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Die Eisprinzessin schläft

Die Eisprinzessin schläft

Titel: Die Eisprinzessin schläft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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zu Gesicht bekommen. Aber in der darauffolgenden Woche habe ich ihn mehrmals ins Haus gehen sehen. Merkwürdig, muß ich schon sagen. Nach dem, was ich im Dorf gehört habe, ist sie da doch schon tot gewesen. Was, um Himmels willen, hat er da drin wohl zu schaffen gehabt?«
    Das fragte sich Patrik auch. Frau Petren sah ihn auffordernd an: »Nun, hat ihm das irgendwie geschmeckt?«
    »Das hier waren bestimmt die besten Kuchen, die ich je gegessen habe, Frau Petren. Wie kommt es, daß Sie einen derartigen Berg Gebäck einfach so auffahren können? Ich meine, ich habe doch bloß eine Viertelstunde vorher angerufen, und da müßten Sie ja schon schnell wie Superman sein, um all diese Köstlichkeiten zu backen.«
    Sie sonnte sich in dem Lob und warf stolz den Kopf zurück.
    »Dreißig Jahre lang haben mein Mann und ich hier in Fjällbacka die Konditorei betrieben, und in den Jahren hat man hoffentlich was gelernt. Alte Gewohnheiten lassen sich schlecht ablegen, also stehe ich immer noch früh um fünf auf und backe jeden Tag. Was bei den Kindern und den Weibern, die zu Besuch kommen, nicht alle wird, bekommen die Vögel. Außerdem macht es Spaß, neue Rezepte auszuprobieren. Es gibt so viele moderne Backwerke, die viel besser schmecken als die alten trockenen Stücke, die wir früher tonnenweise fabrizierten. Die Rezepte finde ich in Zeitschriften, und dann verändere ich sie nach Gutdünken.«
    Sie wies mit der Hand auf einen riesigen Stapel einschlägiger Magazine, die neben der Küchenbank auf dem Fußboden lagen. Es waren ganze Jahrgänge der entsprechenden Lektüre. Nach dem Preis jedes einzelnen Journals zu urteilen, mußte Frau Petren in ihren Konditoreijahren ein hübsches Sümmchen zurückgelegt haben.
    Patrik kam eine Idee: »Wissen Sie vielleicht, ob es zwischen der Familie Carlgren und der Familie Lorentz noch einen anderen Zusammenhang gab als nur den, daß Karl-Erik für Lorentz gearbeitet hat? Haben die Familien zum Beispiel miteinander verkehrt?«
    »Gott bewahre, Lorentz und mit Carlgrens verkehren! Nein, mein Lieber, das wäre ganz sicher nur dann passiert, wenn Ostern und Pfingsten auf einen Tag fielen! Sie verkehrten nicht in denselben Kreisen, und daß Nelly Lorentz - wie ich gehört habe - zum Begräbniskaffee bei Carlgrens auftauchte, ist für mich nicht mehr und nicht weniger als eine Sensation!«
    »Und der Sohn? Also der Sohn, der verschwunden ist? Hatte er, soviel Sie wissen, auch nie etwas mit Carlgrens zu tun?«
    »Nein, das ist wirklich nur zu hoffen. Ein unangenehmer Junge, wahrhaftig. In der Konditorei hat er ständig versucht, hinter unserem Rücken Kuchen zu stibitzen. Aber das hat ihm mein Mann, als er ihn erwischte, gründlich ausgetrieben. Da mußte dieser Nils sich den Anschnauzer seines Lebens anhören. Dann kam natürlich Nelly angerauscht und hat uns nach allen Regeln der Kunst heruntergeputzt und gedroht, daß sie meinem Mann die Polizei auf den Hals hetzt. Nun ja, das hat sie sich schnell anders überlegt, als er ihr erzählte, es gäbe Zeugen für das ständige Geklaue, also bitte schön, sie könne ruhig den Amtmann rufen.«
    »Aber keinen Zusammenhang zu Carlgrens, soviel Sie wissen?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Nun ja, das war nur so ein Gedanke von mir. Außer dem Mord an Alex ist wohl Nils’ Verschwinden das dramatischste Ereignis, das es hier gegeben hat, und man weiß ja nie . Manchmal entdeckt man die merkwürdigsten Zusammenhänge. Ja, ich glaube, dann habe ich nichts mehr zu fragen, also möchte ich mich bedanken. Verdammt gute Kuchen, muß ich schon sagen. In den nächsten Tagen wird es für mich nur noch Salat geben«, sagte Patrik und klopfte sich auf den Bauch.
    »Oh, er braucht doch wohl nicht solches Kaninchenfutter zu essen. Er wächst doch schließlich noch.«
    Patrik zog es vor, die Sache als Kompliment zu nehmen, statt darauf hinzuweisen, daß im Alter von fünfunddreißig nur noch die Taillenweite wuchs. Er erhob sich von der Küchenbank, mußte sich aber schnell wieder setzen. Es war ein Gefühl, als hätte er eine Tonne Beton im Magen, und Übelkeit brandete auf. Bei näherer Überlegung war es wohl nicht besonders klug gewesen, sich mit all diesen Kuchen vollzustopfen.
    Er versuchte die Augen ein bißchen zuzukneifen, als er durch das Wohnzimmer ging und all die eintausendvierhundertzweiundvierzig Wichtel in seine Richtung glänzten und funkelten.
    Das Verlassen der Wohnung nahm genausoviel Zeit in Anspruch wie zuvor das Betreten, und er mußte sich

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