache Weise erledigten? Du gestehst, und ich notiere.«
    Mellberg war sehr zufrieden mit dem, was er als wirkungsvolle Einleitung der Vernehmung betrachtete, nahm wieder auf dem Stuhl Platz und faltete die Hände vor dem umfangreichen Bauch. Er wartete. Keine Reaktion von Anders. Dessen Kopf hing nach wie vor herunter, und die Haare verdeckten alle eventuellen Veränderungen seiner Miene. Ein Zucken in Mellbergs Mundwinkel verriet, daß Gleichgültigkeit nicht eben das war, was sein Vorstoß seiner Meinung nach verdiente. Nach ein paar weiteren Minuten des Wartens schlug er mit der Faust auf den Tisch, um Anders aus seiner Lethargie zu wecken. Keine Reaktion.
    »Verdammt noch mal, du dämlicher Säufer! Glaubst du, daß du aus der Sache hier rauskommst, indem du den Mund nicht aufmachst? Da bist du an den Falschen geraten, will ich dir verraten! Du wirst mir die Wahrheit erzählen, und wenn wir den ganzen Tag hier sitzen!«
    Die Schweißflecke unter Mellbergs Armen breiteten sich mit jedem Wort weiter aus. »Du bist eifersüchtig gewesen,

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