Die Eissphinx
es!
– Nachdem wir William Guy und die Matrosen von der »Jane« gefunden haben?
– Ja… nachher.
– Und auch, wenn wir diese nicht auffinden sollten?…
– Selbst in diesem Falle, Dirk Peters. Ich denke, unsern Kapitän dazu bestimmen zu können….
– Der es doch gar nicht abschlagen kann, einem Menschen… einem Menschen, wie er selbst.. Hilfe zu bringen.
– Nein, das wird er nicht abschlagen!.. Und doch, fügte ich hinzu, kann man denn, wenn William Guy und die Seinigen noch lebten, wohl annehmen, daß auch Arthur Pym…
– Noch am Leben sei?… Ja… ganz gewiß! Bei dein großen Geiste unserer Väter… er ist es… er erwartet mich… mein armer Pym!… Und wie wird er aufjubeln, wenn er sich seinem alten Dirk in die Arme wirft! Und wie werde ich mich freuen, wenn ich ihn ans Herz drücke!«
Die breite Brust des Dirk Peters hob sich dabei wie die wogende See.
Darauf entfernte er sich und ließ mich in unaussprechlicher Erregung zurück, so sehr fühlte ich, wie viele Zärtlichkeit für seinen unglücklichen Gefährten in dem Herzen dieses Halbwilden wohnte… für den, den er sein Kind nannte!
Am 2., 3. und 4. Januar glitt die Goëlette unablässig weiter nach Süden, ohne daß wir ein Land zu Gesicht bekamen. Immer begrenzte den Horizont die kreisförmige Scheidelinie zwischen Himmel und Wasser. Der Mann im Elsterneste meldete in diesem Theile des Südpolarmeeres weder ein Festland noch eine Insel. Sollten wir nun der Versicherung des Dirk Peters bezüglich der gesehenen Landgebiete mißtrauen? In den tiefsüdlichen Meeren kommen Augentäuschungen gar so leicht vor.
»Freilich, sagte ich zum Kapitän Len Guy, besaß Arthur Pym nach seiner Abfahrt von der Insel Tsalal keine Instrumente zu Höhenmessungen mehr.
– Das weiß ich, Herr Jeorling, und es ist recht wohl möglich, daß die erwähnten Länder westlich oder östlich von unserem Curs liegen. Am bedauerlichsten bleibt es, daß Arthur Pym und Dirk Peters nie eines davon angelaufen haben; dann hätten wir keinen Zweifel mehr an ihrer – ich fürchte – problematischen Existenz und wir würden sie schon auffinden….
– Wir werden sie finden, Herr Kapitän, wenn wir noch um einige Grade nach Süden segeln…
– Ich frage mich nur, Herr Jeorling, ob es nicht rathsamer wäre, in der Gegend zwischen dem vierzigsten und fünfundvierzigsten Meridian Nachsuchungen anzustellen.
– Unsere Zeit ist gemessen, antwortete ich bestimmt; damit würden nur viele Tage verloren gehen, da wir noch nicht die Breite erreicht haben, wo sich die beiden Flüchtlinge von einander trennten….
– Können Sie denn diese Breite angeben, Herr Jeorling?… In dem Berichte finde ich davon nichts, jedenfalls weil es unmöglich war, eine Berechnung der Ortslage auszuführen.
– Das weiß ich wohl, Herr Kapitän, ich weiß aber auch, daß das Boot von Tsalal aus sehr weit getrieben worden sein muß, wie es sich aus einem Satze des letzten Capitels ergiebt.«
Dieser Satz lautete nämlich folgendermaßen:
»Unsere Fahrt ging ohne besonderen Zwischenfall etwa sieben bis acht Tage weiter fort. In dieser Zeit müssen wir eine sehr große Strecke zurückgelegt haben, denn wir hatten fast stets Rückenwind und daneben trug uns eine starke Strömung in der gewünschten Richtung fort.«
Der Kapitän Len Guy kannte diesen Satz, den er ja viele Male gelesen hatte, ebenfalls, und so setzte ich denn hinzu:
»Es heißt ausdrücklich: »eine sehr große Strecke«, und das wird am 1. März gesagt, die Fahrt dauerte aber bis zum 22. desselben Monats und – wie Arthur Pym später mittheilt – »sein Boot trieb ununterbrochen nach Süden zu, unter dem Einflusse einer mächtigen und überaus schnellen Strömmung« – das sind seine eignen Worte. Kann man aus dem allen, Herr Kapitän, nicht den Schluß ziehen…
– Daß er bis zum Pole vorgedrungen wäre, Herr Jeorling?
– Ja, warum denn nicht, da es von der Insel Tsalal aus bis dorthin nur vierhundert Seemeilen weit ist?…
– Alles in allem kommt darauf ja nicht viel an! erwiderte der Kapitän Len Guy. Die »Halbrane« ist nicht zur Aufsuchung Arthur Pym’s, sondern zu der meines Bruders und seiner Gefährten hier. Wir haben uns nur darüber Gewißheit zu verschaffen, ob sie auf irgend einem Lande hier hatten Unterkommen finden können.«
Natürlich hatte der Kapitän Len Guy hierin völlig recht. Ich fürchtete auch immer, daß er Befehl geben würde, nach Osten oder Westen hin zu steuern. Da der Mestize aber
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