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Die Eistoten: Thriller (German Edition)

Die Eistoten: Thriller (German Edition)

Titel: Die Eistoten: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Buder
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nichts den Geist. Ein elendiges Nest im Gebirge. Ich dachte, dort treffe ich keinen Schatten … dass ich dort allein bin.«
    »Sie haben auch die anderen gesehen, wie ich jetzt den Clown sehe?«
    »Mein ganzes Leben lang. Die Spektren waren immer um mich. Anfangs dachte ich, sie gehören zu der Welt, in der wir alle leben, aber dann stellte ich fest, dass nur ich sie sehen konnte, ich und meine Geschwister.«
    Wittgenstein wischte sich mit einem Taschentuch die Augen.
    »Nicht jeder erträgt das, Alice. Von meinen sieben Geschwistern haben drei Selbstmord begangen. Sie alle hatten die Gabe, wie du sie hast.«
    »Ich weiß nicht, ob es eine Gabe ist oder ob ich einfach nicht alle Tassen im Schrank habe. Heute habe ich den Weißclown gesehen. Im Haus von Lehmko, dem Lehrer …«
    »Oh, ich war auch einmal Lehrer, ich wollte immer Lehrer sein.«
    »Doch ich verstehe das nicht. Was hat der Clown in Lehmkos Haus zu suchen? Mein Lehrer ist Schriftsteller. Unter einem Pseudonym schrieb er eine Reihe von Vampirromanen. Ich habe zwei davon gelesen. In einem der Romane kommt ein Clown vor, genau wie ich ihn gesehen habe. Aber ich verstehe das nicht. Dieser Clown ist doch kein Autor wie Aristoteles oder wie Sie, ich meine, er hat nichts hervorgebracht, was die Menschheit geprägt hat. Der Clown ist nur eine fiktive Figur in einem Buch.«
    »Er ist, was du sehen willst, Alice. Es ist ein Spektre, eine dunkle Idee, deren Zeit noch nicht gekommen ist. Noch ist sie in einem Buch, in einer Geschichte. Die Spektren sind Ideen, die nur darauf warten, an die Oberfläche zu gelangen.«
    »Aber Lehmko lebt noch?«
    »Der Autor ist nur ein Werkzeug, benutzt von dunklen Mächten. Es gibt Bücher, die man lieber nicht liest. Verbotene Bücher, die von den Menschen Besitz ergreifen und sie versklaven. Ja, nichts ist mächtiger als eine Idee, deren Zeit gekommen ist. Hüte dich davor!«
    »Warum ist der Clown in Hintereck aufgetaucht?«
    »Jemand hat ihn wohl gerufen. Wie Flugsamen. Niemand sät, und doch fällt er irgendwo zu Boden und treibt etwas hervor.«
    »Können sie sterben?«
    »Wer?«
    »Na, diese Flugsamen, Ideen, Clowns oder was auch immer.«
    »Nicht, solange sie gelesen werden. Manche sind für Jahrtausende verschlossen oder in einer Sprache verfasst, die heute keiner mehr lesen kann. Sie sind eingesperrt in Archiven und Grabkammern, doch sie warten nur darauf, dass jemand sie findet und entziffert.«
    »Dann hat der Clown etwas mit Lehmko zu tun?«
    »Ich kenne diese Bücher nicht, aber es ist möglich, dass er mit ihnen etwas geweckt hat. Du solltest dich von ihm fernhalten. Es sind gefährliche Wesen.«
    »Vielleicht sollte ich gar nicht mehr lesen?«
    »Du hast eine Gabe, den Menschen Gutes zu bringen. Du kannst sie nicht ablegen.«
    »Was man nicht mehr loswird, das ist ein Fluch.«
    »Nütze die Gabe, doch nimm dich in Acht vor den verbotenen Büchern.«
    »Was für verbotene Bücher, Wittgenstein?«
    Alice redete mit dem leeren Bildschirm. Ihr Vater saß auf der Couch. Er hatte den Fernseher ausgeschaltet. Die Fernbedienung in der Hand, schüttelte er den Kopf.
    »Kannst du mir mal verraten, Alice, warum du mit dem Fernseher redest und vor einem Kanal sitzt, auf dem es kein Programm gibt?«
    »Ich …«
    »Sag mir doch, was ich davon halten soll?«
    »Gar nichts, Papa, du musst mir einfach vertrauen.«
    »Einfach vertrauen? Und meine Tochter dem Wahnsinn überlassen.«
    »Ich bin nicht verrückt, und das weißt du genau.«
    »Ich weiß, Alice, das alles ist zu viel für dich.«
    »Wir haben nicht mehr viel Zeit. Der Mörder wird bald wieder zuschlagen. Diesmal, um Zeugen loszuwerden. Du musst mir glauben.«
    »Alice, bitte. Dein Großvater ist gerade verhaftet worden. Er steht unter Verdacht, ein kleines Mädchen umgebracht zu haben, und du faselst etwas von einem Mörder, den es noch immer in Hintereck geben soll.«
    »Ich weiß es, Papa.«
    »Nein, du weißt gar nichts«, schrie er sie an, »du hast nur einen Haufen blödsinniger Verdächtigungen.«
    Womit ihr Vater gar nicht so falschlag. Sie hatte keine Beweise. Ohne Toms Aufzeichnungen hatten sie gar nichts in der Hand. Selbst die Aufzeichnungen waren kein stichhaltiger Beweis. Sie musste selbst herausfinden, wer hinter den Morden steckte.
    Wenn ihr Großvater ein perverser Mörder war?
    Wortlos verließ Alice das Wohnzimmer. Als sie im Flur an den wenigen Fotos ihrer Mutter vorbeiging, fielen ihr wieder die Familienfotos in Lehmkos Haus ein und was an ihnen so

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