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Die Eisprinzessin schläft

Die Eisprinzessin schläft

Titel: Die Eisprinzessin schläft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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stimmt’s? Wir haben Bilder gefunden, die du von ihr gemacht hast, und es ist ziemlich klar, daß ihr beide zusammen gepimpert habt. Und um alle Zweifel auszuräumen, wir haben auch deine Briefe an sie gefunden. Deine widerlich kitschigen, melodramatischen Liebesbriefe. Pfui Deibel, was für eine verdammte Schmierenkomödie. Was hat sie eigentlich an dir gefunden? Ich meine, guck dich doch selber an. Du bist verdreckt und widerwärtig, so weit entfernt von einem Don Juan, wie man überhaupt sein kann. Als einzige Erklärung bleibt wohl nur, daß sie irgendwie pervers war. Daß Dreck und widerwärtige alte Säufer sie anmachten. Hat sie sich der anderen Trunkenbolde Fjällbackas auch angenommen, oder hat sie nur dich bedient?«
    Flink wie ein Wiesel war Anders auf den Beinen, warf sich über den Tisch und ging Mellberg an die Gurgel.
    »Du Scheißkerl, ich werde dich töten, du verdammtes Bullenaas!«
    Mellberg versuchte vergeblich, Anders’ Hände aufzubiegen. Sein Gesicht wurde immer röter, und die Haare fielen aus ihrem Nest und legten sich wie ein Vorhang über das rechte Ohr. Aus reiner Verwunderung löste Anders den Griff um Mellbergs Hals, und der Kommissar konnte endlich tief durchatmen. Anders fiel auf seinen Stuhl zurück und starrte Mellberg voller Wut an.
    »Sag so was nie wieder! Hast du gehört, nie wieder!«
    Mellberg mußte sich räuspern und husten, um seine Stimme wiederzuerlangen. »Jetzt bleibst du da mucksmäuschenstill sitzen, sonst sperre ich dich in die Zelle und werfe den Schlüssel weg, ist das klar!«
    Mellberg setzte sich wieder auf den Stuhl, aber er behielt Anders wachsam im Auge, und eine Spur von Angst war darin zu lesen, die zuvor nicht dagewesen war. Er bemerkte, daß seine sorgfältig arrangierte Frisur gründlich gelitten hatte, und mit einem routinierten Handgriff schwang er die Haare wieder auf die spiegelblanke Fläche mitten auf dem Kopf, während er zugleich so tat, als sei nichts geschehen.
    »Nun, zurück zur Sache. Sie hatten also ein sexuelles Verhältnis mit der ermordeten Alexandra Wijkner?«
    Anders murmelte irgend etwas in seinen Schoß.
    »Entschuldige, was hast du gesagt?« Mellberg beugte sich über den Tisch, vor sich die gefalteten Hände.
    »Ich habe gesagt, wir haben uns geliebt!«
    Die Worte hallten zwischen den kahlen Wänden wider. Mellberg grinste höhnisch.
    »Okay, ihr habt euch geliebt. Die Schöne und das Biest liebten einander. Wie reizend. Und wie lange habt ihr euch schon geliebt?«
    Anders murmelte wieder irgend etwas Undeutliches, und Mellberg mußte ihn bitten, das Gesagte zu wiederholen.
    »Von Kindheit an.«
    »Ach so, ja. Okay. Aber ich nehme an, daß ihr mit fünf nicht gerammelt habt wie die Kaninchen, also will ich die Frage anders stellen: Wie lange hat das sexuelle Verhältnis schon gedauert? Wie lange ist sie mit dir fremdgegangen? Wie lange habt ihr Tango in der Horizontalen getanzt? Soll ich weitermachen, oder hast du die Frage verstanden?«
    Anders starrte Mellberg haßerfüllt an, bot jedoch seine ganze Kraft auf, um ruhig zu bleiben. »Ich weiß nicht, immer mal wieder im Laufe der Jahre. Ich weiß es wirklich nicht, ich habe nicht gerade Buch darüber geführt.« Er zupfte an irgendwelchen unsichtbaren Fäden an seiner Hose. »Also, sie ist ja früher nicht sehr oft hier gewesen, da war es dann nicht so häufig. Meist habe ich sie nur gemalt. Sie ist so schön gewesen.«
    »Was ist an dem Abend passiert, als sie gestorben ist? Gab es ein bißchen Zoff wegen der Liebe? Wollte sie dich nicht ranlassen? Oder bist du wütend geworden, weil sie ein Kind im Bauch hatte? Das war doch so? Sie war schwanger, und du hast nicht gewußt, ob es dein Kind ist oder ob es von ihrem Mann ist. Sie hat bestimmt auch gedroht, dir das Leben sauer zu machen, stimmt’s?«
    Mellberg war sehr zufrieden mit sich selbst. Er war überzeugt, daß Anders der Mörder war, und wenn er nur fest genug auf die richtigen Knöpfe drückte, würde er garantiert ein Geständnis erhalten. Ganz sicher. Dann würden sie ihm in den Ohren liegen, damit er nach Göteborg zurückkam. Er würde sie eine Weile tüchtig betteln lassen. Sie würden bestimmt mit Beförderung und höherem Gehalt locken, wenn er sie eine Zeitlang hinhielt. Er rieb sich zufrieden den Bauch und bemerkte erst jetzt, daß Anders ihn mit aufgerissenen Augen anstarrte. Sein Gesicht war vollkommen weiß, alles Blut war daraus gewichen, und die Hände zuckten wie im Krampf. Jetzt, wo er von Anders zum

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