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Die Eistoten: Thriller (German Edition)

Die Eistoten: Thriller (German Edition)

Titel: Die Eistoten: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Buder
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er etwas aufbewahren würde, dann wären es Notizbücher oder einzelne Briefe. Was hatte Großvater zu Wegener und Gruber gesagt? Zugl war tot, seine Tochter war tot, und Inas Mutter saß im Irrenhaus.
    … wo du auch bald landen wirst.
    Wovor hatten Wegener und Gruber Angst? Hatten sie von Anfang an nicht an Zugls Theorie eines Mörders geglaubt und hatten ihn nur hingehalten, um ihn auszunehmen? Zuzutrauen wäre es ihnen. Und jetzt bekamen sie es plötzlich mit der Angst zu tun. Vier Jahre später holte sie der Tod der kleinen Ina wieder ein. Die Schmierereien an der Kirche, das tote Mädchen …
    Nach Mulders Artikel zu urteilen, war Ina in einer ähnlichen Position gefunden worden, in der man normalerweise nicht sterben konnte. Vielmehr sah es danach aus, als wäre sie schockgefroren.
    Sie hockte in der Ecke. Doch das Schrecklichste war, dass ihre Augen offen waren. An ihren Füßen lag ein Hund. Er war ebenfalls erfroren. Es sah aus wie eine Szene in einem Bild …
    Oder auf einem Foto, fügte Alice in Gedanken hinzu.
    Sie blätterte die Ordner durch. Großvaters Buchführung. Versicherungen, Rechnungen, Garantien und unzählige Gebrauchsanleitungen. Sie wunderte sich, wie akribisch ihr Großvater Buch führte. Jede Ausgabe war verzeichnet, auf Heller und Pfennig genau. Sogar das Geld, das er ihr auf dem Jahrmarkt für Bonbons gegeben hatte.
    Du kennst einen Menschen nie ganz, erst recht nicht, wenn du glaubst, ihm ganz nahezustehen. Großvater war nicht geizig,er führte jedoch über seine Großzügigkeit Buch. Doch nur, weil Großvater jeden Cent aufschrieb, den er ausgab, war er noch kein Mörder.
    Im ersten Stock war neben dem Badezimmer nur noch das Schlafzimmer. Ein Kleiderschrank, ein Holzstuhl, ein Doppelbett mit durchgelegener Matratze, ein Holzkreuz. Alice durchwühlte die Hemden und die Unterwäsche. Im Schrank sah es bereits chaotisch aus. Die Polizei hatte hier schon ihr Unwesen getrieben und nichts gefunden. Wie sollten sie auch etwas finden, wenn sie nicht wussten, wonach sie suchen sollten? Im Wohnzimmer hatte die Polizei noch gründlichere Arbeit geleistet. Schubladen waren herausgerissen worden, den Inhalt hatte man auf den Boden geworfen. Ein Bild von ihrer Großmutter lag mit zerbrochenem Rahmen neben einer Bibel, Fotoalben waren aufgeschlagen, Seiten fehlten. Eine zart rosafarbene Vase, die Alice immer bewundert hatte, weil sie nicht aus Porzellan, sondern aus durchsichtigem Rosenquarz gefertigt war, lag zerbrochen unter anderen Trümmern eines Lebens, von dem Alice nur ein kleiner Teil war. So war das mit den Großeltern. Die Enkel waren nur ein Teil am Ende ihres Lebens. Kurz vor der letzten Ausfahrt.
    Was für Idioten!, dachte Alice und hob die Vase auf. Dabei fiel ihr Blick auf das Fotoalbum, in dem einige Seiten fehlten. Auf einem Foto erkannte sie Großvater, als er noch jünger war. Auf einem anderen Foto entdeckte sie Zugl beim Skilaufen. Die Skibindung war altertümlich. Das Bild musste vor fünfzig Jahren gemacht worden sein. Dann glaubte Alice ihren Augen nicht zu trauen. Knapp hinter Zugl stand Stephan Lehmko. Er sah jedenfalls aus wie Stephan. In Wirklichkeit konnte es sich nur um Adibert Lehmko handeln. Auf einem anderen Foto waren Gruber, Lehmko und Wegener zu sehen. Sie waren nicht älter als zwanzig. Sie lachten in die Kamera. Zu diesem Zeitpunktahnte von ihnen noch keiner, wie ihre Wege sich später kreuzen würden. Adibert Lehmko glich seinem Sohn wie eine Kopie. Lehmko kannte Großvater, Wegener und Gruber schon sehr lange. Die Frage war auch, woher Lehmko, der kein Allgäuerisch sprach und sich ausdrückte, als lebte er noch im 18. Jahrhundert, eigentlich kam? Was hatte ihn nach Hintereck verschlagen? Freiwillig konnte er nicht hierhergekommen sein. Niemand kam freiwillig hierher außer zum Bergwandern.
    Adibert war als junger Mann etwas kräftiger als Stephan. Das Foto hatte wahrscheinlich Großvater selbst gemacht. In seiner Hand hielt er eine Art Kabel, das ein mechanischer Selbstauslöser sein konnte. Alice blätterte weiter. Die fehlenden Seiten waren mit Gewalt herausgerissen worden. Ein loses Foto fiel aus dem Album. Darauf waren nur Lehmko und Großvater zu sehen, aufgestützt auf ihre Skier, im Hintergrund die Berge, ein Stück Wald, Schnee und Fußabdrücke. Sie wischte über das Foto. Erst dachte sie, es sei ein Fleck über dem Kopf ihres Großvaters, doch der Fleck war etwas im Hintergrund, vor dem Wald. Es konnte ein Mensch sein oder eine Schneeflocke, die

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