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Die Eissphinx

Die Eissphinx

Titel: Die Eissphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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noch lebte?… Ja… ich weiß es… es war einmal die fixe Idee des Mestizen, daß er ihn noch lebend wiederfinden werde. Hätte unser Kapitän Befehl zum Umkehren gegeben, so weiß ich nicht, wessen man sich von Dirk Peters hätte zu versehen gehabt. Vielleicht wäre er eher ins Meer gesprungen, statt mit nach Norden zurückzufahren. Deshalb fürchtete ich auch, daß er, als er die Mehrzahl der Matrosen gegen diese sinnlose Fahrt protestieren und von sofortiger Umkehr reden hörte, sich zu irgend einer Gewaltthätigkeit hinreißen lassen werde – vor allem gegen Hearne, der seine Kameraden von den Falklands im Geheimen zum Ungehorsam zu verleiten sachte.
    Jedenfalls galt es, keine Jusubordination und Entmuthigung an Bord aufkommen zu lassen. Um die Leute aufzurichten, ließ der Kapitän Len Guy auf mein Verlangen die ganze Mannschaft am Großmast zusammentreten und richtete an sie folgende Worte:
    »Ihr Leute von der »Halbrane«! Seit unserer Abfahrt von der Insel Tsalal ist unsere Goëlette um zwei Grad weiter nach Süden vorgedrungen, und ich melde Euch hiermit – in Uebereinstimmung mit dem von Herrn Jeorling unterschriebenen Vertrage – daß Euch damit viertausend Dollars, zweitausend für jeden Grad, außer der Ablöhnung zufallen, eine Summe, die Euch mit Beendigung unserer Reise ausbezahlt werden wird.«
    Man hörte darauf wohl einiges Murmeln der Befriedigung, doch keine Hurrahs, außer vom Hochbootsmann Hurliguerly und vom Koch Endicott, die aber bei den Andern keinen Widerhall fanden.

Fünftes Capitel.
Eine Abschweifung.
    Angenommen, daß die alten Leute zu dem Hochbootsmann und dem Koch, zum Kapitän Len Guy und zu Jem West halten und für die Fortsetzung der Fahrt stimmen sollten, wären wir, wenn die neuen Leute auf der Rückkehr bestanden, doch nicht in der Lage gewesen, das zu verhindern. Vierzehn Mann, Dirk Peters eingerechnet, gegen achtzehn, das war zu wenig, und dabei durfte man vielleicht noch nicht einmal auf alle alten Leute zählen. Auch sie konnten ja davor zurückschrecken, in diesen fast außerhalb der Erde gelegenen Gewässern zu fahren. Daneben fragte es sich, ob sie der fortwährenden Verhetzung durch Hearne und seine Kameraden widerstanden und sich nicht etwa jenen anschlossen, um die Rückkehr nach dem Packeise zu fordern.
    Mich beschlich ferner der Gedanke, daß der Kapitän Len Guy es selbst müde werden könnte, eine Fahrt fortzusetzen, die keinerlei Erfolg zeitigte. Würde er nicht bald auf die letzte Hoffnung verzichten, aus diesen weltfernen Gebieten die Matrosen der »Jane« retten zu können? Sollte er, bedroht von dem Herannahen des südlichen Winters, der unerträglichen Kälte, der furchtbaren Polarstürme, denen seine Goëlette nicht gewachsen war, nicht endlich den Befehl zur Umkehr ertheilen?… Welches Gewicht hätten dann meine Argumente, meine Beschwörungen und Bitten, wenn ich sie allein vorbrachte?
     

    »Ich denke, sie fühlen schon das Herannahen des Winters….« (S. 283.)
     
    Allein?… Nein!… Dirk Peters würde mich gewiß unterstützt haben, doch wer hätte auf uns beide hören mögen?
    Wenn der Kapitän Len Guy, dem gewiß das Herz bei dem Gedanken blutete, seinen Bruder und seine Landsleute im Stich zu lassen, jetzt auch noch widerstand, so fühlte ich doch, daß ihn die Entmuthigung schon übermannte.
    Nichtsdestoweniger wich die Goëlette nicht von der geraden Linie, der sie von der Insel Tsalal aus gefolgt war. Es schien, als würde sie von einem unterseeischen Magneten auf dem Meridian der »Jane« festgehalten – wenn es nur dem Himmel gefiel, sie nicht durch Strömungen und Winde davon abzutreiben. Der Macht der Natur hätten wir weichen müssen, gegen die von der Furcht geborene Beunruhigung konnten wir ankämpfen!
    Ich muß hier noch einen Umstand hervorheben, der unsere Fahrt nach Süden zu begünstigte. Nachdem sich die Strömung einige Tage hindurch abgeschwächt hatte, trat sie jetzt aufs neue mit der Geschwindigkeit von drei bis vier Seemeilen in der Stunde hervor. Offenbar – so erklärte mir der Kapitän Len Guy – herrschte sie in diesen Meeren ganz allgemein und wurde nur dann und wann von Gegenströmungen überwunden, die man auf Karten kaum genau hätte einzeichnen können. Leider konnten wir, so wichtig das für uns gewesen wäre, nicht entscheiden, ob das Boot, das William Guy und seine Leute von der Insel Tsalal weggetragen hatte, von der einen oder der andern mitgenommen worden war, denn man darf nicht übersehen, daß die

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