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Die Eisprinzessin schläft

Die Eisprinzessin schläft

Titel: Die Eisprinzessin schläft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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Gefühle für sie waren. Sie und Anna würden das Haus verkaufen, und dann gab es nichts mehr, was Erica in Fjällbacka hielt. Sie würde nach Stockholm zurückziehen, und mit den Bar-Adonissen vom Stureplan konnte ein Provinzpolizist aus Tanumshede nicht mithalten. Niedergeschlagen war er langsam auf die Tür zugegangen.
    Niemand öffnete nach dem ersten Klingeln, und er drückte noch einmal auf den Knopf. Er empfand den Besuch schon längst nicht mehr als so gute Idee wie in dem Moment, als er von Frau Petren aufgebrochen war. Er hatte ganz einfach nicht widerstehen können, Erica anzurufen, wo er nun schon mal in der Nähe war. Als er ihre Stimme hörte, bereute er es bereits ein wenig. Sie hatte so beschäftigt, ja sogar leicht gereizt geklungen, als sie am Telefon antwortete. Nun ja, jetzt war es zu spät, um sich die Sache anders zu überlegen. Die Türklingel hallte bereits zum zweitenmal durchs Haus.
    Er hörte jemanden die Treppe herunterkommen. Die Schritte verstummten einen Moment, bevor sie auf den Eingang zukamen. Die Tür ging auf, und da stand Erica, übers ganze Gesicht lächelnd. Sie raubte ihm den Atem. Er begriff nicht, wie sie immer so frisch aussehen konnte. Das Gesicht war ungeschminkt und hatte die natürliche Schönheit, die er bei einer Frau am anziehendsten fand. Karin wäre es nie eingefallen, sich ohne Schminke zu zeigen, aber Erica sah seiner Meinung nach so phantastisch aus, daß er sich nicht vorstellen konnte, daß sich das, was er vor sich sah, noch verbessern ließe.
    Das Haus war genauso, wie er es von den Besuchen seiner Kindheit in Erinnerung hatte. Das Gebäude und die Möbel hatten gemeinsam in Würde altern dürfen. Holz und weiße Farbe waren die vorherrschenden Elemente, und die hellen Stoffe in Blau-Weiß harmonierten mit der Patina der Möbel. Erica hatte Kerzen angezündet, und die vertrieben die Winterdunkelheit. Alles atmete Ruhe und Frieden. Er folgte Erica in die Küche.
    »Möchtest du Kaffee?«
    »Ja, gern. Ach übrigens, hier, bitte.« Patrik gab ihr den Beutel mit den Kuchen. »Ein paar möchte ich allerdings mit ins Revier nehmen. Es sind genug da, so daß sie für uns reichen und trotzdem noch was übrigbleibt, das kann ich dir versichern.«
    Erica sah in die Plastiktüte und lächelte.
    »Hast Frau Petren besucht, wie ich sehe.«
    »Genau. Und ich bin so satt, daß ich mich kaum rühren kann.«
    »Reizende alte Dame, stimmt’s?«
    »Unglaublich reizend. Wäre ich so zweiundneunzig, hätte ich sie vom Fleck weg geheiratet.«
    Sie lächelten sich an.
    »Und wie geht’s dir?«
    »Danke, gut.«
    Ein paar Minuten Schweigen brachten beide dazu, sich nervös zu winden. Erica goß jedem eine Tasse ein und füllte den Rest des Kaffees in eine Thermoskanne.
    »Wir setzen uns in die Veranda.«
    Sie tranken die ersten Schlucke unter Schweigen, das nicht mehr lästig, sondern recht angenehm war. Erica saß ihm gegenüber im Korbsofa. Er räusperte sich.
    »Wie läuft’s mit dem Buch?«
    »Danke, gut. Und bei dir? Geht die Ermittlung voran?«
    Patrik überlegte einen Moment und entschloß sich dann, ein bißchen mehr zu erzählen, als er eigentlich sollte. Erica war ja trotz allem bereits in die Geschichte verwickelt, und er konnte nicht sehen, welchen Schaden das anrichten sollte.
    »Es sieht so aus, als hätten wir den Fall gelöst. Wir haben also jemanden festgenommen und verhören ihn gerade, und die Beweisführung ist so hieb- und stichfest, wie sie nur sein kann.«
    Erica beugte sich neugierig vor. »Wer ist es?«
    Patrik zögerte einen Augenblick. »Anders Nilsson.«
    »Also war es doch Anders. Merkwürdig, irgendwie erscheint mir das falsch.«
    Patrik war versucht, ihr zuzustimmen. Es gab ganz einfach zu viele lose Fäden, die sich auch durch die Festnahme von Anders nicht verknüpfen ließen. Aber die Spuren vom Tatort und die Aussage der Zeugin, daß er sich nicht nur im Haus befunden hatte, kurz bevor Alex vermutlich ermordet wurde, sondern auch mehrere Male danach, als sie bereits tot war, ließen dem Zweifel nicht viel Platz. Trotzdem blieb es merkwürdig.
    »Ja, dann ist die Geschichte also vorbei. Seltsam, ich hatte gedacht, ich würde erleichterter sein, als ich jetzt bin. Und der Artikel, den ich gefunden habe? Über das Verschwinden von Nils, meine ich. Wie paßt der ins Bild, wenn Anders nun der Mörder ist?«
    Patrik zuckte mit den Schultern und hob die Hände. »Keine Ahnung, Erica. Ich weiß es nicht. Vielleicht hatte das nichts mit dem Mord zu tun

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