Die Eissegler von Tran-ky-ky
Augen überzeugte ihn, daß es besser war, sich da herauszuhalten. Kümmere dich um deine Angelegenheiten, Dummkopf! Er rollte sich zur Seite und blickte ins Feuer.
Es schien, als hätte er nur den Kopf zur Seite gelegt, nachdem er seine zweistündige Wache absolviert hatte, als man ihn plötzlich weckte. Er blickte ins Feuer, das einen halben Meter von ihm entfernt war. Einen Augenblick lang war er desorientiert. Dann war er hellwach. Er rollte sich zur Seite und fand sich fast Nase an Nase mit Williams.
Der Lehrer hielt einen Finger an die Lippen. Ethan setzte sich langsam auf und hielt seine Fragen zurück. Auf der anderen Seite des Feuerscheins konnte er Colette du Kane sehen. Ihr Gesichtsausdruck ließ ihn völlig wach werden. Sie kaute auf ihren Knöcheln. Ihr Vater kniete neben ihr, den Arm um ihre Schultern gelegt.
Die hünenhafte Gestalt von Skua September, dessen Umrisse sich scharf im Feuerschein abzeichneten, stand daneben. Er starrte gebannt auf die Tür. Seine rechte Faust hielt den letzten Strahler fest umfaßt. Dank des Feuers war es nicht viel kälter geworden, aber man spürte förmlich die fremde Finsternis, die von allen Seiten auf sie hereindrängte.
Ethan spürte, daß in der winzigen Kabine etwas Neues, Unangenehmes war. Menschen sind nicht so geübt wie ihre Hunde, Angst zu riechen, aber sie erkennen sie an ihren Mitmenschen.
»Es war während Mr. du Kanes Wache«, flüsterte der Lehrer. »Erweckte Mr. September, der es für das beste hielt, uns andere auch zu wecken.« Ethan wandte sich halb zur Seite und sah Walther mit zitternden Händen in seiner Ecke sitzen.
»Es scheint, daß Mr. du Kane draußen etwas zu hören glaubte«, fuhr Williams fort. »Er räumt zwar ein, über die hiesigen Lebensformen nichts zu wissen, glaubt aber nicht, daß es einer der Eingeborenen ist. Aber er ist natürlich nicht sicher.«
Plötzlich war ein dröhnender Schlag zu hören, wie wenn etwas Schweres gegen Metall schlägt. Es kam von draußen. September duckte sich. Walther kicherte in seiner Ecke unkontrolliert. September zischte ihm zu, er solle gefälligst den Mund halten, sonst würde er ihm den Hals brechen.
Ethan konnte in der Ferne ein Schlurfen und Klappern hören. Es klang, als wäre es tausend Meilen entfernt. Unglücklicherweise war das höchst unwahrscheinlich. Außerdem hörte er ganz deutlich ein leises Stöhnen, das das Heulen des Windes überlagerte. Es war wie das Geräusch, das Leute von sich geben, wenn sie plötzlich aus einem Alptraum erwachen. Es ging auf und ab, auf und ab, wie eine Maschine, die sich im Leerlauf bewegt. Ganz tief war es. Und gelegentlich wurde es von einem Husten im tiefsten Baß unterbrochen.
Ein lautes Klatschen war zu hören. Dann herrschte Schweigen. Der Hüne hatte sich nicht bewegte, keinen Muskel. Ethan beobachtete ihn.
September blieb geduckt, lauschte gespannt nach Lauten des Unvorstellbaren.
Und der Wind trug immer noch jenes einsame Lied zu ihnen - ein Stöhnen, ein eintöniges Geräusch, das Ethan kalte Schauer über den Rücken jagte. Schon hatte er sich zu dem Gedanken durchgerungen, daß draußen nichts war, daß nur der Wind durch das aufgerissene Metall pfiff. Vielleicht war es eine Andruckliege, die sich aus ihrer Verankerung gerissen hatte und jetzt draußen hin und her geworfen wurde.
Vorsichtig kroch er zur Tür hinüber. Er legte das Ohr an die offene Spalte und achtete nicht auf den Wind, der nach ihm biß. Aber er war sorgsam darauf bedacht, das Metall nicht zu berühren. Inzwischen war selbst die Innenseite der Tür eiskalt. Zweifellos würde seine Haut daran kleben bleiben.
Er blickte zu September und schüttelte den Kopf, um anzudeuten, daß er nichts Neues hörte. September nickte einma l. Die Hand, die den Strahler hielt, blieb unbewegt.
Ethan glaubte, draußen ein pochendes Geräusch zu hören, erkannte dann aber, daß das sein eigenes Herz war. Er kam sich hier sehr deplaziert vor. All das war natürlich albern. Wenn dort draußen irgend etwas gewesen war, so war es inzwischen des Herumschnüffelns müde geworden und wieder abgezogen. Obwohl es nicht gerade angenehm war, sich auszumalen, was sich vielleicht in diesem mitternächtlichen Ragnarök draußen herumtreiben konnte.
Er begann sich aufzurichten, bewegte seine vor Kälte halberstarrten Knie und fragte sich, ob ihm die Gelenke wohl einfrieren würden, ehe er es geschafft haben würde. Er sehnte sich verzweifelt danach, wieder ans Feuer zu kommen. Langsam, ganz
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