Die Eissegler von Tran-ky-ky
zurecht, so daß es im Zug war, der durch die beschädigte Tür hereinkam. Nun blickte er gelassen zu Walther hinüber.
»Nein, damit nicht.«
»Wenn Sie glauben, daß Sie mich bluffen können.«, ereiferte sich der Kidnapper.
»Halt doch's Maul, du Würstchen. Kriech in dein Loch zurück. Siehst du denn nicht, daß ich mich bemühe, dich am Leben zu erhalten?«
Walther zitterte. Seine Augen weiteten sich, und er biß die Zähne zusammen. Sein Finger spannte sich um den Abzug.
»Er wird auf Sie schießen«, sagte Colette ruhig. »Der arme Irre.«
An der Spitze des Strahlers war ein grünliches Flackern zu sehen. Dann nichts mehr.
Walther sah die Waffe ungläubig an und drückte noch einmal ab. Diesmal war das Glühen kaum noch wahrzunehmen. Beim dritten Versuch kam nicht einmal mehr eine Spur von Licht aus dem Lauf.
Mit einem kleinen Stöhnen, das entweder Angst oder Furcht ausdrücken mochte, ließ er die nutzlose Waffe fallen und schlurfte wieder in den Schatten zurück, wobei er sich den verletzten Arm rieb. Seine großen, jetzt verängstigt blickenden Augen ließen September nicht los.
Ein paar Minuten lang herrschte Stille. Dann stocherte September erneut im Feuer herum.
»Beruhigen Sie sich, Walther. Ich würde Ihnen zwar mit dem größten Vergnügen Ihren Hühnerhals umdrehen und Sie neben Ihren steifgefrorenen Kollegen vorne werfen, aber ich habe nicht die Absicht, das jetzt zu tun. Ich bin müde und friere. Morgen oder am Tag darauf ist mir vielleicht anders zumute. Tatsache ist, daß ich es schon früher getan hätte, aber Sie sind ein solch jämmerliches Exemplar von Mensch, daß es mir kaum die Mühe wert schien. Also habe ich Ihnen bloß den Arm gebrochen. Und jetzt lassen Sie mich in Ruhe und belästigen Sie mich nicht.«
Er ließ sich neben der Tür nieder und konzentrierte sich darauf, ein paar schmale Streifen von der Sitzpolsterung in die Spalte neben dem Scharnier zu stopfen. Den anderen Riß ließ er offen, damit die Luft ungehindert zirkulieren konnte.
»Vielleicht können wir den Wind fernhalten«, murmelte er wie im Selbstgespräch.
Colette stöberte zwischen den Lebensmittelkartons herum; dann zog sie einen heraus und sah das Etikett an.
»Hühnerschnitzel.« Sie knurrte. »Nicht übel, aber nicht sehr ausgiebig. Ein herzhaftes Mahl für den Verurteilten. Jemand in dieser Schifffahrtslinie hat wenigstens Spaß verstanden.«
Ethan blickte überrascht auf. Es war die witzigste Bemerkung, die er von ihr gehört hatte, seit dieser Alptraum seinen Anfang nahm.
Sie fing an, die Rationen zu verteilen, und er war so hungrig, daß er den Inhalt halb hinuntergeschlungen hatte, ehe er auch nur daran dachte, auf das Etikett zu sehen.
September murrte immer noch vor sich hin und war damit beschäftigt, die Fugen abzudichten. Dann blickte er zu Williams hinüber, der zusammengekauert neben dem Feuer lag.
»Sie haben sich ganz gut gehalten, Schulmeister. War schon neugierig, was Sie tun würden.«
Williams nahm das Kompliment mit einem kaum merkbaren Kopfnicken entgegen.
»Ich habe nicht angenommen, daß Mr. Fortune so müde oder so töricht wäre, eine funktionierende Waffe dieser Person hinzuwerfen. Deshalb nahm ich an, daß sie entweder ausgebrannt oder sonst wie unbrauchbar war. Ein hübsches Feuer, das Sie da gemacht haben.«
»Genießen Sie es, solange es brennt«, antwortete September. »Ich glaube, wir haben jedenfalls genug Holz für die Nacht. Sagten Sie, die Nächte wären hier kürzer, Jungchen?«
Ethan nickte und wälzte sich zur Seite, bemüht, so nahe wie möglich an das Feuer heranzukommen, ohne sich selbst in Brand zu stecken. Bis jetzt hatte er die warme Stelle freilich noch nicht gefunden. Und wenn es ein weiches Stück Duralum gab, so hatte es bis jetzt seine Aufmerksamkeit auch noch nicht erregt.
Das Ärgerliche war, daß sie sechs Personen waren, die sich um das zwar muntere, aber winzige Feuerchen drängten. Das bedeutete, daß man nicht besonders nahe herankonnte. Es war unmöglich, gleichzeitig höflich zu bleiben und warm zu werden. Wenn eine Seite also halb aufgetaut war, befand sich die andere bildlich gesprochen noch im Kühlschrank. Es war höchst unerfreulich.
3
Sie entledigten sich der Packungen, indem sie sie in den leeren Versandkarton stopfte n und den in die Ecke schoben. September plädierte dafür, alle Abfälle nach draußen zu tragen, wo der Wind schon für ihre Beseitigung sorgen würde. Er wollte ihren kleinen Zufluchtsort sauberhalten, wenn
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